Aktivistinnen der Organisation BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) demonstrieren im August bei einer Diskussionsveranstaltung des Popkultur-Festivals in Berlin. Weil die israelische Botschaft einen Reisekostenzuschuss von 500 Euro für einige Künstler zahlte, fordern sie den Boykott des Festivals.

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Breitet sich Antisemitismus in Deutschland aus? Nachdem 2018 Neonazis "Wer Deutschland liebt, ist Antisemit" brüllend durch Dortmund zogen, Neonazis in Chemnitz ein jüdisches Lokal angriffen und immer wieder Juden beschimpft und bedroht werden, scheint das so.

Der Antisemitismus-Report der ARD (Montag, 22.45 Uhr) hat Judenhass und seine Proponenten analysiert. In einer Befragung der gesamten deutschen Bevölkerung, von der 0,1 Prozent Juden sind, bejahten 40 Prozent die Frage, ob Antisemitismus wachse. Die Kriminalstatistik ist diesbezüglich konstant. Doch, da sind sich Experten und Betroffene einig, diese Statistiken umfassen strafrechtlich Relevantes und nicht etwa Stigmatisierungen, die den Alltag erschweren, die etwa einen jungen Mann zwingen, in der U-Bahn seinen Davidstern lieber unter dem T-Shirt zu tragen.

74 bis 92 Prozent der Bevölkerungen arabischer Staaten sind antisemitisch eingestellt, weiß Felix Klein, der Beauftragte der deutschen Bundesregierung für die Bekämpfung von Antisemitismus. Die Doku begleitete auch drei junge Muslime und einen Christen in eine Synagoge, wo sie im Gespräch mit dem Rabbiner über Gruppenzwänge und tiefe antisemitische Prägungen ihrer Herkunftsländer reflektieren. Eine Begegnung, die Hoffnung macht.

Anders als der Mitarbeiter der Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen, der erzählt, wie eine Gruppe um AfD-Fraktionschefin Alice Weidel auf dem einstigen KZ-Gelände Gaskammern infrage stellte. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, warnt: Hier werden rote Linien verschoben. Dass Rechtsextreme auch Antisemiten sind, glauben 67 Prozent der Deutschen. Fazit: Die Antisemiten wurden nicht mehr, aber lauter. (Colette M. Schmidt, 4.11.2018)