Ferrari im Doppelpack.

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Mexiko-Stadt – Der enttäuschte Starpilot Sebastian Vettel muss die Krisenbewältigung auf die Winterferien verschieben. Ferrari will Mercedes nicht auch noch die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1 überlassen. Die Wertung sei offen, meinte Vettels Teamchef Maurizio Arrivabene. Es sei die Pflicht, in diesem Kampf nicht aufzugeben, betonte der 61-Jährige im Sender Sky Italia.

Groß sind die Chancen von Ferrari, sich mit diesem Titel für die verpasste und verpatzte Fahrer-WM zu trösten, aber nicht. 55 Punkte Vorsprung hat Branchenführer Mercedes. 43 Punkte – 25 für den Sieg und 18 für den zweiten Platz – sind bei jedem Grand Prix maximal möglich. Mercedes räumte bereits bei vier Rennen in diesem Jahr die volle Punktzahl ab, Ferrari gelang dies nicht ein einziges Mal.

Selbst bei einem Doppelerfolg von Vettel und Kimi Räikkönen in Brasilien und null Punkten für Mercedes würden die "Silberpfeile" immer noch mit zwölf Zählern Vorsprung in das Finale in Abu Dhabi Ende November starten. Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas genügen dagegen in zwölf Tagen in Interlagos/Sao Paulo bereits in Summe 31 Punkte, um die "Sternenflotte" auch zum fünften Mal en suite vorzeitig zum Konstrukteurs-Champion zu krönen.

Wolff: "Da gibt es noch ein Weihnachtsgeschenk"

Arrivabenes Mercedes-Pendant Toto Wolff machte zudem nach dem Fahrer-Triumph von Hamilton am Sonntag in Mexiko-Stadt unmissverständlich klar, dass sein Team nun sicher nicht nachlassen werde. Im Gegenteil: "Der Job ist noch nicht erledigt. Da gibt es noch ein Weihnachtsgeschenk", betonte der Wiener. Schließlich geht es um viel Geld, aber auch um die Fortsetzung der Dominanz.

Ferrari war es zur Hoch-Zeit von Rekordweltmeister Michael Schumacher von 1999 bis 2004 gelungen, sechs Mal in Serie die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Doch der bisher letzte Teamtitel der berühmten Scuderia aus Maranello datiert aus dem Jahr 2008.

"Wir sind auf der gleichen Flugbahn, aber wir sind noch nicht da", betonte Wolff. "Du kannst Rekorde nur zählen, wenn du einmal die Bücher schließt, wir sind aber noch nicht dabei, die Bücher zuzumachen", fügte der 46-jährige Mercedes-Motorsportchef hinzu.

Sein Team ist klar im Vorteil. Hamilton ist nach seinem fünften Triumph im Stimmungshoch. Dass er die beiden vergangenen Rennen nicht gewinnen konnte, wird den 33-jährigen Briten zusätzlich anstacheln, seine Bilanz weiter aufzubessern. "Er will diese Saison mit einem guten Momentum beenden", sagte Wolff. Und Hamiltons Teamkollege Bottas hat nach einer für ihn schwierigen Saison ohnehin genug Gründe, diesen Titel mit Mercedes zu gewinnen.

Das alles macht es für Vettel und Ferrari nicht leichter. Die wie 2017 erneut in Mexiko verlorene WM muss der 31-jährige Deutsche erst einmal verarbeiten. "Ich weiß aber, dass ich in zwei Wochen wieder in der Lage bin zurückzuschlagen, versuchen werde, diese Saison so gut wie möglich abzuschließen und um die Konstrukteurs-WM zu kämpfen", versprach er noch vor seiner Abreise vom Autodromo Hermanos Rodriguez.

Seelische Unterstützung sicherte ihm Arrivabene zu. "Wir lassen ihn nicht allein", betonte der Italiener, der den Posten praktisch genauso lange innehat, wie Vettel für die Scuderia neben Räikkönen fährt – seit vier Jahren. "In Momenten wie diesen musst du für ihn da sein", bekräftigte Arrivabene. Selbst wenn manche etwas anderes behaupten würden, stünde das Team eng zusammen. (APA; 30.10.2018)