Salzburg – In Salzburg hat sich am Donnerstag ein mittlerweile geschiedenes Ehepaar wegen Verstößen gegen das Verbotsgesetz vor Gericht verantworten müssen. Der 31-jährige Mann und die 28-jährige Frau sollen etwa in ihrem Schlafzimmer ein Bild mit NS-Symbolen aufgehängt haben. Während die Angeklagte heute freigesprochen wurde, erhielt ihr Ex-Mann 18 Monate bedingte Haft. Beide Urteile sind rechtskräftig.

Das Corpus Delicti – ein in Blau gehaltenes Aquarell – zeigte ein sogenanntes Tatzen- oder Templerkreuz, in dessen Mitte zwei Siegrunen als Emblem der Schutzstaffel gemalt waren. "Die SS steht wie keine andere Einrichtung des Nationalsozialismus für Verbrechen gegen die Menschlichkeit", betonte Staatsanwalt Marcus Neher heute in seinem Eröffnungsplädoyer. Passiert ist der Vorfall bereits im Jahr 2013.

Selbst gemalt

Das Bild war kein eigener Entwurf, sondern an eine Vorlage aus dem Internet angelehnt. "Ich habe es auf seinen Wunsch hin ausgemalt. Ich wollte ihm einen Gefallen tun", erklärte die Angeklagte heute und bekannte sich nicht schuldig. Das Aquarell sei nur wenige Tage in der Wohnung gehängt, sagte die Polizistentochter heute. "Es wurde nie jemandem gezeigt." Die gemeinsame Garconniere sei so klein gewesen, dass man sich mit Freunden ohnehin nur außerhalb getroffen habe, erklärte auch ihr Verteidiger. Seiner Mandantin sei es sicher nicht darum gegangen, NS-Gesinnung zu verbreiten.

Warum sie denn nicht widersprochen habe, als sie das Bild malen sollte, fragte Richter Günter Nocker die Frau. "Damals habe ich nicht so weit gedacht", erklärte diese. In einer ersten Einvernahme hatte die 28-Jährige gemeint, die Bedeutung des Symbols nicht zu kennen. Mit der SS verbinde sie eher mehr den Totenkopf, sagte sie damals.

Im Kasten verschwunden

Auch ihr Ex-Mann versicherte heute, dass das Bild nicht lange hing und bald in einem Kasten verschwand. Warum er es überhaupt haben wollte, konnte er heute nicht erklären. Das gilt auch für den zweiten Vorwurf der Anklage: Der 31-Jährige soll zwischen August 2016 und September 2017 über WhatsApp mehrfach Hitlerbilder und Fotos seiner eigenen Tätowierungen – etwa ein Reichsadler mit ausgebreiteten Schwingen oder eine Schwarze Sonne als Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene – verschickt haben. Er sei damals oft betrunken gewesen und habe unüberlegt Sachen gemacht, rechtfertigte er sich schließlich.

Der wie seine Ex-Frau unbescholtene Mann war am Donnerstag geständig. Er habe sich früher im Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) engagiert. "Ich sollte da die rechte Szene beobachten, Kontakte knüpfen und Leute für die FPÖ finden", sagte er heute vor Gericht. Dabei sei er schleichend in den falschen Freundeskreis "hineingerutscht". Der Angeklagte verkehrte etwa auch in der 2012 geschlossen "Odins Bar" in der Stadt Salzburg – einem berüchtigten Treff für Neonazis und Rechtsextreme. "Heute habe ich weder mit dem RFJ noch der FPÖ zu tun", versicherte der Angeklagte den Geschworenen. "Ich habe einen Schlussstrich gezogen." Grund für den Gesinnungswandel sei seine Arbeit, wo er viel mit Ausländern zu tun habe. "Mit denen habe ich keine Probleme, und sie nicht mit mir." Mit der Vernichtung des Aquarells war er einverstanden. (APA, 18.10.2018)