Bereits am Samstag musste die Feuerwehr in Kärnten vielfach ausrücken, um Sturmschäden zu versorgen.

Foto: APA / BFKDO Klagenfurt Land

Mehrere Straßen in Kärnten mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden, Hausdächer wurden abgedeckt.

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Klagenfurt – Durch den anhaltend starken Regen in Kärnten sind die Pegel der Flüsse Drau, Möll und Gail massiv angestiegen. Da der Höhepunkt erst in der Nacht auf Dienstag erwartet wird, haben sich das Land Kärnten und die Einsatzkräfte gewappnet. Die Stauseen wurden teilweise auf bis zu nur noch vier Meter Wassertiefe gesenkt und die Krisenstäbe einberufen.

Schulfrei in Spittal

Wegen des drohenden Hochwassers wird die Drautal-Bundesstraße (B100) im Bezirk Spittal/Drau ab 14 Uhr von Möllbrücke bis zur Osttiroler Grenze für den Durchzugsverkehr gesperrt, gab die Polizei am Vormittag bekannt. Ziel- und Quellverkehr bleibt vorerst möglich. Ab 17 Uhr wird der Zugsverkehr zwischen Spittal und Lienz eingestellt.

Die Wettersituation hat auch Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Die Bezirkshauptmannschaft Spittal/Drau entschied am Vormittag, dass sämtliche Pflichtschulen im Bezirk am Dienstag und Mittwoch geschlossen bleiben. Auch die Schulkinder in Ferlach (Bezirk Klagenfurt-Land) haben am Dienstag schulfrei. Ferlach war in der Nacht auf Sonntag von einem schweren Föhnsturm getroffen worden, weitere Stürme sind vorhergesagt.

Möglicherweise Jahrhunderthochwasser

Laut den Experten deuten die Prognosen auf ein 30- bis 100-jährliches Hochwasser (HQ 30 – HQ 100) hin. Die Staubecken wurden maximal abgesenkt: "Unklar ist aber, wie viel wir mit den Maßnahmen auffangen werden können", sagte Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) am Sonntag nach einer Sitzung des Koordinationsausschusses in Klagenfurt. Die einberufenen Krisenstäbe stünden bereit. Der Durchfluss der Gail war bereits an mehreren Messstellen auf das Niveau eines fünf- bis zehnjährlichen Hochwassers angestiegen. Beim Oberlauf der Möll lagen die Werte Sonntagabend beim Stand eines ein- bis fünfjährlichen Hochwassers.

Vor allem entlang der Drau und der Möll wird die Hochwassergefährdung mit hoch beziehungsweise sehr hoch eingeschätzt. Zu den drohenden Überflutungen kam in der Nacht auf Sonntag ein nicht in dieser Intensität erwarteter Föhnsturm im Bereich Ferlach dazu. Versperrte Straßen, Stromausfälle sowie Probleme mit der Wasserversorgung waren die Folge.

"Wir treffen alle nötigen Vorkehrungen, um die drohenden Schäden so gering wie möglich zu halten", sagte Fellner. "Noch sind es Prognosen, die sich ändern können. Es soll keine Panik entstehen – wir wollen aber zur Sicherheit der Kärntner Bevölkerung bestens vorbereitet sein." Markus Hudobnik, der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes, schilderte: "Die nötige Absenkung der Drau-Stauseen ist durchgeführt worden. Das große Ziel muss es jetzt sein, den Durchlauf der Wassermassen in Lavamünd zu reduzieren, um die Schäden möglichst gering zu halten."

Auch Slowenien rüstet sich

Sechs Jahre nach einem verheerenden Hochwasser bereitet sich Slowenien nun auf mögliche Überschwemmungen entlang der Drau vor. "Angesichts der starken Niederschläge in Kärnten und Warnungen von österreichischen Behörden wird in der Nacht auf Dienstag mit einem starkem Anstieg der Durchflussmengen gerechnet", sagte Janez Polajnar von der slowenischen Umweltbehörde ARSO am Montag vor Journalisten.

Nach den jüngsten Berichten aus Österreich werde in der Nacht auf Dienstag an der slowenischen Grenze mit Durchflussmengen von 1.700 Kubikmeter pro Sekunde gerechnet, erläuterte Polajnar. Noch besorgniserregender sind die Prognosen für Dienstagnachmittag: Dann wird in Dravograd ein Durchfluss von 1.900 bis 2.100 Kubikmeter erwartet. Nach slowenischen Messungen wäre das die zweithöchste Durchflussmenge in den vergangenen 90 Jahren.

Stauseebecken abgelassen

Bereits Samstagabend hat der Verbund die Wasserpegel in den Stauseebecken in Edling, Ferlach und im Bereich der Annabrücke auf Niedrigststand gesenkt. Auch mit Slowenien wurde laut Hudobnik bereits am Samstag Kontakt aufgenommen. Berechnungen hatten ergeben, dass der Durchfluss der Drau aufgrund des intensiven Regens am Montag und Dienstag auf 2.000 bis 2.400 Kubikmeter pro Sekunde anwachsen wird.

Montagfrüh betrug die Durchflussmenge in Lavamünd knapp unter 1.100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, ab 1.400 Kubikmeter ist mit Überflutungen zu rechnen. Die Einsatzkräfte rechneten für den Montagabend fix damit, dass dieser Wert überschritten wird. "Wir bitten die Bevölkerung der betroffenen Gebiete entlang der Gail, der Möll und vor allem der Drau, wachsam zu sein. Achten Sie auf die Informationen aus Radio und Fernsehen, und kooperieren Sie, wenn nötig, bestmöglich mit den Blaulichtorganisationen die jetzt schon in Alarmbereitschaft stehen", appellierte Fellner. (APA, 28.10.2018)