Steckt in Problemen: Thomas Letsch.

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Wien – Der 2:3-Umfaller im eigenen Stadion hat die Wiener Austria ratlos zurückgelassen. "Es ist schwierig, gleich nach dem Spiel eine Erklärung zu finden", sagte Trainer Thomas Letsch im Anschluss an die Niederlage gegen den WAC nach zweimaliger Führung am Samstag. Während die Kärntner mit einem verdienten Sieg Rang vier behaupteten, sind die Veilchen als Sechster weiter im Mittelmaß gefangen.

Dabei hatte Uros Matic die Austria mit einem abgefälschten Schuss bereits in der Anfangsminute in Führung gebracht. "Wir haben die Euphorie vom Cup mitgenommen und sind super gestartet. Besser kann es eigentlich nicht laufen", sagte Stürmer Christoph Monschein. "Dass wir dann so agieren und quasi zurückschalten, kann ich mir nicht erklären."

Fehlende Beständigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngere Austria-Vergangenheit. Mehr als zwei Ligaerfolge en suite gelangen in der Letsch-Ära noch nie, nach dem 2:3 sind die Wiener überhaupt seit vier Meisterschaftspartien sieglos. Am Samstag kam der eklatante Leistungsabfall in der zweiten Hälfte. "Wir waren nicht in der Lage zu entlasten, die Fehler haben sich gehäuft, und wir waren insgesamt viel zu weit weg vom Gegner. Wir waren dann überhaupt nicht mehr stabil", erklärte Letsch.

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Monschein machte auch fehlende Bereitschaft für das aus der Hand gegebene Spiel verantwortlich. "Wenn man die Zweikämpfe nicht so annimmt wie in den ersten Minuten, dann wird es schwer. Vor allem wenn der WAC auch gut kombiniert", sagte der Torschütze zum 2:1, das ihm per sehenswerter Kopfball-Bogenlampe gelang. "Wir waren dann immer zu spät, hatten keine zweiten Bälle mehr – so kann man kein Spiel gewinnen."

Nach dem dritten sieglosen Ligaheimspiel in Folge ist auch die Bilanz von Letsch nach 25 Bundesliga-Spielen als Austria-Trainer (zehn Siege, vier Remis, elf Niederlagen) negativ. Sein Team wurde vom Publikum mit Pfiffen und ersten "Letsch raus"-Rufen verabschiedet. "Der Anspruch bei der Austria ist zu Recht ein hoher. Wenn man zu Hause ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten verliert und so eine zweite Halbzeit spielt, dann ist es völlig normal, dass Unmutsäußerungen kommen. Das gehört dazu", meinte Letsch.

Monschein trauerte einer vergebenen Chance im Kampf um einen Platz unter den ersten sechs nach. "Mit drei Punkten hätten wir extrem weit vorstoßen können, das haben wir wieder wie in den letzten Wochen nicht geschafft", sagte er mit Blick auf die Tabelle, die die Austria als Sechste ausweist. "Wir müssen uns jetzt alle zusammenreißen und die Basics – Laufen und Kämpfen – auspacken. Tore machen wir jetzt ja eh."

Dreifachtorschütze Leitgeb

Dass an diesem grauen Herbstnachmittag ein Ex-Austrianer alle drei Wolfsberger Treffer erzielte, passte ins Bild. Mario Leitgeb war jeweils nach einem ruhenden Ball zur Stelle. "Heute ist mir der Ball dreimal vor den Fuß beziehungsweise Kopf gefallen – das ist natürlich Wahnsinn", sagte der Mittelfeldspieler. "Dass das genau gegen die Austria passiert, hat das Schicksal vielleicht so gewollt."

Dank des Leitgeb-Triples setzten die Kärntner ihren Vormarsch mit sieben Punkten aus den jüngsten drei Spielen fort. "Für die Tabelle ist das Ergebnis natürlich überragend. Bei der Austria zu gewinnen haben wir als WAC nicht unbedingt im Vorhinein am Plan", sagte Coach Christian Ilzer.

Trotz der "besten Saisonleistung mit dem Ball" (Ilzer) mussten die Wölfe um den verdienten Lohn lange bangen, das Goldtor fiel erst in der 92. Minute. "Leidenschaft und spielerische Qualität: Wir haben heute alles auf den Platz gebracht", resümierte mit WAC-Spielmacher Michael Liendl ein weiterer Ex-Austrianer. "Es war nicht vorherzusehen, dass wir die Austria auswärts so dominieren würden." Verteidiger Lukas Schmitz: "Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir das nur mit einem Tor Unterschied gewinnen. Aber klar: Wir freuen uns über die drei Punkte und sind auch ein bisschen stolz auf die Leistung." (APA, 5.11.2018)