Die Fortschritte sind vielversprechend, doch bis zur fertigen Anti-Aging-Pille ist es noch ein weiter Weg.

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Lausanne – Das Coenzym Nicotinamidadenindinukleotid, in oxidierten Form als NAD+ abgekürzt, wirkt der Zellalterung entgegen und sorgt dafür, dass die Mitochondrien, die Energielieferanten der Körperzellen, funktionieren. Mit steigendem Lebensalter nimmt der Spiegel dieses Moleküls allerdings kontinuierlich ab.

Frühere Studien konnten nachweisen, dass sich die Lebensspanne von Versuchstieren verlängern lässt, wenn man ihren NAD+-Spiegel wiederherstellt. Deshalb wird schon seit Jahrzehnten daran geforscht, wie man an den Stellschrauben der körpereigenen NAD+-Produktion drehen kann, dass sich damit auch das Leben von Menschen verlängern lässt.

Erhöhte NAD+-Menge im Tiermodell

Nun haben Forscher von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Lausanne einen solchen möglichen Schlüssel zu einer Anti-Aging-Pille gefunden. Gemeinsam mit internationalen Kollegen zeigten die Forscher um Johan Auwerx im Fachjournal "Nature", wie sich die NAD+-Menge im Tiermodell in Niere und Leber erhöhen lässt. Sie hemmen dazu ein Enzym, das die Produktion von NAD+ begrenzt.

Das Enzym namens ACMSD gehört zu einem von mehreren Wegen, auf denen NAD+ im Körper produziert wird, und kommt hauptsächlich in Leber und Niere vor. Sowohl in Versuchen mit Würmern als auch mit Mäusen führte das Blockieren des Enzyms zu höheren NAD+-Niveaus und besserer Mitochondrien-Funktion, wie die Wissenschafter mitteilten.

Zwei neue Wirkstoffe

In weiteren Versuchen zeigten die Wissenschafter, dass eine Hemmung von ACMSD durch zwei neu entwickelte Wirkstoffe den Zustand von Mäusen verbesserten, die als Tiermodell für altersbedingte Nieren- und Leberschäden beim Menschen dienten. Ihre Ergebnisse betrachten die Forscher als vielversprechend. Sie wollen die Wirkstoffe für die klinische Anwendung beim Menschen weiterentwickeln.

Die Datenlage zur Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen einer NAD+-Verjüngungskur beim Menschen ist bisher sehr dünn. Ein Problem: Klinische Studien zu einer lebensverlängernden Wirkung einer NAD+-erhöhenden Therapie beim Menschen sind allein aufgrund der langen Zeiträume kaum machbar, wie Samir Parikh vom Beth Israel Deaconess Medical Center und der Harvard Medical School in Boston in einem Begleitkommentar zur Studie betonte.

Der Ansatz, sich auf gezielte Altersleiden wie Nierenschäden zu konzentrieren, könnte daher vielversprechend sein und eine Möglichkeit für klinische Studien auftun. Die für die Nature-Studie entwickelten Wirkstoffe und die damit erzielten Ergebnisse seien ein wertvoller Machbarkeitsbeweis. (red, APA, 30.10.2018)