Nicht von ungefähr wollten die Prager Zeitungsmacher im 19. Jahrhundert, wie Egon Erwin Kisch im "Marktplatz der Sensationen " schrieb, einen "Solokarpfen " fischen, wohingegen amerikanische Journalisten auf einen "scoop " hofften. Hier eine kleine Auswahl unserer größten "Solokarpfen ".

Missbrauch im Sport

Mit dem STANDARD-"Sportmonolog" (Seite 30) tritt Nicola Werdenigg im November 2017 eine Lawine los. Weitere ehemalige Rennläuferinnen berichten über Vergewaltigungen und Übergriffe im Skizirkus und in Skiinternaten. Ehemalige Spitzensportler berichten vom "Pastern", einem Aufnahmeritus, bei dem Klister anal verabreicht wurde. Anton Innauer wirft ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel vor, in der Reaktion "Ton und Thema verfehlt" zu haben. Der ÖSV setzt eine Kommission ein. Mit anderen Medien wertet der STANDARD Akten aus, die davon zeugen, wie die Regierung Kreisky damit umging, als Toni Sailer 1974 in Polen eine Vergewaltigung vorgeworfen wurde. (fri)

Foto: Der Standard

Eine kritische Email

Die E-Mail umfasste vier Seiten, ihr Inhalt sorgte für großes Aufsehen im In- und Ausland, nachdem der STANDARD als einziges Medium ein Faksimile des Originals veröffentlicht hatte. Dem Schreiben aus dem Innenministerium zufolge sollte die Kommunikation mit "kritischen Medien" – gemeint waren neben STANDARD auch Kurier und Falter – auf das "nötigste Maß" reduziert werden. Verfasser war der Pressesprecher des Ministeriums, Empfänger die Landespolizeidirektionen. Neben dem fragwürdigen Umgang mit Medien sorgten weitere zwei Anregungen darin für heftige Reaktionen: Sexualdelikte sollten verstärkt kommuniziert, die Herkunft der Täter genannt werden. (rwh)

Foto: Der Standard

Die Schattenwelt von BVT, NSA und BND

Sie haben extreme Macht, bleiben aber intransparent wie keine andere demokratische Institution: Wer über Geheimdienste berichtet, braucht Geduld und Glück. Das hatte der STANDARD in den vergangenen Jahren mehrmals. Er berichtete über Abhöraktionen der NSA und konnte eine geheime Liste mit Lauschzielen des deutschen BND publizieren, was eine Krisensitzung der Bundesregierung auslöste. Dann kam auch noch die BVT-Affäre, in der der STANDARD und Profil die Öffentlichkeit als Erste über die ungewöhnlichen Umstände bei der Razzia im Verfassungsschutz informierten. Deren dubiosen Begleiterscheinungen führten zu einem parlamentarischen U-Ausschuss. (fas)

Foto: artisteer

Salman Rushdie aus dem Untergrund

Die Vorarbeit hatte die Kleine Zeitung geleistet, als sie nachgefragt hat, wer denn eigentlich den Staatspreis für Europäische Literatur 1992 bekommen sollte: Es war Salman Rushdie, der Autor der Satanischen Verse, der nach einer Fatwa Khomeinis vom Tode bedroht im Untergrund lebte. Nur hatte Rushdie von dieser Ehre nichts erfahren: Der österreichischen Regierung war es zu brenzlig, ihn nach Wien einzuladen. Redakteurin Gudrun Harrer gelang es, ihn indirekt zu kontaktieren, und Ende Februar 1994 rief Rushdie im STANDARD an und gab ein Exklusivinterview: "Ich möchte den Preis in Österreich entgegennehmen." Was dann auch geschah. (guha)

Foto: Joel Saget

"Wir sind die neuen Juden"

Tausende demonstrierten 2012 gegen den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR; heute Akademikerball), zu dem Burschenschafter in die Hofburg laden. Unter den Gästen war FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der einen Vergleich mit den Opfern der Nazis zog. "Wir sind die neuen Juden", sagte er zu Ballgästen, was der anwesende STANDARD- Redakteur Tobias Müller dokumentierte. Und weiter: Angriffe auf Burschenschafter-Buden seien "wie die Reichskristallnacht" gewesen. Die Folge waren empörte Reaktionen. Der damalige Bundespräsident Heinz Fischer verweigerte Strache die Unterschrift für den Erhalt des "Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern". (rwh)

Foto: Robert Newald

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Die Hypo und das Birnbacher-Honorar

Der Abstieg der Kärntner Landesbank Hypo Alpe Adria hat den STANDARD schon beschäftigt, als viele noch an ihren Aufstieg glaubten. Renate Graber berichtete über fatale Kreditgeschäfte der Bank, für die Kärnten mit Milliarden Euro haftete, und beschrieb, wie das Land unter Jörg Haider die Bank 2006 über Nacht an die Bayern verklopfte. Graber machte 2012 öffentlich, dass das Honorar von Dietrich Birnbacher, der Haider beim Verkauf beraten hatte, ums 30-Fache zu hoch ausgefallen war. Birnbacher gestand später, die Hypo musste 2009 verstaatlicht werden und wird abgewickelt. (gra)

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Salzburger Abtritte nach Finanzskandal

Milliardenschwere, hochriskante und noch dazu verlustreiche Finanzspekulationen in fremder Währung: Was der STANDARD 2012 in Salzburg aufdeckte, wollte zuerst niemand glauben, zumal die Landesregierung heftig dementierte. Einiger weiterer gut dokumentierter Veröffentlichungen bedurfte es, bis Finanzlandesrat David Brenner (SPÖ) zuerst gestand – und dann zurücktrat. Neuwahlen wurden ausgerufen, bei denen die SPÖ massiv verlor. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller trat zurück, die ÖVP übernahm das Ruder. Finanzgeschäfte öffentlicher Körperschaften wurden stärker reguliert. Der Rechnungshof hatte inzwischen die Dimension ermittelt: 340 Millionen Euro Verlust. (as, bpf)

Foto: Rouzes