Superscreen sollte Smartphones um einen hochauflösenden Touchbildschirm erweitern.

Foto: Superscreen

Ein hochauflösendes 10,1-Zoll-Tablet, mit dem man sein Smartphone erweitern kann. Dazu Stifteingabe, Videochats und eine drahtlose Übertragung, die schneller sein soll als eine WLAN-Verbindung. Das versprach das Kickstarter-Projekt Superscreen. Wer das Gerät haben wollte, konnte es auf der Crowdfundingplattform Kickstarter unterstützen. Auf diesem Wege sollte man es deutlich günstiger bekommen, nämlich um 100 statt 300 Dollar.

Rund 18.200 User sprangen auf und investierten Anfang 2017 in die Umsetzung. Sie steckten insgesamt 2,54 Millionen Dollar in den multifunktionalen Zweitbildschirm. Bekommen werden sie allerdings weder den Superscreen, noch eine Rückerstattung.

Nur 179 Geräte ausgeliefert

Vor ein paar Tagen meldete sich Projektbetreiber Brent Morgan mit einer "wichtigen Ankündigung" zu Wort. Das Projekt werde offiziell beendet. Man habe nicht mehr die Mittel, um das Tablet fertig zu entwickeln oder in Massenproduktion zu schicken. Auch Investoren seien keine gefunden worden. Und da die finanziellen Ressourcen erschöpft seien, könne man auch keine Rückerstattungen leisten.

Ein Werbevideo für den Superscreen.
Superscreen

Somit werden 179 Betatester die einzigen bleiben, die einen Superscreen in einer Entwicklungsversion erhalten haben. Diese stehen bei etwaigen zukünftigen Problemen und Inkompatibilitäten ihres Geräts ebenfalls ohne Hilfe da. Das hinter dem Projekt stehende Unternehmen Transcendend sperrt vollständig zu.

Die Ankündigung stellt den Tiefpunkt nach diversen Problemen und Verzögerungen dar. Ursprünglich wollte man den Superscreen noch Ende 2017 ausliefern. Zuletzt war das Zieldatum schon ein Jahr nach hinten auf den kommenden Dezember gerutscht. Das letzte Update postete man im vergangenen Juli, als man erste Geräte an Betatester verschickte. Von einer Einstellung war da noch nicht die Rede.

Wie "Des Kaisers neue Kleider"

Einen Einblick in die Vorgänge hinter den Kulissen gibt der Entwickler Jake Hamby auf Twitter. Er arbeitete bis Oktober an dem Projekt mit und spricht von einer Situation, die an das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" erinnert. Er zieht auch einen Vergleich zu Microsofts geflopptem Mini-Smartphone "Kin", das nur aufgrund einer stur durchgezogenen "Vision" führender Manager umgesetzt wurde.

Brent Morgan führt den Superscreen vor.
Superscreen

Er wirft Morgan vor, dass er das Produkt marketingtechnisch "komplett über seinem Wert" verkauft habe. Zudem seien 2,5 Millionen Dollar zwar mehr als Genug, um eine App für Screen Mirroring zu schreiben, aber "viel zu wenig", um ein attraktives Tablet zu designen, zu bauen und auszuliefern. Dennoch habe Morgan darauf bestanden, wie bisher weiter zu machen, bis schließlich die via Kickstarter lukrierten Mittel ausgingen.

Während Microsoft die Ressourcen habe, um Flops wie das "Kin" abzuschreiben, könne sich ein kleines Projekt so eine fahrlässige Vorgangsweise nicht leisten. Morgan habe trotz des früh absehbaren Scheiterns die Unterstützer zwei Jahre lang hingehalten, bis der maximale Schaden unausweichlich war. Als Hamby an Bord des Projektes ging, sei ihm noch erzählt worden, dass das Crowdfunding nur für zusätzliche Einnahmen gedacht war und Morgan schon Geld von privaten Investoren lukriert habe.

Letzter Ausweg: Sammelklage

Unter dem finalen Update stehen mittlerweile über 1.300 entrüstete Kommentare enttäuschter Unterstützer. Sie verweisen auf die Kickstarter-Richtlinien, die festhalten, dass eine Refundierung des Geldes beim Scheitern eines Projektes vorgesehen ist. Kickstarter selbst kann aber nicht zur Verantwortung gezogen werden, sodass die User ihre Ansprüche letztlich selber durchsetzen müssen. Einige User zeigen Interesse an einer Sammelklage. Ob diese erfolgreich zustande kommt, bleibt nun abzuwarten. (gpi, 5.11.2018)