So wie sich der Arbeitsmarkt insgesamt in den letzten 15 Jahren verändert hat, so zeigen sich Änderungen bei den Bewerbungen und im Recruiting. Gewiss, es gibt stets konservative Betriebe, die auf eine ehemals übliche Bewerbung aus Papier, in einer schicken Mappe, mit diversen Unterlagen und in einer ganz typischen Form bestehen, doch trifft dies nicht länger auf die überwiegende Bewerbungsmasse zu. Die Inhalte haben sich verändert, das Aussehen ebenfalls und etliche Betriebe wünschen gar keine papiernen Bewerbungen mehr. Aber welche Möglichkeiten gibt es im digitalen Recruiting?

Bewerbung in anderer Form

Allem vorweg muss gesagt werden, dass es nicht die eine richtige Form und Art einer Bewerbung gibt. Das Unternehmen entscheidet darüber, wie eine Bewerbung verfasst und eingereicht werden sollte. Wer sich bei einem kirchlich geführten Kindergarten bewirbt, muss andere Vorschriften beachten als ein Bewerber, der sich bei einem international agierenden Konzern bewirbt. Beiden Bewerbungstypen dürfte heute jedoch die digitale Form vorangestellt werden. Die wenigsten Betriebe wünschen sich noch den herkömmlichen Bewerbungsordner, sondern erwarten, dass die Unterlagen per E-Mail oder per Bewerbungsportal eingereicht werden. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob sich diese Umstellung auch auf die Form auswirkt. Ein Überblick:

  • E-Mail – die E-Mail selbst ist nicht das Bewerbungsanschreiben. In ihr wird auf die Anlagen hingewiesen, die die eigentliche Bewerbung gestalten. Für die E-Mail gilt, dass der Betreff klar bezeichnet werden muss: Bewerbung auf Position X. Wer einen Ansprechpartner hat, nutzt diese Person in der Anrede. Dies gilt jedoch nur, wenn auch die E-Mailadresse des Ansprechpartners genutzt werden kann. Ansonsten gilt: "Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte/r Frau/Herr X".
  • Anlagen – hier finden sich alle Unterlagen, die zu einer klassischen Bewerbung gehören: Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, Qualifikationen. An dieser Stelle können Bewerber viele Fehler begehen, beispielsweise, indem sie alle Unterlagen in einer Datei speichern. Die einzelnen Bewerbungsbereiche müssen klar voneinander getrennt sein.
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Beim Lebenslauf scheiden sich mittlerweile gerne die Geister. Gerade bezüglich der persönlichen Angaben haben Bewerber rein rechtlich heute mehr Spielraum. Familienstand, Religionszugehörigkeit und auch das Geburtsdatum brauchen nicht mehr eingesetzt werden. Bei konservativen Betrieben ist dies allerdings nicht empfehlenswert. Ansonsten sollten grundsätzlich lediglich die aktuellen und relevanten Informationen zu praktischen und schulischen Erfahrungen angegeben werden.

Viele Firmen bieten Services für Bewerber

Etliche Unternehmen möchten es ihren Bewerbern einfach machen: Online-Formulare, firmeneigene Bewerbungsportale, witzige Werbevideos wie von der Glaserei Sterz aus dem deutschen Niedersachsen, Informationsmaterial oder persönliche Ausbildungs-Ansprechpartner sollen eine große Auswahl bieten. Bewerber sollen Schritt für Schritt durch den Prozess geführt werden. Ob das immer klappt, steht auf einem anderen Blatt, doch im immer stärker umkämpften Nachwuchsmarkt müssen Unternehmen mehr einsetzen.

  • Stellenportal – auf den Webseiten stellen die Betriebe die aktuell offenen Stellen ein. Dasselbe gilt auch für Plan- und Sollstellen in der näheren Zukunft. Bewerber können also schon frühzeitig sehen, ob ein Unternehmen im nächsten Jahr eine passende Position besetzen wird. Die Stellen sind häufig nicht nur nach Berufszweig, sondern auch nach Niederlassungen geordnet.
  • Online-Bewerbung – dies ist das Bewerbungsportal. Je nach Programmierung kann hierüber eine fertige digitale Bewerbung eingereicht werden, oder aber, es wird ein Profil erstellt, welches mit Bewerbungsbestandteilen hinterlegt wird.
  • Informationen – jeder Bewerber sollte zuerst auf der Seite eines Unternehmens nach Informationen rund um die Bewerbung suchen. Betriebe geben in der Regel sehr genau an, welche Form und Variante sie wünschen.
  • XING/LinkedIn – selbst über berufliche Netzwerke wie XING oder LinkedIn können Bewerber Recruiter auf sich aufmerksam machen, Resümees oder ihre Vita hinterlassen,
Auf LinkedIn und Xing können sich Bewerber dem Unternehmen präsentieren und profilieren.
Foto: REUTERS/Robert Galbraith

Die Serviceangebote haben jedoch auch den Nachteil für Bewerber, dass diese nicht auf Unwissenheit verweisen können. Wer sich die Bewerberseiten nicht korrekt durchliest und die Bewerbung fehlerhaft verfasst oder in der falschen Form einreicht, wird bereits deutlich schlechtere Chancen auf den Job haben. Denn: Wie kann ein Unternehmen von einem Bewerber erwarten, Arbeitsanweisungen umzusetzen, wenn dieser anscheinen nicht einmal in der Lage ist, Informationen für die eigene Bewerbung einer Website zu entnehmen?

Background-Checks: So hat sich der Bewerbungsprozess verändert

Im Zuge der Digitalisierung ist es auch beim Bewerbungsprozess zu einigen Veränderungen gekommen. Viele Personalabteilungen machen sich heute einen Überblick über den Bewerbenden, indem sie in den sozialen Netzwerken recherchieren, ob die Bewerbung zum Betrieb passt. So führen die Recruiter viel häufiger Background-Checks durch: Durch Facebook oder berufliche soziale Medien wie Xing oder Linkedin haben Unternehmen die Möglichkeit, sich viel ausführlicher über die Bewerber zu informieren und deren Background abzuchecken. Was für die Unternehmer eine Chance ist, eventuell auch negative Seiten aufzudecken, die nicht mit dem Unternehmen vereinbar sind, kann für Bewerber zum Nachteil werden, wenn ihre zukünftigen Arbeitgeber unpassende Bilder finden. Recruiter sollten jedoch auch auf den Datenschutz der Bewerber achten, denn nicht alles ist beim Facebook-Check von Bewerbern erlaubt.

Fazit – digital mit Tücken

Es ist einfach, per E-Mail oder per Bewerbungsportal eine Bewerbung zu verschicken. Trotzdem müssen Bewerber weiterhin auf die Form und die Inhalte der Dateien achten, denn sie stellen weiterhin ein Aushängeschild da. Und gerade in der Einfachheit liegen oft die größten Gefahren, denn wer die Bewerbung an die falsche Person adressiert, obwohl Name und E-Mailadresse auf der Homepage dies Betriebs stehen, wird wohl weniger zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. (Christian Allner, 29.10.2018)