Georgia: Die letzte Hürde könnte fallen

In Georgia bahnt sich möglicherweise eine historische Entscheidung an. Sogar TV-Superstar Oprah Winfrey gab sich im Südstaat zuletzt die Ehre, um die Demokratin Stacey Abrams im Endspurt zu begleiten. Die 44-Jährige könnte die erste afroamerikanische Frau werden, die einen US-Bundesstaat als Gouverneurin regiert. Abrams will Medicaid, das steuerfinanzierte Gesundheitsprogramm für Geringverdiener, so ausweiten, dass es eine halbe Million Bewohner Georgias zusätzlich abdeckt. Für ihren Konkurrenten Brian Kemp, bisher Innenminister des Staates, sind derlei Maßnahmen radikal. Obwohl die Schützenhilfe durch Prominente als überschätzt gilt, hat gerade Winfrey schon einmal einem afroamerikanischen Kandidaten geholfen: Barack Obama. Wahlschluss 1 Uhr MEZ

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Stacey Abrams könnte die erste afroamerikanische Frau werden, die einen US-Bundesstaat als Gouverneurin regiert.
Foto: REUTERS/Chris Aluka Berry

Maine, 2nd District: Ein früher Indikator

Der zweite Wahlbezirk des New-England-Staats Maine ist eigentlich kein Wackelkandidat. Jedenfalls historisch gesehen nicht: Seit 1916 hat kein Amtsinhaber mehr eine Wahl zum Repräsentantenhaus in dem ländlichen Bezirk an der Grenze zu Kanada verloren. Andererseits ist der 2nd District einer von landesweit 108 sogenannten Pivot Counties: Bei den letzten drei Wahlen siegte zweimal der Demokrat Barack Obama klar, bevor 2016 Donald Trump, bekanntlich ein Republikaner, ebenso eindeutig vorn lag. Viele Beobachter sehen daher gerade in diesen Gegenden den Schlüssel für eine mögliche Machtverschiebung in Washington. Weil der demokratische Herausforderer Jared Golden und Amtsinhaber Bruce Poliquin von den Republikanern in Umfragen Kopf an Kopf liegen und der Wahlbezirk zu den ersten zählt, die ausgezählt werden, könnte sich im äußersten Nordosten der USA ein erster Indikator für das Ergebnis an diesem Abend verbergen. Wahlschluss 2 Uhr MEZ

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Jared Golden (rechts) und Bruce Poliquin (links) liegen in Maine Kopf an Kopf.
Foto: AP Photos/Robert F. Bukaty

Florida: Doppeltes Zünglein an der Waage

Kaum ein anderes Rennen um die Senatorenposten wird so genau beäugt wie jenes in Florida. Wollen die Demokraten den Senat erobern, muss Bill Nelson auf jeden Fall sein Amt verteidigen. Sein Herausforderer, der scheidende Gouverneur Rick Scott, hat jedoch weitaus mehr Spenden gesammelt. Und dass 2016 Trump im Sunshine State siegte, gilt auch nicht eben als gutes Omen für die Demokraten. Wer das Büro des republikanischen Gouverneurs Scott in Tallahassee erbt, wird auch in einem engen Rennen entschieden. Dort tritt der vom linken Senator Bernie Sanders unterstützte Andrew Gillum gegen Ron DeSantis an, der sich bei Gegnern jüngst zum Gespött machte, weil er in einem TV-Spot sein Kleinkind in einen "Make America Great Again"-Overall gewandet filmen ließ. Wahlschluss 2 Uhr MEZ

Andrew Gillum könnte erster schwarzer Gouverneur Floridas werden. Seinem Gegner Ron DeSantis warf er in einer TV-Diskussion Nähe zum Rassismus vor.
CBS Miami

Texas: Der irische Obama gegen Cruz

Dass der Demokrat Beto O’Rourke überhaupt bis auf wenige Prozentpunkte an den amtierenden Senator Ted Cruz herankommt, gilt angesichts der jüngeren Geschichte von Texas als Sensation: Seit 1994 hat der Bundesstaat bei Präsidenten- und Senatswahlen stramm republikanisch gewählt. Dem Ultrakonservativen Cruz, den Trump im Wahlkampf 2016 noch geschmäht, 2018 aber unterstützt hat, weht zuletzt ein rauerer Wind entgegen – vor allem aus Großstädten wie Houston. Der irischstämmige O’Rourke, von Fans wegen seines Charismas mit Expräsident Barack Obama verglichen, hat Cruz in puncto Spenden deklassiert. Auch wenn es laut Umfragen doch nicht für die große Überraschung reichen dürfte: Von O’Rourke wird man noch hören. Wahlschluss 2 Uhr MEZ

