Die Gösserhalle in Festbeleuchtung, die Stimmung ist ausgelassen. Und wie auf jedem guten STANDARD-Fest wurde später auch getanzt – angeblich sogar wild.

Foto: STANDARD / Hirnschrodt

"Guten Abend, mein Name ist Oscar Bronner." Nicht, dass man mit dieser Eröffnung nicht gerechnet hätte. Im Gegenteil. Doch als Oscar Bronner Donnerstagabend in Wien-Favoriten mit diesem seinem "Signature-Statement" die Geburtstagsfeier des STANDARD eröffnete, brandeten Jubel und Applaus auf: Manchmal genügt ein Satz, um eine Geschichte, eine Position, eine Haltung zu definieren. Um das Publikum zu erreichen – und ein Gefühl zu vermitteln. Wer mit einer schlichten Vorstellung ein ganzes Bild zeichnen kann, hat wahrlich etwas erreicht: "Mein Name ist Bond, James Bond." Oder "Hello, my name is Johnny Cash."

30 Jahre STANDARD: Die Reden von Oscar Bronner und Alexander Mitteräcker.
DER STANDARD

Doch ein Name allein genügt nicht. Wäre zu wenig: Damit der Satz wirkt, sitzt, sitzenbleibt, damit das zu ihm gehörende Gefühl Raum greifen kann, muss da mehr sein als das plakative Etikett, das Label: Substanz. "Content", sagt man heute. Erst recht auf einer Party.

"Guten Abend, mein Name ist Oscar Bronner", begann Bronner also in den ehemaligen, zum Eventkomplex aufgepimpten Gösser-Bierfasslagerhallen hinter dem Hauptbahnhof. Vor 1300 Gästen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aktive wie ehemalige. Vor Namen und Köpfen aus Wirtschaft, Kunst, Medien, Politik, Kreativszene und wasweißdennichnoch alles.

30 Jahre STANDARD: Die Laudatio von Florian Scheuba.
DER STANDARD

Und vor den Menschen, um die es beim Zeitungmachen geht: Leserinnen und Lesern. Natürlich nicht allen (zum Glück hat DER STANDARD mehr, als in eine Halle passen): Abonnentinnen und Abonnenten der ersten Stunde und besonders aktive Poster und Posterinnen. Jeder und jede hat einen Namen. Eine, seine STANDARD-Geschichte. Einen Grund, hier zu sein.

Sie alle aufzulisten würde jeden Rahmen sprengen. Obwohl jeder und jede es verdienen würde. Losgekoppelt von Hierarchie und Position: Hier sind heute alle gleich. Gekommen, um zu gratulieren. Um zu feiern. Jede und jeder hat Sager, Wuchteln oder Anekdoten. Vom Leben mit oder im STANDARD. Vom Lesen. Von der Freude, aber auch dem Ärger mit ihm und über ihn. Weil eine gute Zeitung Ecken und Kanten hat. Niemandem nach Mund, Gusto oder Inseratenplan schreibt.

Von links: Dieter Moritz (VWD), Alexander Mitteräcker (Vorstand Standard), Dagmar Bachrich (Leitung Sales), Günther Tengel (CEE Amrop Jenewein) und Alexandra Sieber (Leitung Sales Karriere).
Foto: STANDARD / Schedl

Die Hallen, schwirren vor Geschichten und Geschichterln. So unterschiedlich sie auch sind, haben sie doch alle die gleiche Botschaft: Heute hier zu sein bedeutet mehr, als bloß einer beliebigen Firma zum 30er zu gratulieren. Heute hier zu sein ist mehr als der Besuch einer Party. Natürlich: Das ist es auch. Mit allem Drum und Dran.

Etwa dem legendären Catering bei STANDARD-Festen und dem nicht minder grandiosen Setting und Ambiente (die Hallen! die Deko!) und Musik nach dem offiziellen Teil und bis in die Puppen (Count Basic!). Doch heute hier zu sein ist mehr als nur ein Fest – es ist auch ein Statement. Ein Bekenntnis zu Haltung und die Erkenntnis, dass Haltung lustvoll sein, Freude machen kann. Das vergisst man oft.

