Den Pixel-Geräten kommt in der Smartphone-Welt eine Sonderrolle zu. Immerhin steht hinter ihnen niemand anderer als Android-Entwickler Google selbst. Und der nutzt die Pixels nicht zuletzt als Basis für die Entwicklung neuer Generationen seines Betriebssystems. Das heißt in Konsequenz auch: Schlanke Softwareausstattung und Updates, die im Schnitt Monate früher kommen als bei anderen Herstellern. Doch Googles Ambitionen enden schon lange nicht mehr an diesem Punkt: Mit der Pixel-Reihe will man Smartphones entwickeln, die über die Kombination von Hardware, Software und Künstlicher Intelligenz mit Marktführern wie Samsung und Apple mithalten können.

Ein zugegebenermaßen hochgestecktes Ziel, das auch nicht immer so aufgeht wie man sich das so vorstellt. So brachten etwa die Displayschwächen des Pixel 2 XL Google im Vorjahr eine Flut an negativen Schlagzeilen ein. Auf solche Kritik angesprochen, wiederholt das Unternehmen ein aufs andere Mal den selben Satz: Es handle sich bei dem Aufbau der Hardwaresparte um ein mehrjähriges Unterfangen – und hier müsse man einfach auch schrittweise dazulernen. Die entscheidende Frage ist nun: Tut man dies auch wirklich? Um dies zu klären, braucht es natürlich ein neue Hardwaregeneration. Da ergibt es sich vorzüglich, dass diese gerade vorgestellt wurde – und der STANDARD eines der beiden Geräte bereits vorab zum Testen erhalten hat: Das Pixel 3 XL.

Ersteindruck

Einmal aus der Packung genommen fallen zunächst die offensichtlichen Ähnlichkeiten zum direkten Vorgängermodell auf. So ist das Pixel 3 XL mit seinen 158 x 76,7 x 7,9mm praktisch exakt gleich groß wie das Pixel 2 XL, das Gewicht ist mit 184 Gramm ebenfalls nur unmerklich höher. Auch die grundlegende Design-Richtung wurde beibehalten. Bei näherer Betrachtung zeigen sich dann aber rasch einige durchaus interessante Detailänderungen. Allen voran: Die Rückseite ist nun aus einem durchgängigen Stück Glas gehalten – allerdings mit einem gewissen Twist: Der Großteil davon wurde nämlich aufgeraut, um einen besseren Griff zu ermöglichen. Und das funktioniert tatsächlich, das Pixel 3 XL hält sich erheblich besser als die meisten anderen Smartphones mit Glasrückseite.

Das Pixel 3 XL.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Das was oben nach einem Glasfenster aussieht – und bei früheren Pixel-Generationen auch war – ist nun nur mehr ein reines Stilelement. Der Abgang vom bisherigen Metallgehäuse hat aber auch aus funktioneller Sicht durchaus gute Gründe – doch dazu später mehr. Der Rahmen ist natürlich weiterhin aus Aluminum gestaltet, um die notwendige Stabilität zu bilden, und gegen Beschädigung soll helfen, das sowohl Vorder- als auch Rückseite mit gehärtetem Gorilla Glass 5 ausgestattet sind. Erfahrene Smartphone-User wissen freilich, dass solche Versprechungen immer sehr relativ sind: Wenn das Gerät auf einen Steinboden fällt, wird das Glas mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem Schaden nehmen.

Weitere Detailveränderungen: Der Rand fühlt sich nun glatt an, hier kommt eine Soft-Touch-Beschichtung zum Einsatz. An einigen Stellen wurden die Radien verändert, was vor allem heißt, dass hinten die seitliche Abrundung stärker ausfällt als bei der Vorgängergeneration. Gleich geblieben ist hingegen, dass die Kamera leicht heraussteht, womit das Gerät nicht vollständig eben aufliegt – wie leider so viele andere aktuelle Smartphones auch. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung des Pixel 3 XL absolut nichts auszusetzen. Vor allem aber: das Gerät liegt trotz seiner Größe wirklich hervorragend in der Hand.

Im Zeichen des Notch

Deutlich kontroverser wird es dann beim ersten Anschalten des Geräts. Offenbart sich dabei doch, was seit Wochen die Poster in Techforen in Aufregung versetzt: Ein Displayausschnitt – oder wie es in schönstem Apple-Deutsch heißt: "Notch". Und zwar nicht irgendeiner, sondern ein Exemplar, das vor allem durch seine große Höhe auffällt. Grund dafür ist, dass das Pixel 3 XL sowohl eine Dual-Kamera sowie Stereo-Lautsprecher an der Seite verbaut – und all das braucht eben Platz. Jetzt hätte man das natürlich alles einfach nebeneinander anordnen können, wie es andere Hersteller tun. Eben das wollte man aber nicht, weil sonst der Platz für Benachrichtigungen und Statusbereich all zu eng wird, argumentiert Google. Das ist übrigens auch der Grund, warum das kleinere Pixel 3 keinen "Notch" aufweist: Hier wäre einfach nicht genügend Platz übrig geblieben.

