Gegen Diabetes Typ 2 kann jeder Betroffene etwas tun: Bewegung und kalorienreduzierte, bewusste Ernährung.

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Über 90 Prozent der Österreicher und Deutschen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, haben einen Typ-2-Diabetes. Der größte Risikofaktor, das haben zahlreiche Studien gezeigt, ist Übergewicht oder Adipositas.

"Menschen mit Typ-2-Diabetes leiden an einer Insulinresistenz. Das heißt, ihre Bauchspeicheldrüsen produzieren zwar Insulin, jedoch wird es in zu geringen Mengen ausgeschüttet oder wirkt nicht mehr ausreichend an den Zielzellen. Neben einer genetischen Veranlagung, fördert vor allem Übergewicht, also eine Verfettung der Organe und der Muskulatur, eine Insulinresistenz", erklärt der Endokrinologe und Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer von der Charité Berlin.

Doch Betroffenen können entgegen steuern, das hat eine Lancet Studie aus dem Jahr 2018 gezeigt. "Eine kalorienreduzierte Kost und Bewegung kurbeln die Fettverbrennung in den Organen, wie der Leber, und der Muskulatur an und steigern deren Insulinempfindlichkeit wieder", sagt Pfeiffer. Erst wenn diese Maßnahmen erfolglos bleiben, sollte eine medikamentöse Therapie angedacht werden.

Mindestens 15 Kilogramm abnehmen

Die im Fachjournal "The Lancet" publizierte DiRECT Studie bestätigt die Wirksamkeit einer solchen Lebensstilintervention: An der Studie nahmen 298 übergewichtige Patienten teil, die seit maximal sechs Jahren mit der Diagnose Typ-2-Diabetes leben. Die Studienteilnehmer nahmen an einem intensiven Gewichtsreduktionsprogramm teil, ernährten sich stark kalorienreduziert, die aufgenommene Energiemenge lag zwischen 500 bis 800 Kilokalorien täglich. Ziel war es, während der Studie mindestens 15 Kilogramm abzunehmen.

Der Hälfte der Studienteilnehmer gelang damit, ihren Zuckerstoffwechsel wieder zu normalisieren, also eine Remission des Diabetes zu erreichen. Je mehr sie abnahmen, desto größer war der Behandlungserfolg: Bei Patienten, die ihr Gewicht um mehr als 15 Kilogramm reduzieren konnten, kam es bei etwa 85 Prozent zu einer Diabetes-Remission. Bei Patienten mit einem Gewichtsverlust von etwa zehn Kilogramm, sank die Wahrscheinlichkeit für eine Verbesserung der Symptome auf etwa 50 Prozent. Bei Patienten, die nur rund fünf Kilogramm abnahmen, sank die Erfolgsquote auf zirka 20 Prozent.

Langfristige Lebensstiländerungen

"Die Aussicht, den Diabetes-Typ-2 ohne Medikamente oder Insulinspritzen in den Griff zu bekommen, ist für Betroffene eine hohe Motivation. Vielen Patienten fällt es jedoch schwer, ihre Lebensgewohnheiten langfristig umzustellen", sagt Pfeiffer. "Umso wichtiger ist es, dass wir diesen Patienten frühzeitig, in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose, ein intensives Gewichtsreduktionsprogramm anbieten. Um das Gewicht zu halten, ist danach zudem ein intensives Nachsorgeprogramm notwendig", betont der Experte.

Eine Remission ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Heilung. "Von einer Remission sprechen wir, wenn die Symptome einer Erkrankung bis zur Normalisierung abgeschwächt sind – das kann sowohl vorübergehend als auch dauerhaft der Fall sein", erklärt Jens Aberle von der Deutschen Diabetes Gesellschaft. "Es besteht aber die Möglichkeit, dass der Typ-2-Diabetes nach einer gewissen Zeit wieder zurückkehrt." (red, 26.10.2018)