Thomas Drozda vor dem Bild "Im Raum drinnen II" von Kurt Kocherscheidt.

Foto: Heribert Corn

Nur wenige Wochen ist es her, da musste sich Exkulturminister Thomas Drozda als nunmehriger SPÖ-Bundesgeschäftsführer des Vorwurfs aus den Niederungen der steirischen Landesfraktion, er wäre ein "Bobo", erwehren.

Die Figur des bourgeoisen Bohemiens steht in der Regel sozialistischem Gedankengut nicht fern, sie rangiert auf der Feindesliste echter heimischer Arbeitervertreter dennoch direkt hinter Bankiers, Mercedes-Fahrern oder den Kollegen vom Bauernbund. Der Ästhet ist dem Hackler von jeher verdächtig, selbst wenn er für dessen Sache streitet. Damals wurde Thomas Drozda also unrecht getan.

Als bewährter Spezialist für kleinere wie größere Fettnäpfe lässt dieser trotzdem nichts unversucht, Vorbehalten gegen ihn Auftrieb zu geben: Wie Medien aus mit Selbstkasteiung beschäftigten SP-Kreisen zugetragen wurde, hat Drozda nun offenbar ein Gemälde aus Beständen des Bundes, das einst sein Ministerbüro zierte, ohne Genehmigung ins Parteibüro in der Löwelstraße überführt.

Reuig gestand der unbedarfte Ästhet einen "Fehler" ein und gab das Bild mittlerweile dem Belvedere zurück. Während die ÖVP nun genüsslich versucht, die Chose zur Staatsaffäre hochzujazzen, feilt Drozda in Erklärungsnot womöglich schon an einem "Plan D": Man könnte ja die altbewährte Usance der Bestückung von Ministerbüros mit Kunst aus Volkseigentum auf das gemeine Volk selbst ausdehnen: jedem Elektriker seine Lichtinstallation von Brigitte Kowanz! In jedes McFit eine Wurm'sche "Fat-Sculpture"! Jedem Fleischhauer sein Nitsch! Die rote Ehre wäre gerettet. (Stefan Weiss, 30.10.2018)