Der Notch in drei Varianten: Normalzustand (links), versteckt durch eine schwarze Statuszeile (mitte) und ganz ausgeblendet (rechts)
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

All diese Erklärungen ändern aber wenig am Ergebnis: Von Haus aus reicht der Displayausschnitt recht weit in den Bildschirm hinein. Die konkrete Konsequenz: Die Statuszeile ist hier fast doppelt so hoch wie bei anderen Android-Smartphones – was zumindest "gewöhnungsbedürftig" ist. Fast noch wichtiger aber: Bei Videos, die im Fullscreen-Modus dargestellt werden, wird ein ordentliches Stück aus dem Geschehen herausgeschnitten. Dabei muss allerdings betont werden, dass dies meist nur bei einer hineingezoomten Ansicht – das ist etwa auf Youtube möglich – der Fall ist. Immerhin sorgen die Seitenverhältnisse aktueller Smartphones dafür, dass bei den meisten Filmen und anderen Videos ohnehin von Haus aus links und rechts schwarze Balken zu sehen sind. Da ist der Notch dann ziemlich egal.

Optionen

Wer sich mit diesem Look so gar nicht anfreunden kann, dem bietet Google eine interessante Alternative: Etwas versteckt in den Entwicklereinstellungen gibt es eine Option, um den "Notch" vollständig auszublenden. Dabei wird einfach der Bildschirmbereich seitlich des Ausschnittes deaktiviert. Infolge wird natürlich die zur Darstellung genutzte Fläche kleiner. Genau genommen entspricht sie dann exakt jenen 6 Zoll, die vom Vorgänger Pixel 2 XL bekannt waren – und es sieht auch genau so aus. Eine Option einfach statt dessen die Statuszeile immer schwarz zu halten, und so den Notch weniger auffällig zu machen, gibt es hingegen – zumindest derzeit – noch nicht. Wer dies unbedingt so will, kann diesen Stil aber über Dritt-Apps wie Nacho Notch erzwingen.

Display

Jenseits solcher Kontroversen gibt es aber auch noch eine andere Realität bezüglich des Bildschirms: Er ist nämlich überraschend gut. "Überraschend" deswegen, da man mit dem Display des Pixel 2 XL so seine liebe Not hatte. Google hat daraus offenbar seine Konsequenzen gezogen und den Lieferanten gewechselt. Das 6,3 Zoll große OLED-Display (2.960 x 1.440 Pixel, 523 PPI) kommt nun wieder von Samsung statt wie im Vorjahr von LG. Doch aus diesen Problemen hat man offenbar gelernt, all die spezifischen Problemen – wie die Blauverschiebung beim Kippen – sind verschwunden. Google betont zudem, dass man dieses Mal viel Zeit in die Kalibrierung gelegt hat, und die Darstellung im "Natural"-Modus zu hundert Prozent korrekt ist. Von Haus aus kommt aber ein anderes Farbprofil zum Einsatz und dieses nennt sich "Adaptiv". Dabei werden die Farben im User Interface stärker dargestellt, während bei Fotos kein solcher Boost vorgenommen wird, um Fehldarstellungen zu verhindern. In Summe hat das Display eine A+ Wertung von DisplayMate erhalten, oder um es ganz subjektiv zu formulieren: Mit freiem Auge lässt sich im Vergleich zum Note 9 kein relevanter Unterschied mehr feststellen – wenn man mal davon absieht, dass eine bessere maximale Helligkeit liefert. Aber bei der reinen Darstellungsqualität hat Google ganze Arbeit geleistet. Und noch ein kleines Detail: Trotz der gleichen Gehäusebreite ist das Display des Pixel 3 XL zwei Millimeter breiter als jenes seines Vorgängers. Es geht also näher an den Rand des Geräts.

Das Display des Pixel 3 XL ist deutlich besser geworden als beim Vorgänger. Blauverschiebungen beim Kippen zeigen sich hier jedenfalls nicht mehr.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Kamera

Kommen wir zu jenem Bestandteil, der die Pixel-Serie wie kein zweiter auszeichnet: Die Kamera. Und so viel sei vorab verraten: Das Pixel 3 XL kann in dieser Hinsicht mit einer Fülle von signifikanten Verbesserungen aufwarten – und zwar sowohl in Hinblick auf nützliche Funktionen als auch bei der Bildqualität. Dabei bleibt Google seiner bisherigen Strategie treu: Wo andere mittlerweile auf zwei, drei oder noch gar noch mehr Kameras an der Rückseite setzen, sagt sich Google: Das können wir alles auch mit einer. Auf der technischen Seite gibt es dabei einen 12,2 Megapixel-Sensor mit einer f/1.8-Linse und optischer Bildstabilisierung. Klingt zunächst wie eine direkte Kopie des Vorjahres, es handelt sich aber laut dem Hersteller um einen neueren Sensor, der einen besseren Dynamikumfang bietet. Und das zeigt sich bei den Bildern auch: Sie wirken in vielen Situationen noch einmal "knackiger" als die in dieser Hinsicht ohnehin schon sehr guten Aufnahmen des Vorjahresmodells.

