Die Bundesregierung spricht wenig, und am liebsten spricht sie gar nicht. Wenn sie spricht, dann ungern, knapp und kalt kalkuliert. Das wirklich Wichtige in Österreich, spürt man, spielt sich im Hintergrund ab, im Schweigen. Gegen die Showleute, die 2018 das Sagen bzw. das Nichtsagen haben, waren frühere Politfiguren wie Faymann, Gusenbauer und selbst Schüssel Allegorien der Schwatzhaftigkeit.

Man sagt, es sei die Message-Control. Vielleicht ist es auch etwas anderes. Vielleicht sind wir von der Postdemokratie in ein neofeudales System übergetreten. Die Türkisen denken "Hauptsache, wir sind Kaiser" und sagen zu allem Ja und Amen. Kaiser Kurz gefällt sich in seiner "L'Etat, c'est moi"-Pose und mag sich weder von der Partei noch vom Parlament ins Handwerk pfuschen lassen.

Die Blauen haben ihre Proll-Attitüde abgestreift (außer im Bierzelt und auf Facebook natürlich) und gebärden sich als verkappte Aristos. Baron Strache wünscht nicht, in Sachen Zigarettenrauch vom Volksbegehrensplebs molestiert zu werden. Rittmeister Kickl stellt sich dem Pöbel im Nationalrat nur mit größtem Widerwillen und zöge es spürbar vor, wenn die Exekutive absolut losgelöst agieren könnte.

Für Fans abgehobener Regierungsstile und für geborene Untertanen sind dies gewiss fantastische Zeiten. Anhänger lebendiger demokratischer Umgangsformen werden dies allerdings anders sehen. (Christoph Winder, 4.11.2018)