"Wir leben im schönsten Land der Welt", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz zur Feier des Nationalfeiertags. Recht hat er. "Und in einem der sichersten", möchte man hinzufügen. Und wundert sich, warum Kurz so tat, als müsste Österreichs Sicherheit erst erkämpft werden.

Es ist nicht der einzige Schatten, den die Regierung derzeit auf das schönste Land der Welt wirft. Juniorpartner FPÖ lieferte ein paar recht unschöne Bilder – etwa von tiefverschleierten Musliminnen, um zu zeigen, wie notwendig die Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder sei. Neos und SOS Mitmensch sehen darin Demagogie und Rassismus und wollen dagegen rechtlich vorgehen.

Unschön wird diese Causa weitergehen: einerseits rechtlich (die EU-Kommission droht Österreich mit einem Verfahren), andererseits praktisch. De facto betrifft das nämlich viele der rund 60.000 24-Stunden-Betreuerinnen aus den EU-Ländern Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Viele haben selbst noch Kinder zu betreuen – und nicht wenige sind Alleinerzieherinnen. Sie bezahlen andere Frauen, die sich um ihre Kinder daheim kümmern, während sie selbst Hochbetagte in Österreich versorgen. Sollten nur fünf Prozent von ihnen, rund 3000 Frauen, überlegen, ob sich das alles für sie finanziell noch ausgeht, droht Österreich eine veritable Pflegelücke – auf Kosten hochbetagter Österreicher. Dieses unschönen Details sollte man sich im schönsten Land der Welt bewusst sein. (Petra Stuiber, 26.10.2018)