Eine kleine Ausnahme gibt es aber: Bei einzelnen Testfotos zeigte sich ein offensichtliches Versagen des Weißabgleichs unter Kunstlicht. Infolge wurden dann etwa Gesichter viel zu rot dargestellt oder weiße Flächen in Gelb gedacht. Angesichts dessen, dass dies nicht so recht zu den anderen Ergebnissen passt, ist hier wohl von einem Software-Bug auszugehen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Test mit Pre-Release-Software durchgeführt wurde.

Viel Licht, viel Schatten: Das Pixel 3 XL meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Nachtaufnahme

Doch während sich die Unterschiede zwischen aktuellen Top-Smartphones bei guten Lichtverhältnissen eher schon im geschmäcklerischen Bereich bewegen, zeigen sich die relevanten Fortschritte beim Pixel 3 vor allem am Abend. Nachtaufnahmen wirken durchgängig kontrastreicher und rauschärmer als beim Vorgänger. Die Bilder sind auch etwas wärmer und bieten eine noch bessere Dynamik. Auffällig ist zudem, dass der Autofokus selbst bei sehr sehr wenig Licht noch funktioniert. Andere Smartphones liefern in so einem Setting nur mehr verschwommene Geisterbilder. Was besonders auffällt: Das Pixel 3 geht sehr gut mit hellen Lichtquellen um. Wo diese bei Pixel 2 und den meisten anderen Top-Smartphones am Abend oftmals das Geschehen überstrahlen, zeigt sich dieser Effekt hier erheblich weniger.

Und all das ist übrigens erst der Anfang: Jener "Nachtsicht"-Modus, den Google im Rahmen der Präsentation des Pixel 3 vorgezeigt hat, soll nämlich erst mit einem Update im November folgen. Damit soll es dann möglich sein, selbst bei sehr wenig Licht noch ansehnliche Fotos zu produzieren. Von Google zur Verfügung gestellte Testbilder scheinen das zu bestätigen – wirken aber auch extrem unrealistisch. Das hat natürlich einen durchaus guten Grund: Werden hier die Farbinformationen doch über Maschinenlernen hinzugefügt, da der Sensor einer Smartphone-Kamera in so einem Setting einfach nicht mehr genug Informationen liefert. Insofern muss sich erst zeigen, wie nützlich das Ganze im Alltag dann tatsächlich ist.

Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Eine bewusst schwierig gewählte Abendsituation zeigt die Fortschritte von Pixel 2 XL (oben) zu Pixel 3 XL (unten) gut.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Zoom

Ein Bereich, bei dem die Nutzung mehrere Sensoren unzweifelhafte Vorteile birgt, ist die Zoom-Funktion. Googles Antwort darauf heißt "Super Resolution Zoom": Dieser verspricht deutlich mehr Details aus Aufnahmen herauszuholen als es ein klassischer digitaler Zoom kann. Und das geht so: Das Pixel 3 schießt rund um die eigentliche Aufnahme in schneller Abfolge bis zu 15 Bilder. Nun nutzt man einfach das dabei unvermeidliche Wackeln der Hand, um mehr Informationen zu einem Bild zu bekommen, immerhin ergibt sich dabei immer eine leicht andere Position. Das wird dann hochgerechnet, um zusätzliche Details anzeigen zu können. Wer mitgedacht hat, dem könnte nun ein Problem an diesem Ansatz auffallen: Mit einem Stativ dürfte das eigentlich nicht klappen, weil dabei die Position ja stabil ist. Dies umgeht Google mit einem interessanten Trick: Man bewegt einfach die optische Bildstabilisierung minimal – was durch die Berechenbarkeit noch bessere Ergebnisse liefert.

Zweifachzoom mit Pixel 2 XL.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Zum Vergleich: Beim Pixel 3 XL bleiben dank "Super Resolution Zoom" wesentlich mehr Details übrig.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD
Bei Aufnahmen mit vielen Details zeigen sich aber auch die Beschränkungen dieser Technologie. Die Blätter wirken bei näherer Betrachtung sehr künstlich. (Zoom-Faktor ebenfalls 2)
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Im Test zeigt sich, dass die damit erzielbaren Ergebnisse tatsächlich deutlich besser sind als mit einem klassischen digitalen Zoom. Vor allem bei einem Vergrößerungsfaktor von 2 sind die Bilder noch immer sehr ansehnlich. Geht man dann weiter in die Details zeigt sich natürlich der Vorteil einer echten Telefotokamera, wie sie etwa Samsung beim Note 9 nutzt: Bei Vergrößerungsfaktor 8 sind hier wesentlich mehr Details zu erkennen, während das Pixel 3 gerade bei komplexen Strukturen sehr künstlich wirkende Formen produziert.

Eigene Google-Hardware

Um all das überhaupt zu ermöglichen, braucht es natürlich auch die notwendige Hardware: Google verbaut hier einen eigenen Chips namens Pixel Visual Core. Der war zwar schon im Pixel 2 zu finden, wurde dort aber nur für wenige Aufgaben genutzt. Beim Pixel 3 kommt er nun für praktisch alle Fotoaufgaben zum Einsatz. Zudem handelt es sich um eine neuere Version des Chips, die noch einmal deutlich flotter ist. Erst damit wird es überhaupt erst möglich in so schneller Abfolge bis zu 15 Bilder zu schießen und diese umgehend zu einer Aufnahme zusammenzufügen.

