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Es ist schon erstaunlich, dass in der Welt heute genauso viel passiert, wie gerade Platz in der morgigen Zeitung ist.

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Nein, Papier ist nicht geduldig, denn im Gegensatz zu Speicherplatz auf einem Server steht es den Zeitungsmachern nur begrenzt zur Verfügung. Also heißt es jeden Tag aufs Neue: bewerten, auswählen, eindampfen. Für unsere Auslandsberichterstattung greifen wir seit 30 Jahren nicht nur auf bewährte Nachrichtenagenturen zurück, sondern versuchen auch, mit einem eigenen Netzwerk hochqualifizierter Korrespondentinnen und Korrespondenten mediale Führungsarbeit zu leisten.

Bei der Erfüllung dieser Aufgabe leisten knapp 40 über den Globus verstreute ständige und freie Mitarbeiter des STANDARD unschätzbare Dienste. Sie leben vor Ort, atmen die Luft, spüren den Puls und helfen durch ihr Fachwissen – ganz abgesehen von ihrer stets exzellenten "Schreibe" – tagtäglich eine Zeitung zu produzieren, die informiert, einordnet und, warum auch nicht: unterhält.

Tagtäglich sind wir mit vielen von ihnen in Kontakt; meist telefonisch, via E-Mail oder Whatsapp. Umso erfreulicher sind persönliche Begegnungen in der Wiener Stammredaktion oder bei Dienstreisen. Da schaut etwa Urs Wälterlin, unser Mann für Australien, Neuseeland und Südostasien, während des Heimaturlaubs auch in Wien vorbei. Schnell kommt man auf seine kleine Farm in der Nähe Canberras zu sprechen. Urs zückt sein Handy und zeigt das Video eines verwaisten Kängurubabys, das er und seine Frau mit einem Milchflascherl großziehen.

Manchmal besucht uns auch Reiner Wandler, der Outdoor-Enthusiast, der jede freie Minute zwischen spanischer Regierungskrise und katalanischer Großdemo nützt, um mit Kanu und Zelt die Seen, Flüsse und Wildbäche seiner Wahlheimat zu erkunden.

Sorgen um Kollegen

Zwischendurch muss man sich um Kollegen aber auch Sorgen machen: So wurde Frank Herrmann im August 2014 bei den Rassenunruhen in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri von der Polizei ziemlich unsanft festgenommen und stundenlang in einer Zelle festgehalten – bloß weil er seinen Job erledigte.

Und als unser GUS-Korrespondent André Ballin in der Ostukraine in die Nähe von Geschützfeuer geriet, hieß die Devise: Umkehren! Keine Zeitungsstory der Welt ist ein Menschenleben wert.

Mit schwierigen, ja gefährlichen Arbeitsbedingungen musste auch Ben Segenreich immer wieder klarkommen. Etwa während des Golfkriegs 1991, als er oft mit Atemschutzmaske in Erwartung von Raketenangriffen seine Beiträge für den STANDARD schrieb und dann für den ORF live auf Sendung ging. Für ihn, den Coolen und Abgeklärten, war das alles "Fast ganz normal" – so der Titel eines Buches, das er gemeinsam mit seiner Frau geschrieben hat.

Viel unterwegs ist Kanada-Korrespondentin Bernadette Calonego. Ihre Recherchen fließen nicht nur in ihre Berichterstattung ein, sondern auch in ihre Krimis. Ziehen Sie sich warm an, wenn Sie etwa "Die Fremde auf dem Eis" lesen: So nahe bringt Ihnen Alaska sonst nur Jack London.

Job ist "passiert"

Und dann gibt es Kollegen, denen der Job "passiert" ist – etwa Dominik Straub: Der Schweizer wollte nur "kurz" nach Rom, doch er erlag dem Charme der Ewigen Stadt und berichtet nun seit 15 Jahren von dort – und will bleiben.

Dessen Vorgänger dort war viele Jahre lang Gerhard Mumelter, bis er seinen Kollegen in Wien völlig überraschend eröffnete: "Ich sollte ja eigentlich schon seit drei Jahren in Pension sein. Also, ich bin dann mal weg." Es war Gott sei Dank nur eine halbleere Drohung: Nach wie vor analysiert er für uns die politischen Entwicklungen in seiner Heimat Südtirol – wenn er zwischen seinen fantastischen Reisen überhaupt Zeit hat. Ein echter Unruheständler.

Ständig "on the run" ist auch EU-Korrespondent Thomas Mayer. Für ein Exklusivinterview mit dem EU-Kommissionspräsidenten steigt er, ohne zu zögern, in den Flieger und begleitet diesen tagelang quer durch Europa. Das Interview führt er dann bei Sonnenaufgang während des Fluges von Athen nach Brüssel. Natürlich steht das Interview schon am nächsten Tag in der Zeitung – damit diese auch ja gut gefüllt ist. (Gianluca Wallisch, 19.10.2018)