Bronner mit Helga Rabl-Stadler und Peter Weibel, der zum Geburtstag digitale Kunst schenkte.
Foto: Matthias Cremer

"Guten Abend, mein Name ist Oscar Bronner", eröffnet Bronner. Dann definiert er knapp, präzise und unmissverständlich, in welchem Umfeld dieser rauschende und opulente Abend stattfindet. Ein Umfeld, in dem Rückgrat, Fragen und Nachfragen, Transparenz und Klarheit – Haltung also – gegen den massiven, oft genug institutionellen Gegenwind von "Alternative Facts", Standpunktelastizität und populistischer Reichweitenmaximierung aufkreuzen müssen.

Ein Umfeld, dem aufrecht entgegenzutreten er vor 30 Jahren antrat. Anfangs oft als Wiener Mann von La Mancha verlacht. Aber unbeugsam und beharrlich – als Name und Symbol, und doch nicht allein: Sonst gäbe es dieses Fest, diesen 30er, diese Festgemeinde hier und heute nicht.

STANDARD-Chefredakteur Martin Kotynek (rechts im Bild) sowie die stellvertretenden Chefredakteure Petra Stuiber, Nana Siebert und Rainer Schüller (von rechts) mit Herausgeber Oscar Bronner.
Foto: Matthias Cremer

Oscar Bronner nennt hier heute keine Namen. Das muss er nicht. Jeder weiß genau, wen und was er meint. Wovon er spricht. Worauf er anspielt. Applaus und Lachen sind bezeichnend für die Menschen, die hier sind: Sie sind Leser und Leserinnen – in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes.

Sie nehmen Buchstaben nicht bloß wahr, sondern verstehen, was hinter und zwischen Wörtern und Zeilen steht. Können Themen und Querverweise zuordnen, bilden sich ihre eigene Meinung – und vergessen nicht binnen Sekunden. Die Älteren konnten das schon vor 30 Jahren. Die Jüngeren haben es (auch) vom STANDARD gelernt: Auch das wird hier und heute gefeiert.

Jubelnummer: Lisa Stadler (Mitte, Head of Traffic STANDARD) und Eva Niederwimmer (UGC).
Foto: STANDARD / Schedl

Es ist dennoch ein Abend der Ausgelassenheit. Des Selbstbewusstseins. Des zelebrierten Stolzes aufs Unbequem-, aber nicht Ungutsein. Gefeiert, gelacht, getanzt, räsoniert und getrunken wird auf, über und für die eigene gemeinsame Geschichte – und die Zukunft. Die große, globale, politisch-mediale ebenso wie die persönlich-individuelle. Denn jene Haltung, die einzumahnen, zu hinterfragen und dadurch auch zu verändern vor 30 Jahren begonnen wurde, lässt auch das Kleine, das Private nicht aus. Schweift der Blick von den Tanzenden, den Lachenden, den Schwadronierenden an die Seite des Saales, sieht und hört man es: etwa jene drei Redakteure, die einander Babyfotos zeigen – und stolz erzählen, wie es in der Papakarenz war, ist und (hoffentlich) sein wird.

Die Partynacht im Video-Zusammenschnitt.
DER STANDARD

Jemand wirft ein, dass James-Bond-Darsteller Daniel Craig für das Tragen seines Babys im Boulevard gerade verhöhnt wurde. Na und? Bond zeigt Haltung. DER STANDARD auch.

Und manchmal genügt dann ein Satz, ein Name, um genau das zu demonstrieren und zu illustrieren. "Mein Name ist Bond, James Bond" im Kino. Und im wirklichen Leben, nicht nur auf diesem Geburtstagsfest: "Guten Abend, mein Name ist Oscar Bronner." (Thomas Rottenberg, 19.10.2018)