Die Porträtfunktion kann auch genutzt werden, um den Hintergrund in Graustufen zu tauchen.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Diese Möglichkeiten kommen auch noch für ein weiteres neues Feature zum Einsatz, das sich "Topfoto" nennt: Wird bei einem Schnappschuss der richtige Moment verpasst, schlägt das Pixel 3 eine alternative Aufnahmen vor – immerhin hat man ja noch 14 andere Bilder zur Auswahl. Dieses lässt sich dann zusätzlich zur eigentlichen Aufnahmen speichern. Ein Feature, dass man schon nach kürzester Zeit nicht mehr missen möchte. Dabei sei allerdings betont, dass dies mit gewissen Einschränkungen einhergeht: Immerhin werden all diese Zusatzbilder mit einer geringeren Auflösung gespeichert, und zwar mit 1.024 x 768 Pixel. Google kombiniert dann aber noch mehrere Bilder, damit es solche "Topfotos" zumindest mit 2.048 x 1.536 Pixel gibt.

Fokus auf das Wichtige

Eine weitere sehr sinnvolle Verbesserung: Die Kamera des Pixel bietet jetzt einen "fixierten Fokus": Ein mit einem Touch angewähltes Objekt wird so lange verfolgt, bis es aus dem Bild verschwindet – und dabei immer scharf gehalten. Das funktioniert auch tatsächlich wirklich gut, insofern wird das schnell zu einem unerlässlichen Feature für aufstrebende Katzenfotografen. Ebenfalls ein nettes Plus: Dank Maschinenlernen kann Google Gesichter in Fotos erkennen – etwas das man schon bisher für den Porträtmodus nutzt, der übrigens für das Pixel 3 noch mal verbessert wurde. Diese Daten nutzt man nun aber noch für ein anderes Feature, das man "Synthetic Fill Flash" nennt. Dabei werden Gesichter in Fotos aufgehellt, um sie auch vor hellen Hintergründen stärker herauszuheben. Ein Trick, dessen sich sonst auch die professionelle Fotografie bedient, dort aber natürlich anders umgesetzt wird – und zwar üblicherweise mithilfe von Reflektorfolien.

Schattenspiele mit der Kamera des Pixel 3 XL.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Dann gibt es aber noch so manche Neuerung, die man eher in der Kategorie Gimmick verbuchen kann: Allen voran der Playground-Modus, bei dem virtuelle Objekte in Fotos oder Filmen eingefügt werden könne – etwa Iron Man aus den Marvel-Filmen. Wem das Ganze bekannt vorkommt: Das gab es schon zuvor schon unter dem Namen ARSticker, jetzt lässt sich mit diesen Objekten aber zum Teil auch Interagieren.

Frontkamera

Angesichts dessen, dass Google auf der Rückseite nur eine Kamera verbaut, verblüfft, dass man an der Front derer zwei einsetzt – beide mit acht Megapixel. Das Unternehmen offeriert aber auch für diese Entscheidung eine Erklärung: Hier habe man nämlich – im Gegensatz zur Rückkamera – tatsächlich einen konkreten Anwendungsfall: Gruppenselfies. Da die zweite Kamera als Weitwinkel ausgelegt ist, kann man erheblich mehr Personen auf so ein Bild bringen, als es sonst der Fall wäre. Das ist zwar prinzipiell richtig – und auch durchaus nützlich -, ob das alleine als Rechtfertigung dafür taugt, im Gegenzug einen solch großen Notch zu verbauen, ist allerdings mehr als zweifelhaft. Immerhin nutzt man die zweite Kamera sonst tatsächlich für nichts: Spekulationen, dass man diesen Aufbau auch für eine sicherere Form der Gesichtserkennung verwendet, haben sich nicht bewahrheitet. Auch hier gibt es noch ein kleines Gimmick: Im Photobooth-Modus kann nämlich dem Smartphone die Entscheidung überlassen werden, wann die Aufnahmen getätigt werden. Das tut es dann auch recht gut, wenn die Beteiligten grinsen oder Grimassen schneiden.

Obligatorisches Katzenporträt.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Videos

Bei den Videofähigkeiten des Pixel 3 fällt vor allem eines auf: Wie gut die Stabilisierung funktioniert – das war aber auch beim Vorgänger schon so. Neu ist hingegen ein Anti-Flicker-Sensor, der die Aufnahmen automatisch mit flickernden Lichtquellen synchronisiert, um entsprechende Störungen zu minimieren. Ebenfalls frisch hinzugekommen ist eine automatische Anpassung der Bildrate je nach gerade gefilmtem Inhalt – und zwar auch während des Filmens. Das geht allerdings nur mit 1080p, was auch daran liegt, dass das Pixel 3 XL 4K-Videos nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde schießt. Angesichts dessen, dass der Prozessor eigentlich leistungsfähig genug wäre, ist das eine kleine Enttäuschung. Neu ist dafür der Support für externe Mikrofone und dass von Haus aus Stereo-Sound bei Videos aufgenommen wird.

