Bernd Loebe wird künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl.

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Der Intendant der Frankfurter Oper, die öfter zum Musiktheaterhaus des Jahres gekürt wurde, wirkt nicht wie ein Mann, der leicht aus der Fassung zu bringen ist. Als Bernd Loebe allerdings vor einer Weile auf der Turracher Höhe urlaubte und Hans Peter Haselsteiner, Präsident der Festspiele Erl, mit seinem Hubschrauber zum Gespräch einherflog, habe das "schon Eindruck gemacht".

Es sei jedoch nicht der Grund für seine Zusage gewesen, ab 1. September 2019 den Job des künstlerischen Leiters der Festspiele Erl anzunehmen. Als Operninteressierter habe er aber über die Jahre bewundert, was in Erl "aus dem Nichts heraus" aufgebaut wurde. Und nach vielen Jahren in Frankfurt tut dem Wunschkandidaten Haselsteiners, der sich nicht von sich aus beworben hat, wohl eine zusätzliche Abwechslung gut. Loebe bleibt ja bis 2023 auch Intendant in Frankfurt.

22 Bewerbungen

Es gab zwar Andrang, also 22 Bewerbungen. Aber "Bernd Loebe war schwer zu übertreffen", so Haselsteiner, der einen Kenner gesucht hat, der auch "so gut vernetzt ist, dass er uns Möglichkeiten eröffnet". Ein Kenner ist der studierte Jurist und ehemalige Musikjournalist zweifellos. Loebe, 1952 in Frankfurt geboren, war künstlerischer Direktor am La Monnaie in Brüssel, was einer Bekanntschaft mit Intendant Gerard Mortier zu verdanken war. Er wirkte auch in Bayreuth mit und ist seit 2002 Intendant der Oper Frankfurt. Ebendort musste er zunächst rückläufige Budgets und Aufführungszahlen der Vorgänger auffangen. Er ist also versiert darin, schwere Zeiten in gute zu verwandeln, zu denen in Frankfurt auch Regiegrößen wie Claus Guth, Christof Loy oder Keith Warner beitrugen.

Frankfurt war auch 1968 jenes Haus, das den 16-Jährigen (mit Mozarts Zauberflöte) fürs Genre elektrisierte. Seit jenem Besuch tippt Loebe auch auf einer Reiseschreibmaschine alle Besetzungslisten der besuchten Aufführungen ab. Abseits der Oper ist er dem Fußball zugeneigt, sofern dieser im TV gezeigt wird. Talkshows hingegen kann er nicht ausstehen. Wenn es um Lieblingskomponisten geht, nennt er "Mozart, den Menschenversteher". Amadeus könne mit "einer kurzen harmonischen Wendung etwas ausdrücken, wofür Wagner mehrere Minuten braucht".

Aus dieser Vorliebe sollten jedoch keine Rückschlüsse auf das Erl-Programm gezogen werden. Wagner wird eine zentrale Rolle spielen – auch nach der Zeit des nun zurückgetretenen Gustav Kuhn. (Ljubiša Tošić, 24.10.2018)