Agata Ciabattoni, Computerwissenschafterin und Professorin für Logik an der TU Wien, ist eine von immer noch wenigen Frauen, die die Informatik grundlegend gestalten.

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Ada Lovelace, Hedy Lamarr, Grace Hopper: Wer nach weithin bekannten Informatikerinnen sucht, wird hauptsächlich in den Pionierzeiten der Computerwissenschaften fündig. Natürlich gibt es auch heute bahnbrechende Frauen in der Informatik, bloß muss man sie mit der Lupe suchen. Denn trotz zahlreicher erfolgreicher Initiativen, Mädchen und Frauen für die IT zu begeistern, bleiben die Resultate überschaubar. Der Anteil an Frauen in Informatikstudien dümpelt bei etwa 15 bis 20 Prozent dahin, obwohl Unternehmen händeringend nach Programmierern und anderen IT-Fachkräften suchen.

"Es ist davon auszugehen, dass schon das Wording des Studiengangs entscheidend ist, um die Attraktivität zu steigern", hat Isabel Roessler, Leiterin des Forschungsprojektes "Fruit: Frauen in IT" am deutschen Centrum für Hochschulentwicklung, herausgefunden. Das kann auch Roderick Bloem, Dekan der Fakultät für Informatik und Biomedizinische Technik der TU Graz, bestätigen: In der Fachrichtung "Information und Computer Engineering" liege der Frauenanteil bei zehn Prozent, im Fach "Softwareentwicklung und Wirtschaft" bei 20 Prozent.

Know-how-Austausch

Um nicht nur etwas am Wording zu ändern, sondern verschiedene Disziplinen tatsächlich zusammenzubringen, starten TU Graz und Universität Graz mit einer Kick-off-Veranstaltung am 25. 10. die Kooperation Route 63: Dabei sollen sich Informatikstudierende Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Soziologie und Psychologie aneignen können und umgekehrt Studierende der Uni Graz Fähigkeiten zur Programmierung einfacher Web-Anwendungen und Apps, und sie sollen ein Verständnis der Methoden und Möglichkeiten von Data-Science erwerben.

Zusätzlich startet ab 6. 11. die Vortragsreihe CS Talks, zu der ausschließlich Computerwissenschafterinnen eingeladen werden. "Wir wollen hervorstreichen, dass Informatik nicht dem schiefen Image von einsamen Programmierern entspricht, sondern Teamarbeit ist, gesellschaftlich relevante Themen behandelt und für Frauen viel mehr Möglichkeiten bieten kann, als vielen bewusst ist", sagt Bloem. In interdisziplinären Teams wie etwa im Kompetenzzentrum Know Center der TU Graz sei der Frauenanteil vergleichsweise hoch.

Hartnäckige Klischees

Dass Österreich zu den Ländern mit den geringsten Anteilen an Technikerinnen in Europa zählt, führt die Österreichische Computer Gesellschaft denn auch auf hartnäckige Klischees zurück sowie auf Einflüsse des Elternhauses, fehlende Rollenbilder, die erschwerte Situation von Frauen in männlich geprägten Berufen sowie die Rolle von Schule und Lehrenden. Initiativen, all die Vorurteile zu entkräften, gibt es nach wie vor viele: So wurde mit dem Hedy-Lamarr-Preis für innovative Informatikerinnen, der kürzlich zum ersten Mal vergeben wurde, eine Auszeichnung geschaffen, die vielleicht den Geist der Pionierinnen ein Stück weit in die Gegenwart holt. (Karin Krichmayr, 25.10.2018)