Rund um den Nationalfeiertag läuft das Bundesheer regelmäßig zu seiner Hochform auf: Da werden die Panzerfahrzeuge aufpoliert und rund um das Burgtheater aufgestellt, auf dem Wiener Heldenplatz landen die Hubschrauber, auf der Grazer Murinsel führen sie vor, wie man Menschen mit der Seilwinde rettet und aus der Gefahrenzone evakuiert.

Schön und gut. Nämlich schön für die Zuschauer, die aufgrund des verlängerten Wochenendes in rekordverdächtigen Zahlen zur Leistungsschau kommen. Gut für die Soldaten, die sich und ihr Gerät einmal von der besten Seite zeigen können.

Sie wissen, dass das so vermittelte Bild mit dem Alltag in den österreichischen Kasernen nicht übereinstimmt. Dort herrscht Mangelverwaltung.

Das Publikum erfährt ja nicht, dass die Black-Hawk-Hubschrauber, die da als Stolz des Heeres hergezeigt werden, in Wirklichkeit längst veraltet sind: Erst wenn man sie einem Update unterzieht, werden sie dem Stand der Technik entsprechen – und es dürfte noch Monate dauern, bis der erste upgedatete Black Hawk wieder zur Verfügung stehen wird. Und dass das Bundesheer viel zu wenige Piloten hat, ist am Nationalfeiertag eine Randnotiz, im täglichen Dienstbetrieb aber ein Kernproblem der Fliegertruppe.

Stolz werden auch die Leopard-2A4-Kampfpanzer hergezeigt – und der Stolz ist insofern berechtigt, als die Panzertruppe bei internationalen Wettbewerben stets hervorragend abschneidet: Im Vorjahr gewann das Panzerbataillon 14 aus Wels sogar die internationale "Tank Challenge" im bayerischen Grafenwöhr.

Was weniger bekannt ist: Von den Leos hat das Bundesheer gerade noch 48 Stück zur Verfügung, was gerade noch ausreicht, um im Umgang mit schwerem Gerät vertraut zu bleiben. Mehr als ein bisschen damit zu üben, eine beschränkte Anzahl von Kilometern durchs Gelände zu fahren (einen längeren Marsch tut man den Panzern ohnehin nicht mehr an, da fahren sie mit der Bahn) und ab und zu einen scharfen Schuss ins Ziel zu bringen ist nicht drin. Denn auch die Leopard-Panzer sind in die Jahre gekommen: Sie wurden in den 1990er-Jahren aus überzähligen Nato-Beständen angekauft und auf den damaligen Stand der Technik aufgerüstet. Ein Vierteljahrhundert später müssten Hydraulik und Elektronik erneuert werden, auch der Minenschutz und die Nachtsichtfähigkeit wären nachzurüsten – die Kosten dafür dürften irgendwo zwischen 20 und 60 Millionen Euro liegen.

Das alles ist ein Klacks gegen die zu erwartenden Kosten für die Nachrüstung der Luftraumüberwachung, die um eine bis zwei Zehnerpotenzen höher sind.

Wenn man es denn ernst nimmt.

Tut man aber nur bedingt. Denn seit Jahrzehnten leidet das Bundesheer unter Geldmangel – und wenn einmal ein bisserl mehr Budget in Aussicht genommen wird, wie in den vergangenen Jahren, dann werden einzelne, mehr oder weniger sinnvolle, Reformprojekte durchgezogen: hier eine Strukturreform (die dann flott vom nächsten Minister wieder kassiert wird), dort eine Nachbeschaffung von Hubschraubern, von denen noch keiner weiß, wer sie pilotieren soll.

Was das Heer aber braucht, ist eine verlässliche Budgetierung, die Planungssicherheit gibt. Das hat der Bundespräsident ausgesprochen. Möge es der Finanzminister auch hören und entsprechend handeln. (Conrad Seidl, 27.10.2018)