Neue App

Parallel zu all diesen neuen Funktionen wurde auch die Kamera-App für Pixel-Smartphones grundlegend neu gestaltet – und das hat ihr sehr gut getan. Viele wichtige Funktionen, wie etwa der Porträtmodus, sind nun schneller erreichbar. Dabei sind auch neue Optionen hinzugekommen: So gibt es nun endlich einen RAW-Modus, der sich allerdings von entsprechenden Optionen bei anderen Kameras signifikant abhebt. Handelt es sich dabei doch um etwas, das Google "Computational RAW" nennt. Hier sind also bereits 15 Einzelbilder zusammengeführt, wodurch sich unter anderem ein wesentlich geringeres Rauschen ergibt als es sonst bei einer Smartphone-Kamera der Fall wäre. Alle anderen Nachbearbeitungen, die man sonst an den Fotos vornimmt, entfallen aber natürlich – immerhin soll es ja ein RAW-Modus sein. Ist diese Option aktiviert werden entsprechende Bilder zusätzlich zur gewohnten Aufnahme in einem eigenen Ordner abgelagert.

Parallel zur Vorstellung des Pixel 3 (XL) wurde die Kamera-App umgestaltet.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Zudem gibt es jetzt die Möglichkeit Videos im H.265-Format abzuspeichern. Das neuere Videocodec macht die resultierenden Daten erheblich kleiner, umgekehrt wird dieses natürlich noch nicht von allen anderen Geräten unterstützt. Dies gilt es also zu bedenken, wenn man solch Clips dann an anderer Stelle abspielen will.

Und noch ein nettes Extra. Sämtliche mit dem Pixel 3 XL erstellten Bilder und Videos können bis zum Jänner 2022 in Originalauflösung mit Google Photos synchronisiert werden – ohne dass dies dem eigenen Speicherplatz bei Google angerechnet wird. Eine Ausnahme gibt es hier aber: Für RAW-Bilder gilt dieses Angebot nämlich nicht.

Stereo-Sound

Doch noch einmal zurück zum Look des Pixel 3 XL: Denn neben dem großen Notch fällt auch noch auf, dass unterhalb des Bildschirms noch ein deutlicher Rahmen zu sehen ist – ein "Kinn" also. Laut Google ist dies darauf zurückzuführen, dass man besonderen Wert auf die Klangqualität des Smartphones legen wollte, wofür an dieser Stelle ein zweiter Lautsprecher gebraucht wird. Nun kann man das glauben oder auch nicht. Klar ist jedenfalls, dass das neue Google-Gerät für ein Smartphone wirklich sehr guten Klang liefert, und dabei auch ungewöhnlich laut wird. Ganz ohne Einschränkung gibt es dieses Lob aber nicht. Denn wer genau hinschaut, dem wird schnell auffallen, dass der obere Lautsprecher kleiner als der untere ist. Und das hat genau die Auswirkung, die zu befürchten war: Der untere Lautsprecher ist kräftiger, womit der Stereoklang eine leichte Schlagseite hat.

Performance

In früheren Zeiten hieß die Regel für einen Test wie den vorliegenden: Der Prozessor kommt zuerst, immerhin ist er die wichtigste Komponente eines jeden Smartphones. Doch diese Behauptung lässt sich mittlerweile nicht mehr wirklich aufrechterhalten. Klar geht ohne CPU (genauer eigentlich: SoC – also System on a Chip) weiter nichts, gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen einzelnen Hardwaregenerationen im Alltag kaum mehr merklich.

Wie dem auch sei: Das Pixel 3 bietet einen Snapdragon 845 und damit den aktuellen Topchip von Qualcomm. In Benchmarks liefert dieser die zu erwartenden Ergebnisse. Da bereits zahlreiche Smartphones mit diesem Chip auf dem Markt sind, gibt es in dieser Hinsicht also keinerlei Überraschungen. Relevant ist damit noch am ehesten der Vergleich zur aktuellen Samsung-Gerätegeneration, die eigene Prozessoren einsetzt. Hier zeigt sich, dass der Snapdragon vor allem bei der Grafikperformance vorne liegt. Im direkten Vergleich zum Pixel 2 halten sich die merkbaren Unterschied ebenfalls in engen Grenzen. Am ehesten merkt man einen Performancezuwachs noch bei reduzierten App-Ladezeiten oder bei einem etwa zackigeren Wechsel zwischen mehreren Programmen. Trotz dieser eher nüchternen Beschreibung bleibt natürlich die Realität, dass Google seine Smartphones in Performancefragen besser optimiert als irgendein anderer Android-Hersteller. Insofern bekommt man hier also auch absolute Spitzenleistung geboten.

RAM

Mit einer Ausnahmen allerdings: Google hat sich nämlich dazu entschlossen "nur" 4 GB RAM in sein Smartphone zu verbauen, während andere Anbieter hier 6 oder gar 8 GB bieten. Das macht zwar für die Kernperformance keinen Unterschied, in einem Punkt hat die Konkurrenz damit aber die Nase vorne: Mehr RAM heißt einfach, dass mehr Programme gleichzeitig im Speicher gehalten werden können. Nun ist Googles Android-Variante zwar sparsamer als die vieler Mitbewerber, trotzdem heißt dies, das schneller mal unbenutzte Apps beendet werden. Wer viele Programme nutzt, wird also öfters einen kompletten Neustart von Apps erleben als etwa bei einem Note 9 oder einem OnePlus 6. Und das kann natürlich gerade bei größeren Spielen mit ihren langen Ladezeiten nerven.

