Dieses Cover könnte am Ende der "Dossier"-Recherche stehen: "Wer hat Angst vor der 'Kronen Zeitung'?" "Dossier" wurde 2012 als Plattform für investigativen Journalismus gegründet, der STANDARD kooperiert projektbezogen mit ihr.

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Wien – Nachdem "Dossier" bereits zu "Heute" (2014) und "Österreich" (2016) recherchiert hat, folgt mit der "Kronen Zeitung" die "Großmutter aller österreichischen Boulevardzeitungen". So beschreibt Chefredakteur Florian Skrabal das nächste Projekt der Rechercheplattform, das Montagabend präsentiert wurde. Die exakten Themen würden sich erst herauskristallisieren, wo könnte das Team aber in die Tiefe gehen? Etwa bei den Inseraten, einem Steckenpferd von "Dossier", wer von der Berichterstattung profitiert und welche medienethischen Fragen dabei tangiert werden, erzählte Skrabal vorab dem STANDARD. Stichwort: Presserat – und die zahlreichen Rügen, die die "Krone" seit Jahren erhält.

Um die Recherche zu realisieren, sollen bis Ende November auf crowdfunding.dossier.at mindestens 60.000 Euro lukriert werden. Dafür müssen 3.000 Menschen jeweils 20 Euro zahlen. Für das Geld erhalten sie ein gedrucktes Magazin, das am Ende des Projekts stehen soll. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist Frühjahr 2019 – spätestens aber der 11. April 2019, wenn die "Kronen Zeitung" ihr 60-Jahr-Jubiläum in der Ära Dichand begeht.

DOSSIER

Die Ära Dichand

Am 11. April 1959 ging die erste Ausgabe der "Neuen Kronen Zeitung", wie sie damals hieß, unter Hans Dichands Führung in Druck. Der langjährige "Krone"-Chef starb im Jahr 2010. Sein Sohn, Christoph, ist seit 2003 Chefredakteur des Boulevardblatts. Trotz kontinuierlich sinkender Leserzahlen ist das Kleinformat nach wie vor die mit Abstand größte Tageszeitung in Österreich. Die Media Analyse wies der "Krone" zuletzt eine Reichweite von 28 Prozent beziehungsweise 2,091 Millionen Leser aus.

Nach acht Jahren: Verlassenschaft geregelt

Lange hat es gedauert, aber seit Ende September ist Hans Dichands Verlassenschaft geregelt. Helga Dichand, und ihre drei Kinder Michael, Johanna und Christoph sind laut "Dossier" zu gleichen Teilen (12,5 Prozent) Gesellschafter des Krone-Verlags. Diese Konstellation könnte Bewegung in den ewigen Streit der Dichands mit der Funke-Gruppe bringen, der regelmäßig auch vor Gericht ausgetragen wird. Den Deutschen gehören 50 Prozent an der "Kronen Zeitung".

Der vorläufige Titel des geplanten Hefts lautet "Wer hat Angst vor der 'Kronen Zeitung'? Wie der Boulevard Österreich regiert". Gelingt die Realisierung, soll es um 20 Euro auch über die Homepage vertrieben werden. Monothematische Magazine, die auf eigenen Recherchen basieren, möchte "Dossier" künftig in regelmäßigen Abständen publizieren. Chefredakteur Skrabal spricht von mindestens vier pro Jahr und verspricht eine reine Leserfinanzierung: "Es bleibt werbefrei." (Oliver Mark, 22.10.2018)