Eine Briefbombenserie an Kritiker von Donald Trump hält die USA in Atem. Alle Adressaten hat der US-Präsident vorher in Tweets oder persönlich attackiert. Zunächst gab es keine Erkenntnisse über reale Motive, ein Verdächtiger wurde am Freitag verhaftet.

Augenscheinlich jedoch ist, dass das politische Klima in den USA so vergiftet ist wie schon lange nicht mehr. Grapscher verweisen in Vernehmungen klar auf Trumps Angeberei, er könnte Frauen überall berühren. Rassistische Attacken beispielsweise gegen Mexikaner, die Trump als Vergewaltiger und Drogenhändler bezeichnete, häufen sich signifikant. Der US-Präsident hätte jetzt nicht nur die Gelegenheit, sondern auch die Pflicht, klar gegen politische motivierte Gewalt und Polarisierung aufzutreten. Er aber betreibt, nach kurzer Andeutung gespielter Einsicht, abermals Victim-Blaming und gibt den Medien eine Mitschuld. Auf Twitter schmollt er, wenn er dafür unpräsidentiell genannt wird.

Trumps Verhalten ist mehr als amtsunwürdig, es ist gefährlich. Die politische Spaltung, das Schwarzweißdenken, die Verhinderungspolitik hat Trump aber bereits vorgefunden. Barack Obama, der zumindest versucht hat, gegen die Gräben anzugehen, formuliert es so: Trump ist nur ein Symptom. Die Frage ist nur, wie weit er mit seiner zornigen Attitüde Entmenschlichungen in der Gesellschaft treiben kann und wird. Und ob ihm die Wähler bei den Halbzeitwahlen einen ersten Denkzettel verpassen. (Manuela Honsig-Erlenburg, 26.10.2018)