Die Rückseite des Pixel 3 XL ist gewohnt schlicht gehalten.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Akku

Die beste Performance bringt allerdings wenig, wenn der Akku leer ist, bleibt sie dann doch theoretischer Natur. Insofern könnte Sorge bereiten, dass die Ladekapazität des Pixel 3 XL mit 3.430 mAh etwas kleiner ist als beim direkten Vorgänger. Das Pixel 2 XL hatte noch 3.520 mAh. Diese Bedenken können aber glücklicherweise zerstreut werden. Im Testverlauf konnte eine Screen-On-Time von rund sechs Stunden erzielt werden – ein äußerst guter Wert. Betont sei, dass solche Ergebnisse stark von der eigenen Nutzung und den Umgebungsbedingungen abhängen. Insofern lassen sich solche Zahlen nur schwer generalisieren. Trotzdem gehört das Pixel 3 XL damit zu den besten Smartphones in Hinblick auf die Akkulaufzeit.

Rückkehr des Wireless Charging

Die verblüffende Schrumpfung des Akkus ist nicht gar so verblüffend, wenn man weiß, dass es im Gegenzug ein neues Feature gibt: Zum ersten Mal seit dem Nexus 6 gibt es bei einem Google-Smartphone wieder Wireless Charging (nach dem Qi-Standard). Und das braucht natürlich etwas Platz im Gehäuse. Hier ist übrigens der Grund für den Wechsel auf eine Glasrückseite zu finden, Metall verträgt sich nicht mit drahtlosem Laden. Erfreulicherweise unterstützt Google dabei auch gleich Fast Wireless Charging, womit der Akku im Test innerhalb von 121 Minuten vollständig aufgeladen war. Noch schneller geht es mit dem mitgelieferten USB-C-Ladegerät (18 Watt), mit diesem war das Smartphone bereits nach 1:44 Stunden voll. Trotzdem sind hier andere aktuelle Smartphones flotter. Allerdings zeigt sich beim Pixel 3 XL gegen Ende hin eine massive Verflachung der Ladekurve, 80 Prozent waren nämlich bereits nach einer Stunde erreicht.

Connectivity

Ein paar weitere Eckdaten im Schnelldurchlauf: Es wird WLAN 5 (802.11ac), LTE Cat. 16 sowie Bluetooth 5.0 + LE unterstützt. Das Pixel 3 XL beinhaltet übrigens – wie schon sein Vorgänger – eine eSIM, die dieses Jahr auch aktiv genutzt werden soll. Eine detaillierte Liste der unterstützenden Provider gibt es dabei noch nicht, allerdings soll sich die Deutsche Telekom darunter finden. Beim Pixel 2 XL war die eSIM noch auf Googles eigenen Provider "Project Fi" beschränkt. Ein Dual-SIM-Modus – also ein Parallelbetrieb zur klassischen Nano-SIM – ist laut Google aber zumindest derzeit nicht möglich.

Zur Standortbestimmung werden GPS, Glonass, Galileo und Beidou unterstützt. Das Smartphone ist nach IP68 wasserdicht. Auf der Rückseite ist ein – sehr flott und zuverlässig arbeitender – Fingerprintsensor zu finden. "Active Edge" ermöglicht erneut über ein Drücken des Rahmens den Google Assistant aufzurufen. Zur Verbindung nach außen gibt es einen USB-C-Anschluss (USB 3.1), eine klassische Kopfhörerbuchse sucht man hingegen vergeblich. Zumindest legt Google aber noch einen passenden Adapter bei.

Kopfhörer

Neu ist zudem, dass Google nun erstmal eigene USB-C-Kopfhörer mitliefert. Dabei handelt es sich um eine Art kabelgebunden Spielart der Pixel Buds des Vorjahres. Klanglich darf man sich davon in etwa das erwarten, was so mitgelieferte Kopfhörer üblicherweise hergeben. Ein echter Pluspunkt ist dafür die Google-Assistant-Integration. Die Nutzer können sich also Benachrichtigungen vorlesen lassen, oder auch allgemeine Sprachbefehle erteilen oder Messages diktieren. In Summe also ein nettes Extra, das es übrigens im Google Store auch separat zu haben gibt – und zwar um 35 Euro.

USB-C-Kopfhörer werden mitgeliefert.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Storage

Der lokale Speicherplatz des Pixel 3 XL liegt je nach Ausführung bei 64 oder 128 GB, MicroSD-Slot gibt es keinen. Dafür ist Google für das auf dem Gerät genutzt Dateisystem auf F2FS gewechselt, woraus in Benchmarks vor allem bei zufälligen Schreibzugriffen eine signifikante Performancesteigerung resultiert. Detail am Rande: Ursprünglich wurde F2FS von Samsung speziell für Flash-Datenspeicher wie sie bei Smartphones genutzt werden, entwickelt. Nachdem es damit aber immer wieder Probleme gab, haben über die Jahre alle Hersteller davon Abstand genommen. Das Pixel 3 (XL) ist nun das Erste, dass es wieder mit F2FS versucht, bleibt zu hoffen, dass Google die damaligen Probleme mittlerweile beseitigen konnte. Aktuell wurde das Dateisystem unter anderem mit integriertem Support für Dateisystemverschlüsselung erweitert – eine grundlegende Voraussetzung für ein Top-Android-Gerät.

