Man muss sich alles sehr genau anschauen. Mit Stehsätzen wie diesem war Gernot Blümel (ÖVP) vor zehn Monaten als Kulturminister angetreten. Nicht wenige orteten seither mehr Luft als Lust in dessen kulturpolitischen Ansagen. Jetzt aber hat sich das genaue Anschauen erstmals gelohnt – für den Steuerzahler genauso wie für den Kunstbestand der Republik.

Der Baukettengründer Karlheinz Essl wird die ihm verbliebenen 40 Prozent seiner millionenschweren Kunstsammlung der Albertina schenken und nicht, wie bisher angedacht, leihen. Die anderen 60 Prozent, die Hans Peter Haselsteiner gehören, verbleiben hingegen als Dauerleihgabe für zumindest 27 Jahre in dem staatlichen Museum.

Als Ausputzer seines Vorgängers Thomas Drozda (SPÖ) hat Blümel mit meinungsstarken Persönlichkeiten wie Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder hart nachverhandelt und zumindest eine Verbesserung des fragwürdigen Deals erreicht. Denn aus den 1,1 Millionen Euro Subvention, die jährlich für ein bloßes Leihgeschäft hätten aufgewendet sollen, sind 800.000 für eine Teilschenkung geworden.

Karlheinz Essl hat sich damit doch noch für den Weg des ehrbaren Mäzenatentums entschieden. Der häufig kritisierten Unsitte, große private Leihgaben in staatlichen Museen mit Steuergeld aufwerten zu lassen, um sie später wieder abziehen zu können, wollte Essl keinen Vorschub leisten. Haselsteiner scheint genau dieser Variante anzuhängen. (Stefan Weiss, 19.10.2018)