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Ted Cruz (links) tritt in Texas gegen Beto O’Rourke an.
Foto: Tom Fox/The Dallas Morning News via AP

Iowa, 4th District: FPÖ-Fan gegen Baseballstar

Wie blank die Nerven bei manchem Republikaner dieser Tage liegen, ließ sich vergangene Woche bei einer Pressekonferenz in Iowa beobachten. Ein Journalist fragte Steve King, einen Republikaner mit besten Kontakten zur FPÖ, warum er sich in Österreich mit einer Organisation trifft, die sich die "weiße Vorherrschaft" zum Ziel setzt. King ließ den unbotmäßigen Fragesteller des Saals verweisen, ohne ihm zu antworten. Tatsächlich schickt sich ein früherer Baseballstar nun an, dem seit 15 Jahren amtierenden Abgeordneten den Home-Run im vierten Wahlbezirk zu vermasseln, der eigentlich eine republikanische Bastion ist. J. D. Scholten (38), 198 Zentimeter groß, Jurist, hat fünfmal mehr Spendengeld in seiner Kassa als King, dem nach einer Reihe von umstrittenen Tweets und Kontakten in offen rassistische Kreise überdies einige Großspender abhandenkamen. Gut möglich, dass der Demokrat Scholten den FPÖ-Fan King auf dem falschen Fuß erwischt. Wahlschluss 4 Uhr MEZ

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Steve King verfügt über beste Kontakte zur FPÖ.
Foto: Bryon Houlgrave/The Des Moines Register via AP

Utah, Senatswahl: Ein alter Bekannter will es wissen

Dem Mormonenstaat im Westen der USA steht bei dieser Wahl eine Zeitenwende ins Haus. Weil Orrin Hatch, 84 Jahre alt und mit 41 Jahren längstdienender republikanischer Senator der US-Geschichte, seinen Rücktritt angekündigt hat, dürfte ihm ein Schwergewicht aus den Reihen der Prä-Donald-Trump-Republikaner nachfolgen. Mitt Romney, 2012 als Präsidentschaftskandidat der Grand Old Party Amtsinhaber Barack Obama unterlegen, liegt in allen Umfragen voran. Seine demokratische Konkurrentin Jenny Wilson darf sich in dem erzkonservativen Salzwüstenstaat kaum Chancen ausrechnen. Für den Mormonen Romney könnte der Senatorenposten freilich nur Zwischenstation sein: Der 71-jährige Exgouverneur von Massachusetts gilt als ewige Personalreserve, falls die GOP dereinst einen weniger aufwühlenden Ersatz für Trump suchen muss. Wahlschluss 4 Uhr MEZ

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Jenny Wilson hat in Utah nur geringe Chancen.
Foto: AP Photo/Rick Bowmer

Kalifornien: Heißes Duell in "OC"

Das aus Film und Fernsehen bekannte Orange County südlich von Los Angeles ist ein Split-Ticket-District. 2016 stimmte man dort für die Demokratin Hillary Clinton als Präsidentin, ins Repräsentantenhaus zog aber Amtsinhaber und Republikaner Dana Rohrabacher ein. Heuer wird es den für seine Russland-Kontakte bekannten ehemaligen Redenschreiber Ronald Reagans eng. Herausforderer Harley Rouda hat bedeutend mehr Sponsorengelder im Säckel, Umfragen sehen den bis dato klar republikanischen Sitz als umstritten an. Rouda ist Rohrabacher nahegerückt. Milliardär Michael Bloomberg hat 4,3 Millionen Dollar gesammelt, um die Ära Rohrabacher zu beenden. Wegen der in Kalifornien verbreiteten Briefwahl kann das Ergebnis auf sich warten lassen. Wahlschluss 5 Uhr MEZ

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Für Dana Rohrabacher wird es in Kalifornien eng.
Foto: AP Photo/Gregory Bull

(Florian Niederndorfer, 6.11.2018)

Erklärt: So könnten die Demokraten den US-Senat zurückerobern
DER STANDARD