Eigener Sicherheitschip

Apropos Sicherheit: In dieser Hinsicht hat das Pixel 3 XL nämlich einen sehr interessanten Neuzugang zu vermelden: Mit dem Titan M gibt es erstmals einen eigenen Sicherheitschip direkt aus der Entwicklung von Google selbst. Dabei handelt es sich um eine Variante jenes Chips, der auch die Rechenzentren des Unternehmens vor jeglichen Manipulationen an Hard- oder Software schützen soll. Die Aufgabe von Titan M ist es den Bootprozess des Geräts abzusichern, den Lockscreen zu sichern und auch die Festplattenverschlüsselung zu härten. So ähnlich kennt man das schon von anderen "Secure Enclaves" wie der ARM Trustzone, auf denen ebenfalls ein eigenes Betriebssystem unabhängig von Android läuft. Titan M soll aber nicht zuletzt über eine reduzierte Komplexität deutlich höhere Sicherheit bieten. Zudem geht der neue Chip auch über das hinaus, was andere solcher Lösungen bisher bieten. Soll er doch auch für andere Apps zur Verfügung stehen. Google verweist als Beispiele hier etwa auf Bank-Apps oder auch Programme zur Steuerung einer Insulinpumpe.

Software

In Fragen Software gibt es keine großen Überraschungen: Das Pixel 3 XL wird mit dem aktuellen Android 9 "Pie" ausgeliefert. Das kennt man schon vom Pixel 2 her so, insofern sei an dieser Stelle nur auf spezifische Unterschiede eingegangen: Die wichtigste ist dabei wohl auch gleich die kontroverseste: Das Google-Smartphone nutzt nun nämlich exklusiv die neue Gestensteuerung von Google, die bei älteren Geräten noch optional war.

Der Default-Homescreen des Pixel 3 XL (links). Es gibt eine neue Pixel Tips-App, die beim Einstieg helfen soll (mitte). Und jeder Pixel Stand lässt sich individuell konfigurieren (rechts).
Screenshots: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Nett ist hingegen ein Feature, das man "Psst" nennt. Legt man das Smartphone mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch, wird automatisch der Do Not Disturb-Modus aktiviert. Damit kann man etwa in Konferenzen rasch das störende Brummen eingehender Messages unterbinden. Wer das nicht will, kann beruhigt werden: Dieses Feature ist nämlich optional. Ebenfalls – zumindest vorerst – exklusiv für das Pixel 3: Google Lens kann jetzt einige Dinge auch offline mithilfe der Kamera erkennen – darunter Textpassagen. Zudem liefert Lens nun auch Vorschläge in Echtzeit, einfach wenn man die Kamera bewegt, und ohne vorher ein Foto machen zu müssen. Diese Feature nutzt übrigens den zuvor erwähnten Pixel Visual Core, was auch die Exklusivität erklärt.

Die softwareseitig wohl spannendste Innovation des Pixel 3 (XL) nennt sich "Call Screen", hat aber einen entscheidenden Nachteil. Sie ist vorerst ausschließlich in den USA verfügbar. Trotzdem sei das Ganze kurz erklärt: Die Nutzer können künftig eingehende Anrufe – etwa von unbekannten Nummern – an den Google Assistant delegieren. Dieser hebt dann ab, und fragt, was das Gegenüber will, während der Angerufene all das in Echtzeit mitlesen und im Bedarfsfall abheben kann. Eine äußerst nützlich Angelegenheit um Werbeanrufe und Umfrageinstitute abzuwimmeln. Das Ganze ist übrigens mit jenem "Duplex" genannten Service verwandt, den Google unter großem Aufsehen vor einigen Monaten im Rahmen der Google I/O vorgezeigt hat.

Updates

Eine der zentralen Stärken von Googles eigenen Smartphones ist die Update-Versorgung: Nirgendwo sonst in der Android-Welt gibt es so zuverlässig und rasch neue Softwareversionen. Das gilt auch für das Pixel 3 XL, und doch kann man die Enttäuschung nicht ganz verbergen: Die über drei Jahre garantierten Updates – sowohl für Sicherheitsaktualisierungen als auch große Versionssprüngen – mögen zwar Bestwert in der Android-Welt sein. Trotzdem wäre es für Google langsam mal an der Zeit diesen Wert zu erhöhen. Liefert hier doch etwa Konkurrent Apple erheblich bessere Supportzeiten.

