Die Regierung will prüfen ob Bundesliga-Matches wie hiwe jenes zwischen Mattersburg und St. Pölten gesetzlich zu verankerndes Nationalgut sein soll.

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Sky-Chefin Christine Scheil hat etwas dagegen, wie sie im STANDARD-Gespräch erklärt.

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Zu den Olympischen Spielen, zum Opernball und zum Neujahrskonzert könnte sich bald die österreichische Bundesliga gesellen. Die Rede ist von der sogenannten TV-Schutzliste, die per Gesetz Großereignisse aufzählt, die im Free TV empfangbar sein müssen. Die Regierung hatte im September angekündigt, die Liste zu prüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Die Bundesliga gilt als Kandidat mit fixem Listenplatz. Der Bezahlsender Sky, der die Bundesliga-Rechte noch bis 2022 hält (in bestehende Verträge soll nicht eingegriffen werden), ist nicht erfreut.

"Ein solches Vorgehen wäre europaweit einzigartig", sagt Geschäftsführerin Christine Scheil im STANDARD-Interview. "Es ist nicht in unserem Interesse, den Sport hinter einer Paywall zu verstecken", sagt Scheil. Im Free TV sei Sport über Werbung aber nicht refinanzierbar, im Pay-TV würde der Fußball hingegen profitieren.

Einstimmige Einigung auf Sky

Sie verweist auf die deutsche Bundesliga, die sich in den letzten Jahren entwickelt habe – wegen Pay-TVs. Bei der Ausschreibung der österreichischen Bundesliga-Rechte – bei der alle mitbieten konnten – hätten sich die Klubs außerdem einstimmig auf das Angebot von Sky geeinigt. Mit der diskutierten Neuregelung würde die Regierung die Nachfrageseite abschneiden, womit der Preis fallen würde. "Für den Sport ist das in keinster Weise ein Vorteil", sagt Scheil. Sie weist darauf hin, dass in den elf EU-Staaten, in denen es eine sogenannte TV-Schutzliste gibt, kein einziges Land ein serielles Event wie die Bundesliga in der Liste verankert hat.

Das Argument, dass die öffentliche Hand Stadien fördere und damit ein Recht auf frei empfangbare Spiele hätte, lässt sie nicht gelten. "Dann dürften die Klubs auch keine Eintrittspreise für die Spiele verlangen", sagt Scheil, und die Oper müsste gratis sein, da auch diese subventioniert sei.

Ohnehin viel Fußball im Free-TV

Es gebe auch weiterhin viel Fußball im Free TV, etwa Highlight-Shows im ORF, frei empfangbare Formate wie Dein Verein bei Sky oder ganze Spiele bei den Partnern oe24.tv und A1 TV. "Das sind alles Initiativen, die es vorher nicht gab." In den Jahren zuvor, als sich Sky die Rechte mit dem ORF teilte, habe man gesehen, dass sich der Fußball nicht weiterentwickelt. "Das wollen wir jetzt ändern."

Vorteile beim Rechteeinkauf

Durch die Übernahme von Sky durch den US-Kabelriesen Comcast werde sich in Österreich vorerst nichts ändern. Der monatelange Bieterwettstreit zeige aber die "Werthaltigkeit der europäischen Sky-Gruppe". Comcast hatte sich im September mit einem Angebot von umgerechnet 33 Milliarden Euro gegen Disney durchgesetzt. Auf längere Sicht erwartet sie sich aber Vorteile beim Rechteeinkauf im Fiction-Bereich.

Sie betont, dass Sky ein österreichisches Unternehmen bleibe und durch die Übernahme nun nicht zu den US-amerikanischen Internetriesen gehöre, gegen die europäische Medienmanager gerne wettern. Auch sie fordert eine "prinzipienbasierte Regulierung" für diese Internetgiganten.

Der Idee von Puls4-Chef Markus Breitenecker, Public Value bei Privaten zu fördern, kann sie wenig abgewinnen. "Mir ist wichtiger, dass der Programmauftrag des ORF geschärft wird." Informationssendungen müssten über Gebühren gefördert werden, nicht aber Premiumrechte im Fiction- oder Sportbereich, wo es einen funktionierenden Markt gebe.

Über alle Plattformen

Mit einer Neudefinition würde sich vieles ergeben – etwa die Internetbeschränkungen des ORF. "Wenn der Programmauftrag klar ist – und nur dann -, soll der ORF natürlich die Möglichkeit haben, seine Produkte über alle Plattformen zu verteilen. Warum nicht?" (Philip Pramer, 28.10.2018)