iNext heißt die Studie, die vorbereitet auf das nächste i-Modell. Ein SUV im Fünfmeterformat. Geht 2021 an den Start und wird wohl ähnlich markant designt sein wie das Konzept.

Foto: BMW

Mit dem i3 begann bei BMW 2013 die Elektroauto-Ära. Seit dem Facelift gibt's sogar passable Reichweiten.

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Ehre, wem Ehre gebührt: Mercedes war in der jüngeren Vergangenheit der erste Hersteller, der mit der A-Klasse jenes Unterflurkonzept einführte (und später wieder verwarf), auf das künftig die meisten Hersteller bei ihren E-Mobilen setzen werden. Da hat sie Platz, die große, flache, Batterie, in einem crashsicheren Rahmen zwischen Vorder- und Hinterachse – und sorgt aufgrund der Masse zugleich für den erstrebenswerten niedrigen Fahrzeugschwerpunkt. Die A-Klasse sollte neben Verbrennungsmotoren auch als E-Auto und sogar mit Wasserstoff-Brennstoffzelle auf den Markt kommen. Heute wissen wir: Die Zeit war noch nicht reif.

Ist sie es jetzt, ist sie es bald? BMW ist davon überzeugt. iNext heißt die zugehörige Studie, mit der die Weiß-Blauen, selbst mit Pionier bei der E-Mobilität, die zweite Stufe zünden werden, mit der es in die Massenfertigung geht.

Reichweitenjammer

Wir erinnern uns: 2007 startete das "Projekt i", 2013 das zugehörige Fahrzeug, der i3, für den Chefdesigner Adrian van Hooydonk sich das seiner Meinung nach adäquat extravagante Styling einfallen hat lassen. Eine eigene Submarke designen zu dürfen, kommentierte er seinerzeit, sei eine Aufgabe, die man in einem Designerleben nur einmal erlebe. Extravagant ist schon richtig, für den i3 wie für den futuristischen Plug-in-Sportwagen i8 (2014), aber: die Reichweiten. Ein Jammer. Wie bei den meisten E-Autos des ersten Schwungs, von Tesla einmal abgesehen. Mit dem Facelift und der energetisch gehaltvolleren Batterie ist das inzwischen deutlich besser, ideal ist es noch lange nicht.

Flaggschiff

Stimmt – und wird schon, meint BMW. iNext nämlich. Schauen wir uns zunächst das Auto selbst an. Dahinter, bestätigt BMW die Erwartungen, verberge sich bereits das nächste i-Serienmodell. i5 wird häufig gemutmaßt, aber egal, wie er dann tatsächlich heißen wird: 2021 geht es "als neues Technologie-Flaggschiff" an die Ladesäulen dieser Welt. Welches Konzept entdecken wir da? Überraschung, Überraschung: Das Baby ist ein SUV. Mit gegenläufig öffnenden Türen (die hoffentlich verschwinden) und ohne B-Säule (das darf ruhig bleiben). Mit extrem schmalen LED-Scheinwerfern an der Grenze zwischen Front und Motorhaube. Und mit einer Niere Marke "molto protzo". Beleuchtet. Menschenskind, wie wandelbar ist dieses BMW-Erkennungskennzeichen denn noch? Außerdem, bitte, damit sich niemand verschätzt: Das Ding ist um die fünf Meter lang und steht auf 24-Zöllern (!). Ein Riesenbaby also.

Sieht man sich an, wie die Energiedichten der Batterien momentan sprunghaft zunehmen – BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich spricht von einer Verdoppelung alle fünf Jahre -, scheinen die kolportierten 750 Kilometer Reichweite (WLTP) nicht unrealistisch. Das wird aber nicht alles sein, was das große kleine "i" draufhat. Zum ersten Mal soll es "alle Schlüsseltechnologien künftiger Mobilität in einem Fahrzeug" bündeln – das Serienmodell ist demnach auch noch voll vernetzt und fährt hochautonom, sprich: Level 3 aufwärts. Außerdem hat es Allradantrieb, soll laut Fröhlich "in unter vier Sekunden auf 100" beschleunigen und wird wohl, wie man BMW kennt, auch in Kurven noch fahrbar sein – das ist derzeit ja nicht bei jedem großen Elektro-SUV der Fall, und gemeint ist hier sicher nicht der Jaguar I-Pace.

Und der Baukasten, Zukunftsbaukasten, um den es ja dahinter auch und in der Hauptsache geht? BMW ist da nicht der Einzige auf weiter Flur. Der Volkswagen-Konzern hat gerade seine Strategie vorgestellt. Der ähnlich konzipierte Modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) ist fertig, auf ihm kommen ab 2020 nicht weniger als 27 E-Mobile von fünf Konzernmarken. Immerhin dürften die Bayern die direktere Konkurrenz ausbremsen: Für größere, noblere E-Mobile arbeiten Audi und Porsche an der PPE (Premium Plattform Elektro), auf der werden 2022 die ersten Autos starten. BMW ist, geht alles gut, etwa ein Jahr früher dran.

Von Mini bis Rolls-Royce

Die vom Projekt iNext abgeleiteten Baukästen sind hochflexibel und multipel skalierbar, von kompakt bis ganz groß wird alles möglich sein. Muss es auch, denn nach dem Willen der Konzernlenker sollen sich "alle Konzernmarken", auch Mini (auch Rolls-Royce?), dessen bedienen. Damit fährt BMW bis 2025 den Ausstoß auf mehrere 100.000 elektrifizierte Fahrzeuge hoch, mit mindestens zwölf Batterieelektrikern und mindestens 13 Plug-ins. Die von Politik und Medien so heftig herbeigewünschte Mobilität der Zukunft, sie nimmt Form an.

Wie sieht's aus mit dem sündteuren Werkstoff Karbon? Mit i3 und i8 hat BMW viel über den Werkstoff und dessen großindustrielle Anwendung gelernt. Ganze Karosserien wird man sich bei den künftigen "i"s nicht erwarten dürfen, aber Leichtbau-Anwendungen in nicht unerheblichem Umfang – je teurer das Auto, desto mehr CFK kann rein. Und damit auch das klar ist: Ob BMW nun eine Batterie oder Brennstoffzelle reinpackt, Plug-in-Hybrid oder Verbrenner, ob Front-, Heck- oder Allradantrieb, all das ist ihm reichlich egal. Dem Zukunftsbaukasten. Toller Bursche. (Andreas Stockinger, 12.11.2018)