Wenn bereits als Kind alles leicht süßlich schmeckt, leidet die Geschmacksvielfalt. Damit steigt das Risiko auch später häufiger zu zuckerhaltigen Lebensmitteln zu greifen, sagen Forscher.

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Manche Eltern wollen ihren Kinder gesunde Ernährung schmackhaft machen und versüßen Obst oder Naturjoghurt ein wenig mit Zucker. Doch dieser Trick, um den Nachwuchs eine gesündere Ernährung schmackhaft zu machen, geht meist nach hinten los, wie eine aktuelle Studie zeigte. Demnach haben Kinder, die zusätzlich gezuckerte Früchte oder Milchprodukte konsumieren, langfristig ein höheres Risiko für Übergewicht und neigen stärker dazu, diese erlernte "ungesunde" Ernährungsweise beizubehalten.

Der Anteil übergewichtiger und adipöser Menschen steigt weltweit an. Diese Entwicklung führen Forscher primär auf zwei Faktoren zurück: Mangelnde körperliche Aktivität, gepaart mit einem zunehmenden Konsum von stark zuckerhaltigen Süßigkeiten und Soft-Drinks. Manche Eltern versuchen daher ihren Kindern Obst und Gemüse schmackhaft zu machen und helfen ein wenig damit nach, indem sie in die Zuckerdose greifen. Dieser Trick sollte die Starthilfe auf gesunde Ernährung versüßen.

Was gut gemeint ist, kann sich allerdings auf längere Sicht negativ auswirken, wie eine internationale Studie nun nahelegt. Konkret wurden die Daten von mehr als 16.000 Kindern aus Italien, Belgien, Schweden, Spanien, Estland und Deutschland ausgewertet, die an der europäischen IDEFICS-Studie zu kindlichem Übergewicht teilgenommen hatten. Um das Alltagsverhalten und den Lebensstil der Kinder zu erfassen, wurden die Kinder und ihre Eltern befragt. Zusätzlich erhoben die Forscher Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht und Körperfettanteil der jungen Probanden. Ein Großteil der Kinder wurde nach zwei Jahren erneut untersucht, um zeitliche Veränderungen eruieren zu können.

Für Geschmacksvielfalt sorgen

Das Ergebnis der Analyse: Jene Kinder, die zu Studienbeginn mehr gezuckerte Früchte, Smoothis und Milchprodukte konsumierten, zeigten zwei Jahre später deutlich häufiger Anzeichen für Übergewicht und Fettleibigkeit als die Vergleichsgruppe. Darüber hinaus war auch die Qualität ihrer Ernährung häufiger und stärker gesunken – also ungesünder geworden – als die der Kontrollgruppe.

"Die Studie zeigte, dass das Zuckern von gesunden Lebensmitteln – auch wenn es gut gemeint sein mag – eher das Gegenteil bewirkt", sagt Antje Hebestreit, Mitautorin der Studie. "Unsere Vermutung ist, dass hier die Prägung des Geschmacks, die wir besonders in jungen Jahren erfahren, eine wichtige Rolle spielt. Wer also schon als Kind häufig Süßes – und seien es auch nur kleine Mengen zugefügter Zucker – zu sich nimmt, greift auch später häufiger zu zuckerhaltigen Lebensmitteln und erhöht damit sein Risiko, Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen zu entwickeln."

Die Wissenschafter empfehlen, etwa auf Zucker oder Honig zum Süßen von Früchten und Milchprodukten ganz zu verzichten. Sinnvoller sei es, den Kindern ganz bewusst eine hohe Geschmacksvielfalt anzubieten. "Wer auf Vielfalt statt Zucker setzt, liefert seinen Kindern zudem viel eher die breite Nährstoffpalette, die Kinder für ihr Wachstum und Wohlbefinden brauchen", so das Fazit der Studienautoren. (red, 30.10.2018)