Die Kritiker sind ganz und gar nicht begeistert vom Red Hydrogen One.

Foto: Red

Eine starke Kamera mit eigener Taste, realistischer Raumklang, ein Kevlar-ummanteltes Gehäuse. Das hat der renommierte Kamerahersteller Red für sein erstes Smartphone, das Hydrogen One angekündigt. Aber insbesondere der "4View"-Bildschirm wurde immer wieder als "erster holografischer Bildschirm" beworben. Mittels Lichtfeldtechnologie solle er immersive 3D-Darstellung bieten, ganz ohne Zusatzbrille. Man konnte damit über ein Jahr lang Hype generieren.

Nun ist das Handy fertig und geht im November in den Verkauf. Mit The Verge und Gizmodo haben erste Techseiten nun Rezensionen veröffentlicht. Die Kritik fällt vernichtend aus.

Herstellervideo zum Hydrogen One.
RED HYDROGEN

Hardware aus 2017

Stolze 1.300 Dollar verlangt man für das mit Features vollgestopfte Handy. Damit kostet es sogar etwas mehr, als Apples iPhone XS mit 256 GB Speicher. Und man hat noch mehr vor. Das Hydrogen One verfügt über einen Erweiterungsanschluss und soll damit in Zukunft mit einem zusätzlichen Vollformatsensor zu einer echten Filmkamera werden können.

Dass dieser oder andere Zusätze, die die Schnittstelle nutzen würden, noch gar nicht verfügbar sind, ist jedoch noch eines der geringeren Probleme des Handys. Ganz grundsätzliche Kritikpunkte lassen sich bereits am Spezifikationszettel finden. Da wäre etwa, dass das schwere und als ultrarobust angepriesene Gehäuse zwar kratz- und stoßfest sein dürfte, aber nicht wasserfest ist. Oder die Tatsache, dass der als Plattform dienende Snapdragon 835 in wenigen Monaten zwei Jahre alt wird. Vorinstalliert ist Android 8.1, das Update auf Android 9 kommt erst 2019.

Mäßiges Display, enttäuschender 3D-Effekt

Doch auch das fällt noch unter "ärgerlich, aber verkraftbar". Absolut gar nicht erfreut sind die Tester allerdings über den Bildschirm. Das Pixelraster ist deutlich erkennbar, die Farbdarstellung des LCD-Panels könnte besser sein. Der Holografie-Effekt ist nur mit ein paar speziellen Apps nutzbar. Statt eine beeindruckende Tiefendarstellung zu liefern, erklärten mehrere Leute, die The Verge das Gerät ausprobieren ließ, dass ihnen von der verschwommenen Darstellung schwindlig würde.

Der aus vier Bildern erzeugte 3D-Effekt sei mit jenem des Nintendo 3DS vergleichbar, stimmen beide Medien überein. Man ist sich allerdings nicht einig, ob er etwas besser oder schlechter funktioniert, wie beim Nintendo-Handheld. Auch in Spielen ist er wenig beeindruckend, dafür sorgt er für Performance-Probleme. Das Vorzeigefeature des Hydrogen One enttäuscht damit auf ganzer Linie.

Das "The Verge"-Video zum Handy.
The Verge

Schwache Kamera

Das Smartphone kann auch genutzt werden, um 3D-Aufnahmen zu machen, die auch nicht besonders plastisch wirken. Bei Videos scheint der Effekt sich zufällig ein- und auszuschalten. Um diese mit anderen Nutzern zu teilen, lässt sich eine App für Reds eigenes Social Network Holopix herunterladen. Diese stürzte jedoch jedes Mal beim Login ab.

Auch wer normale Fotos mit dem Hydrogen One aufnimmt, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Die Ergebnisse fallen deutlich hinter aktuelle Flagschiffe wie dem iPhone XS, Samsung Galaxy Note 9 oder Google Pixel 3 zurück. Das unintuitive Interface der Kamera-App verbessert die Situation nicht gerade.

Immerhin: das Handy bietet eine lange Akkulaufzeit. Gemessen an der Kapazität von 4.500 mAh ist sie aber wiederum nicht spektakulär und liegt rund 1,5 bis zwei Stunden unter jener des iPhone XS, dessen Energiespeicher deutlich kleiner ausfällt.

Flop auf ganzer Linie

Grundsätzlich begrüßt man den Mut von Red, etwas Neues zu probieren. Jedoch sind es gerade die lange im Vorfeld beworbenen Innovationen, die sich als große Schwachpunkte erweisen. Gerade gemessen an diesem stolzen Preis ist das nicht zu rechtfertigen. Dementsprechend hat The Verge dem Handy nur drei von zehn möglichen Punkten gegeben – die niedrigste Bewertung, die dort je ein Smartphone erhalten hat. (gpi, 29.10.2018)