Die Kamera des Pixel 3 XL steht wieder leicht heraus.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Nicht (direkt) in Österreich

Ebenfalls enttäuschend: Die regionale Verfügbarkeit des Pixel 3 (XL) bleibt äußerst bescheiden: Gerade einmal 13 Länder beliefert Google mit seinem Smartphone. Das sind zwar ein paar mehr als noch im Vorjahr, Österreich ist aber weiter nicht dabei. Zwar ist es nicht sonderlich schwer, sich das Gerät einfach aus Deutschland zu besorgen, und auch einige lokale Händler werden das Smartphone wohl schon bald in ihr Angebot nehmen. Trotzdem ist es für ein Unternehmen der Größe von Google einigermaßen peinlich, dass die regionale Expansion nicht schneller geht. Von Seiten Googles hört man dazu die immer gleichen Ausreden: Man sei eben eine vergleichsweise kleine Abteilung bei Google, die wirtschaftlich arbeiten muss. Eine Argumentation, die innerhalb des Unternehmens logisch erscheinen mag, bei Außenstehenden aber bestenfalls Kopfschütteln auslöst.

Wie dem auch sei: Das Pixel 3 XL kann in Deutschland ab einem Preis von 949 Euro vorbestellt werden, für das 128 GB-Modell gilt es noch einmal 100 Euro aufzuschlagen. Der Preis ist damit nicht nur um 10 Euro höher als beim Vorgänger, Google positioniert seine Geräte auch ganz klar im Premiumbereich, in dem aktuelle Apple und Samsung dominieren. Die Auslieferung des Pixel 3 XL beginnt in den USA am 19. Oktober, Europa folgt dann mit dem 2. November.

Pixel Stand

An dieser Stelle wäre der Test eigentlich zu Ende, gäbe es da nicht noch ein sehr interessantes Accessoire: Um 79 Euro verkauft Google nämlich seinen Pixel Stand: Dieser dient nicht nur dazu, das Smartphone drahtlos aufzuladen, er verwandelt das Gerät auch in ein smartes Display. Darüber können also Fragen an den Google Assistant gestellt werden, die dann am Bildschirm visuell aufbereitet werden. Auch eine Diashow mit Bildern aus Google Photos lässt sich an dieser Stelle darstellen, in Verbindung mit einer Nest Hello-Kamera kann zudem angezeigt werden, wer gerade an der Tür läutet Und besonders nett: Der Pixel Stand kann zum sanften Aufwachen genutzt werden. Dabei wird dann ab 15 Minuten vor dem Wecker ein zunehmend heller werdender Farbton am Display dargestellt, um den Sonnenaufgang zu simulieren.

Der Pixel Stand verwandelt das Smartphones in ein Display.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Interessanterweise kann das Pixel 3 (XL) dabei den Pixel Stand einzeln erkennen, was eine individuelle Konfiguration erlaubt. Damit kann man dann etwa im Wohnzimmer eine Diashow aktivieren, während in der Arbeit nicht einmal die privaten Kalendertermine angezeigt werden. Prinzipiell lässt sich der Pixel Stand natürlich auch für andere Smartphones mit QI-Support nutzen, doch all die zusätzlichen Features gibt es hier natürlich nicht – und auch das Laden ist nur halb so schnell. Für Pixel-3-Käufer erscheint es hingegen fast schon logisch den Pixel Stand dazu zu nehmen. Einzige wirkliche Enttäuschung dabei bleibt das ziemlich beliebige Design im Plastik-Look.

Fazit

Eines ist Google zweifellos klar: Alleine über Hardware hätte man gegen Firmen wie Apple oder Samsung im Premiumbereich wenig Chancen. Immerhin haben diese in dieser Hinsicht nicht nur mehr Erfahrung, vor allem entwickeln beide zentrale Komponenten selbst. Da kommt es Google aber natürlich zupass, dass die Hardware in so einem Smartphone immer unwichtiger wird. Angesichts einer abflachenden Innovationskurve erhält die Software eine laufend wichtiger werdende Rolle – und diese Stärke spielt Google vor allem bei der Kamera aber auch bei anderen smarten Features sehr klug aus.

Erfreulich ist zudem, dass Google von Jahr zu Jahr dazulernt: Mit dem Pixel 3 XL behebt man einige der Kritikpunkte am Vorgänger allen voran die Schwierigkeiten mit dem Display. Auch die Unterstützung von Wireless Charging ist ein echtes Plus. Gleichzeitig werden bestehende Stärken forciert: Die Fortschritte bei der Kamera sind tatsächlich beeindruckend, bei der Software gibt es ebenfalls einige wirklich sinnvolle Verbesserungen.

Ganz ohne Fehl ist das Pixel 3 XL aber natürlich nicht: Den Notch kann man durchaus abstoßend finden, das RAM fällt mit 4 GB nicht so groß wie bei der Konkurrenz aus. Und dass es keinen MicroSD-Slot oder einen Miniklinkenstecker gibt, wird so manch potentielle Käufer ohnehin schon frühzeitig abschrecken. Ganz zu schweigen von prinzipiellen Fragen, die für die gesamte Branche gelten: Im Vergleich zum Vorjahr bieten aktuelle Geräte nur mehr einen relativ überschaubaren Innovationssprung. Und dann wäre da noch der Umstand, dass man für Geräte der Premiumkategorie mittlerweile ganz schön tief in die eigene Tasche greifen muss. Ob sich das wirklich rentiert, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Doch all das ändert wiederum nichts an einem simplen Fakt: Google ist mit dem Pixel 3 XL ein wirklich hervorragendes Smartphone gelungen. (Andreas Proschofsky, 15.10.2018)