Fragmente von "Luzias" Skelett sind erhalten geblieben – ein Trost, wenn auch nur ein kleiner.
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Rio de Janeiro – Ein Großbrand im brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro hat verheerenden Schaden angerichtet, die Ursache des Feuers Anfang September ist immer noch unklar. Als kleinen Trost konnte Museumsdirektor Alexander Kellner nun verkünden, dass ein besonders wertvolles Exponat wenigstens zum Teil gerettet werden konnte: die Gebeine der Ur-Amerikanerin "Luzia". Der Schädel und Fragmente eines Oberschenkelknochens konnten aus dem ausgebrannten Gebäude geborgen werden.

"Lucy" und "Luzia"

Das Frauenskelett war 1970 von einer französisch-brasilianischen Expedition im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens gefunden worden. Seinen späteren Namen erhielt es als Hommage an die berühmte "Lucy", die 1974 in Äthiopien entdeckt worden war und bald zum anthropologischen Superstar aufstieg.

Allerdings trennen die beiden "Luzien" ganze Zeitalter und Artengrenzen: "Lucy" gehörte zur Vormenschenart Australopithecus afarensis und lebte vor etwa 3,2 Millionen Jahren in der afrikanischen Urheimat der gesamten Menschen-Verwandtschaft. Südamerika war abgesehen von der Antarktis der letzte Kontinent, der von Menschen besiedelt wurde, am Ende der letzten Kaltzeit. Dementsprechend ist die brasilianische Ur-Frau "Luzia" aus der Jungsteinzeit nur etwa 12.000 Jahre alt und gehörte natürlich zur Spezies Homo sapiens.

Was erhalten blieb

Das 1818 gegründete Nationalmuseum in Rio galt als das größte Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas. Es war vor allem für seine paläontologische Sammlung mit insgesamt 26.000 Fossilien bekannt. Vieles davon ist unwiederbringlich verloren.

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Die Nachbildungen sind leider verloren – allerdings bei weitem nicht der schmerzlichste Verlust des Museums.
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"Luzias" Schädel war in einem Metallbehälter in einem Kasten aufbewahrt, der nach dem Brand wiedergefunden wurde. Zwar hätten Teile des Schädels Schäden davongetragen, die Wissenschafter seien aber insgesamt "sehr optimistisch", sagte Professorin Claudia Rodrigues, die die Trümmer durchsucht hat. Verbrannt – so wie die allermeisten der 20 Millionen Exponate des Nationalmuseums – ist hingegen eine Skulptur, die britische Wissenschafter nach einer digitalen Rekonstruktion von "Luzias" Gesichts angefertigt hatten. (red, APA, 21. 10. 2018)