Reigns: Game of Thrones
Reigns: Game of Thrones
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Reigns: Game of Thrones

Eigentlich ist es verwunderlich, dass es zu HBOs "Game of Thrones" nur eine halbe Handvoll Videospiel-Portierungen gibt. "Reigns: Game of Thrones" lässt Spielerinnen und Spieler nun auf dem Eisernen Thron Platz nehmen. Das Spiel des erfolgreichen Indie-Publishers Devolver ist allerdings kein auf Hochglanz poliertes Rollen- oder Strategiespiel, sondern ein Kartenspiel. Und zugleich, so viel vorab, die bislang gelungenste Übertragung des Fantasy-Hits in die Welt der Videospiele.

Wer die witzigen "Monarchiesimulatoren" der erfolgreichen "Reigns"-Reihe kennt, die seit 2016 vor allem auf mobilen Spielgeräten erschienen sind, kennt auch deren simple und immer noch originelle Spielmechanik. Wie bei der Datingplattform Tinder trifft man auch hier durch simples Wischen nach rechts oder links Entscheidungen und hat zugleich darauf zu achten, dass die Werte für Militär, Religion, Volk und Finanzen nicht ganz voll oder aber ganz leer werden. Geschieht dies doch, ereilt den oder die Monarchin ein jähes Ende – und der Nachfolger nimmt Platz auf dem Thron.

Während man in "Reigns" so eine ganze Ahnenreihe unzähliger Herrscher verkörperte, ist man in "Reigns: Game of Thrones" stattdessen wieder und wieder in den Rollen von bekannten Hauptfiguren der Serie, von Arya über Cersei bis hin zu Tyrion, am Zug – immerhin, so die Rahmenhandlung, spielt sich das endlose "Was wäre wenn?" ja nur als Vision der roten Priesterin Melisandre ab. Gestorben wird häufig, doch der regelmäßige Neustart gehört ebenso zum Konzept wie die simple Cartoongrafik und eine gehörige Portion tiefschwarzen Humors.

GameSpot Mobile

Was ist gelungen?

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht: Hinter der simplen zentralen Choose-wour-own-adventure-Mechanik verbirgt sich nicht nur ein überraschend komplexes Spiel, sondern vor allem ein fast makelloses Stück Fanservice, das sein Franchise mit viel Liebe zum Detail, zu Figuren und der gesamten Welt perfekt ergänzt. Die innerhalb der ersten Spielstunden freispielbaren Hauptfiguren sorgen dank spürbarer Unterschiede in Text und gestellten Situationen für Abwechslung.

Das riesige Labyrinth möglicher Entscheidungen ist dabei voller bekannter, aber auch neuer Figuren und Situationen; inhaltlich ist "Reigns: Game of Thrones" exakt so weit wie die TV-Serie. Dass deren Figuren, Namen und Vorgeschichte bekannt sind, setzt das Spiel voraus. Ganz Ahnungslose haben deshalb deutlich weniger Spaß; "GoT"-Auskenner hingegen amüsieren sich umso mehr. Die hervorragende deutsche Übersetzung lässt auch keine Wünsche offen.

Was ist nicht gelungen?

Die "Reigns"-Spiele waren schon immer perfekt fürs schnelle Spiel zwischendurch; wer aber Stunden und Tage mit dem Monarchiesimulator in Westeros verbringen will, muss sich nach äußerst vergnüglichen Anfangsstunden auf Wiederholungen und Routine im späteren Spielverlauf einstellen. Dass manchmal Entscheidungen nicht nach Gutdünken oder zum Charakter passend, sondern schlicht aus Gründen des Ressourcenmanagements getroffen werden, ist dem Spielprinzip eigen – und führt hin und wieder zu narrativ unpassenden Szenen.

DevolverDigital

Fazit

Als Cersei den Kampf gegen Winterfell aufnehmen, mit Tyrion die Greyjoys an der Nase herumführen, als Jon Schnee die Wildlinge im Süden ansiedeln: "Reigns: Game of Thrones" ist vor allem in den ersten Spielstunden ein überaus motivierendes, abwechslungsreiches Choose-your-own-adventure-Unikat, das mit viel Liebe zu seinem Material und großem Humor für Unterhaltung sorgt.

Was ihm langfristig an spielerischer Tiefe mangelt, macht es mit Herz und Humor wieder wett. Freunde der Vorgänger finden eine originelle Weiterentwicklung des Spielprinzips, "GoT"-Fans schlicht das beste Videospiel zu ihrem Lieblings-Fantasy-Epos. Der Winter kann kommen. (Rainer Sigl, 27.10.2018)