Ein schlafender Tegu. Wovon er träumt, bleibt sein Geheimnis.
Foto: Paul-Antoine Libourel

Lyon – Einen ungewöhnlichen Forschungsgegenstand haben sich französische Wissenschafter von der Universität Lyon ausgesucht: Sie betreiben Traumfoschung – und zwar bei Echsen. Dabei sind sie auf einige Antworten gestoßen, die allerdings zu noch mehr Fragen führen.

Träume könnten etwas Uraltes sein

Am häufigsten kommen Träume im sogenannten REM-Schlaf vor, der durch schnelle Augenbewegungen hinter geschlossenen Lidern ("Rapid Eye Movements") gekennzeichnet ist. REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf sind die beiden unterschiedlichen Schlafphasen, die es nicht nur beim Menschen, sondern auch bei weiten Teilen unserer Säugetierverwandtschaft gibt.

Auch bei Vögeln konnte man bereits unterschiedliche Schlafphasen feststellen, vor zwei Jahren auch erstmals bei einer Echse, genauer gesagt bei der Streifenköpfigen Bartagame (Pogona vitticeps). Die letzten gemeinsamen Vorfahren von Säugetieren einerseits und Vögeln sowie Echsen andererseits lebten vor etwa 350 Millionen Jahren: Möglich also, dass das Träumen eine dementsprechend sehr alte Errungenschaft der Gehirnentwicklung ist, spekulieren die Forscher aus Lyon.

Vorerst unerklärliche Unterschiede

Sie nahmen sich nun eine zweite Echsenart vor, den Schwarzweißen Teju (Salvator merianae) aus Südamerika. Auch bei dem zeigten sich zwei unterschiedliche Schlafphasen – damit endeten jedoch die Ähnlichkeiten zu anderen Tieren. Bei Säugetieren weisen Augen- und Gehirnaktivität Parallelen zum Wachzustand auf. Haustierbesitzer kennen das Phänomen, wenn ihre Lieblinge im Liegen die Pfoten wie im Lauf bewegen oder die Mimik verändern, als würden sie auf äußere Reize reagieren. Bei den Echsen sieht dies etwas anders aus, bei ihnen sind auch die Augenbewegungen in der entsprechenden Phase verlangsamt.

Und die beiden Echsenarten unterschieden sich nicht nur von Vögeln und Säugetieren, sondern auch untereinander: Während sich bei der Bartagame REM- und NREM-Schlaf in stetem Turnus abwechselten, konnte beim Tegu keine derartige Regelmäßigkeit festgestellt werden. Zudem wich die gemessene Gehirnaktivität bei ihm stark von der im Wachzustand ab. Welche Art Träume dieses Tier hegt, kann also nicht einmal vermutet werden. REM-Schlaf und Träume sind ein noch komplexeres Phänomen als gedacht, bilanzieren die Forscher. (red, 20. 10. 2018)