Foto: Lisi Specht

Früher haben wir über dem Schwarzen Kameel im Goldenen Quartier gewohnt. Leider ist die Gegend dort eine artifizielle und sehr austauschbare Welt geworden, das hat mit Wien nichts mehr zu tun. Man ist umgeben von Touristen, selbst die Wiener, die dort unterwegs sind, sind ja in Wahrheit Touristen, und es ist extrem viel Trubel und sehr laut.

Ein Ort für Kunst: die Wohnung von Thomas Bene und seiner Frau Almuth.
DER STANDARD

Deshalb haben wir uns auf die Suche nach einer neuen Wohnung gemacht und sind vor eineinhalb Jahren in den siebten Bezirk gezogen, direkt hinter das Volkstheater. Bei der Wohnung war uns wichtig, dass es wieder ein Altbau ist und wir unsere großen Bilder mitnehmen können – die brauchen viel Platz und hohe Wände. Das zu finden war schwer. Die Lage hat sich zufällig so ergeben, der Ausblick ist ein Traum. Das Gefühl, in der Stadt zu sein, aber doch abseits des Trubels – das war uns sehr wichtig. Außerdem kostet hier, im Vergleich zum ersten Bezirk, alles die Hälfte: der Spritzer weiß, das Essen, die Miete sowieso. Im unteren Grätzel der Burggasse gibt es zum Teil sensationelle kleine Geschäfte.

Obwohl Thomas Bene beruflich Büros ausstattet, arbeitet er in seiner Wohnung meist vom Esstisch aus – einem Möbelstück, das aus recycelten Dachbalken besteht.
Foto: Lisi Specht

Wohnen hat einen wichtigen Stellenwert für uns, wir sind gerne von unseren Dingen umgeben. Wir haben viel so netten ‚Schas‘, kleine Figuren, Briefbeschwerer und Erinnerungsstücke. Ich bin ein bisschen kindisch, meine Frau Almuth ist da nicht immer einverstanden, sie ist nicht ganz so kindisch wie ich. Seit 35 Jahren sind wir zusammen und immer noch – na ja, verliebt wie am ersten Tag wäre übertrieben, aber – sehr, sehr glücklich. Sie hat bei uns auch den guten Geschmack und ein Händchen für Gestaltung und Ausstattung. Das kommt auch durch ihren Beruf, sie macht temporäre Architektur für Events.

Fotos: Lisi Specht

Unser Zuhause ist auch Inspiration für mich und der Ort, an dem wir gemeinsam sein können. Wir laden gerne Freunde und Familie ein, dann sitzen wir gemütlich beieinander am großen Esstisch und tratschen, lachen und ‚führen Schmäh‘ – das machen meine Frau und ich aber auch gerne zu zweit.

Zu jedem Gegenstand, den wir haben, kann ich eine Geschichte erzählen. Wir haben nichts einfach so ‚zusammengekauft‘, wie man so sagt. Ein Bild ist etwa von einem Künstler, dessen Arbeit wir beim Skiurlaub in Vancouver gesehen haben. Außerdem haben wir eine große Landkarte, auf die eine Illustration der Elbphilharmonie des deutschen Künstlers Olaf Osten gedruckt ist. Ein tolles Stück – auch der Bundeskanzler hat in seinem Büro so eines.

Fotos: Lisi Specht

Ein besonderes Stück ist auch die riesengroße Karotte im Arbeitszimmer. Die war Teil einer Iglo-Kampagne, ich habe sie zufällig am Flughafen gesehen und war so davon begeistert, dass ich bei Iglo angerufen und gefragt habe, ob ich sie kaufen kann. Außerdem sammle ich Manschettenknöpfe – in allen Formen und Farben, bunt, lustig, teilweise sehr alt. Für jeden Anlass habe ich ein passendes Paar. Natürlich wissen das meine Freunde und bringen mir deshalb auch von überall auf der Welt welche mit.

Am liebsten sitze ich auf dem blauen Sofa und lese Zeitungen und Magazine. Mein Arbeitsplatz ist am Esstisch, der besteht aus ehemaligen Dachbalken – Upcycling taugt mir irrsinnig. Ich arbeite viel von Zuhause aus. Ins Büro gehe ich nur, um Kunden zu treffen oder mich mit den Kollegen abzustimmen.

Fotos: Lisi Specht

Am Wochenende sind wir immer wieder in Waidhofen/Ybbs. Vor etwa 20 Jahren haben wir dort ein großes Haus gebaut. Es steht quasi mitten im Wald. Wenn wir in der Früh aufwachen, stehen oft sogar Rehe im Garten hinter dem Haus. Noch idyllischer geht es fast nicht. (Bernadette Redl, 5.11.2018)