Kritische Geister, Studierende, Wissenschaft, engagierte Debatten, Pro und Contra, sprich die Universitäten – das stand von Anfang an im Fokus des STANDARD. Als entscheidende Trägerbasis erwies sich dabei eine Innovation, die damals in Österreich so unbekannt war wie die Idee einer liberalen Tageszeitung: das Studenten-Abo.
Die Idee dazu hatte der damalige Innenpolitikredakteur Thomas Mayer. Er war über "Falter", "Kleine Zeitung" und "Profil" zur Gründungsredaktion gestoßen und studierte noch. In seiner WG wurde ständig über die neue Zeitung, das liberale "Nahrungsmittel" diskutiert. Die Frage war aber, ob und wie Studierende sich das leisten können. Es gab auf dem Zeitungsmarkt keine Studierendenabos.
Der Verlagsleiter war skeptisch, als er mit dem Vorschlag konfrontiert wurde: ein Abo, jederzeit kündbar, deutlich billiger als das Normalabo. Oscar Bronner gab Mayer sein Okay. So entstand zum Start das Ur-Abo: "33 Ausgaben für 99 Schilling". Allein in Wien bestellten fast 15.000 Studierende sofort, gut die Hälfte orderte ein günstiges Dauerabo. Die Unis wurden rosa. Im Blatt wurden Uninews eingeführt. Zug um Zug gingen die Werber an alle Unis landesweit. Zehntausende Leser ermöglichten dann das Großprojekt von Uni-Rankings, die wir uns in Großbritannien abschauten: Studierende bewerteten Professoren und Unis.
Informationsservice
Am 2. Oktober 1997 ging es weiter: "Wir sehen das aber auch als Auftrag, dieser speziellen Leserschicht einen besonderen Informationsservice zukommen zu lassen", schrieb der damalige Chefredakteur Gerfried Sperl auf der Titelseite der ersten Ausgabe des UNISTANDARD. Sie wurde von der Stammredaktion des Hauptblattes gemacht. Titel: "Warten auf die Cyber-Uni". Sie beschäftigte sich mit der Frage, wie das Internet wohl das Studieren verändern würde. Petra Stuiber, heute stellvertretende Chefredakteurin, begab sich ins Institut für Publizistik. Dort meinte man: Das Internet sei "derzeit maßlos überschätzt".
Seit 2004 wird die viermal jährlich erscheinende Studierendenbeilage UNISTANDARD hauptsächlich von Studierenden konzipiert und geschrieben. Die studentische Lebenswelt fließt direkt in die Berichterstattung ein: etwa in Form einer Reportage von der ersten Nacht der Besetzung des Audimax der Universität Wien im Oktober 2009 oder in Erfahrungsberichten über die kulinarisch interessantesten Mensen der Stadt. Auch der eine oder andere Studienauslandsaufenthalt bot Stoff für Artikel, etwa den Lokalaugenschein am Campus der Universität Kalifornien in Santa Cruz, als dort der Cannabiskonsum entkriminalisiert wurde; oder der Besuch an einer Uni in Kolumbien, wo sich Ex-Farc-Kämpfer um Reintegration in die Gesellschaft bemühten.
Nicht selten sind Autorinnen und Autoren des UNISTANDARD während des Studiums oder danach in die STANDARD-Redaktion gewechselt. Und eine einstige Autorin wurde mit dem Bachmann-Publikumspreis ausgezeichnet. Durch den UNISTANDARD sind im Laufe der Jahre auch Dissertationen entstanden und sogar Familien gegründet worden. (Tanja Traxler, Oona Kroisleitner, Aaron Brüstle; 19.10.2018)