Bild nicht mehr verfügbar.

Der Abschlussbericht zur Causa MEL gewährt Einblick in die Meinl Bank und deren Bezahlungssystem. (Postler sind nicht gemeint.)


Foto: dapd/Strauss

Die Ermittler der Sonderkommission (Soko) Meinl haben sich in ihrem Abschlussbericht zur Causa Meinl bzw. Meinl European Land (MEL) auch viel mit diversen Einkommen und Prämien der Meinl-Banker beschäftigt. In der Causa geht es u. a. um Betrugsvorwürfe gegen Verantwortliche der Privatbank und zu ihr gehörenden Gesellschaften im Rahmen des Rückkaufs eigener Aktien durch die MEL. Ihr Kurs stürzte nach Aufkommen der Angelegenheit im freien Fall ab. Die Soko Meinl beziffert den Schaden für die Anleger auf rund 1,7 Milliarden Euro.

Im 956-seitigen Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien zitieren die Ermittler auch aus diversen Vor-Ort-Prüfberichten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die hat rund um die MEL-Causa etwa festgestellt, dass die Privatbank, die Julius Meinl V. zuzurechnen ist, die "faktische Geschäftsführung" gehabt und 2009/2010 "überhöhte Entgelte" für Dienstleistungen rund um die MEL-Papiere kassiert habe. Über die Gesamtperiode sei der Bank "das Siebenfache des an die MEL-Anteilsinhaber möglichen Ausschüttungsbetrages" zugeflossen.

"Gewinne verschleiert"

Die niederösterreichischen Kriminalbeamten, die den Abschlussbericht nach rund zehn Jahren der Ermittlungen erstellt haben, errechneten auch die Einkünfte einzelner damals involvierter Meinl-Bank-Manager.

So habe einer der nun Beschuldigten zwischen 2002 und 2008 (damals flog der Rückkauf auf, die Aktien stürzten ab) Einkünfte von insgesamt 4,3 Millionen Euro brutto bezogen – und zwar ausschließlich von der Bank, obwohl er auch für andere Gesellschaften in deren Firmenreich gearbeitet habe. Der Verdacht der Ermittler: Der Manager habe persönlich vereinnahmte Gewinne aus Aktienverkäufen über eine ihm zuzurechnende Briefkastenfirma "verschleiert und u. a. privat in Russland investiert".

(Zu) teure Villen

Bei diesen Angaben gehen sie ins Detail: So habe der Kauf eines Hauses bei Moskau 2008 mehr Geld gekostet, als der Manager von 2002 bis 2007 in Summe netto verdient habe. Und: Rechne man diese Anschaffung und die Kosten für eine Villa in der Türkei zusammen, übersteige das sogar das gesamte Bruttoeinkommen des Mannes, das der Finanz in Österreich bekannt sei. Dass es da Vermögenszuflüsse an der Finanz vorbei gegeben habe, bestreitet der Beschuldigte, der vorübergehend auch im Bankvorstand saß. Nota bene: Die 13 Beschuldigten (plus Vertreter der fünf beschuldigten Gesellschaften) weisen die Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung.

Einer der Banker, der u. a. 2005/2006 das "Schwiegermuttergeld" von Karl-Heinz Grasser entgegengenommen hatte, gab bei seiner Einvernahme Einblick in die Arbeitswelt der vornehmen Privatbank. Er, der sich seine Vorstandsposition hart erarbeitet habe, hätte 15 Jahre lang im Schnitt 120 bis 160 Überstunden im Monat geleistet – und falle mit diesem Engagement "aus der Reihe". Der Mann hat laut Soko-Bericht von 2002 bis 2008 rund 3,6 Mio. Euro brutto verdient (inklusive Prämien), verglichen mit Kollegen stieg er damit recht schlecht aus.

(Zu) viele Aufgaben

Dabei hat er in der Bank so viele unterschiedliche Aufgaben erfüllt, dass die OeNB seine Kompetenzfülle als "äußerst ungewöhnlich" und nicht dem Bankwesengesetz entsprechend qualifizierte. Nach dieser Kritik hat die Meinl Bank die Zuständigkeiten geändert. Der Manager räumte übrigens ein, sein Englisch sei "nicht so gut", umfangreichere englische Texte lese er schlichtweg nicht. Den (in Englisch verfassten) 271-seitigen Prospekt zur MEL-Emission 2007 hat er laut Soko-Bericht aber schon unterschrieben.

Andere Meinlbanker bezogen laut Soko Meinl weitaus üppigere Remunerationen bzw. Prämien. So habe ein langjähriges ehemaliges Vorstandsmitglied von 2001 bis 2007 in Summe fast 20 Millionen Euro kassiert. Dabei handelt es sich, wohlgemerkt, nicht um Julius Meinl V. oder Exbankchef Peter Weinzierl. (Renate Graber, 30.10.2018)