Wer sich auf der Matte mit Alisa Buchinger anlegt, muss mit Schmerzen rechnen.

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Madrid – Karate-Weltmeisterin Alisa Buchinger hat nicht vor, bei der heute Dienstag beginnenden WM in Madrid ihren Titel zu verteidigen. Sie will natürlich Weltmeisterin werden – aber in einer neuen Gewichtsklasse, die 26-Jährige will also Neuland erobern, statt Altes zu verteidigen. Vor zwei Jahren in Linz triumphierte die Salzburgerin in der Klasse bis 68 kg, jetzt wiegt sie unter 61 Kilo. Schuld ist Olympia.

Der WM-Titel vor heimischem Publikum war bisher Buchingers größter Erfolg.
World Karate Federation

Karate hat es nämlich geschafft, ist 2020 olympisch. Größeres gibt es nicht im Sport. Die WM fühlt sich nun noch wichtiger an – weil es viele Punkte für die Olympia-Quali gibt. "Der Weg ist schwieriger als Olympia selbst", sagt Buchinger. Die Gewichtsklassen wurden auf drei reduziert, in jeder gibt es zehn Plätze. Die Top Vier der Rangliste sind fix dabei, dazu kommen die Kontinentalchampions, eine Athletin von Gastgeber Japan und eine Wild Card – der Rest muss durch ein Ausscheidungsturnier.

Neben der WM zählen alle Weltcups, bei diesen lief es für Buchinger heuer wegen einer Verletzung Anfang des Jahres eher mittelprächtig. "Dadurch hab ich mir das Selbstvertrauen nicht holen können, aber das heißt nicht, dass ich jetzt zu den Schlechteren gehöre." Das vor der Verletzung Geleistete gibt Sicherheit: WM-Gold, EM-Gold, World-Games-Silber, auch nach dem Klassenwechsel gute Weltcupplatzierungen.

Tritte, Schläge

Karate ist in Kumite, einen sportlich klassischen Zweikampf, und Kata, eine reine Darbietung verschiedener Techniken, unterteilt. Buchinger macht Kumite, bekommt Punkte für Treffer, lebt im Eins gegen Eins. "Jeder hat seinen Kampfstil, jeder Kampf ist verschieden." Ein Kumite-Kampf dauerte bei den Frauen bisher zwei Minuten, nach der WM werden es wie bei den Männern drei Minuten sein.

Bei den Europaspielen in Baku war Buchinger 2015 Zweite. Im Rahmen der Veranstaltung war auch Zeit für dieses Fotoshooting.
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Österreichs Team für das Großereignis zählt 15 Köpfe, neben Buchinger gelten die WM-Dritte und Vizeeuropameisterin Bettina Plank (bis 50 kg) und der EM-Dritte Stefan Pokorny (bis 67 kg) als größte Medaillenhoffnungen. Österreich kann Karate. Die Wintersportnation könnte im Sommer 2020 für ein paar Tage zur Karatenation werden.

Olympische Medaillenperspektiven schützen aber nicht vor dem Schicksal des österreichischen Sommersports. Das für kommenden März geplante Karate-1-Turnier in Salzburg wackelte bis zur letzten Stunde vor der Finanzierungsdeadline. Je 5000 Euro von Bundestrainer Manfred Eppenschwandtner und dem Salzburger Landespräsidenten Georg Rußbacher retteten das Event.

Geldmangel, Geldmängel

"Da sieht man mal wieder, dass in Österreich genau in zwei Sportarten Geld fließt – das ist Fußball und Skifahren, und der Rest ist einfach scheißegal. Das ist so, und das ist traurig", sagt Buchinger dem STANDARD. "Wenn der Weltcup gestrichen worden wäre, wären wir wahrscheinlich nie wieder reingekommen." Für die Sportler bedeute es viel, vor Heimpublikum zu kämpfen. "Ich bin froh, dass es sich ausgegangen ist."

Solcherlei Jubel macht vor Heimpublikum noch mehr Freude.
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WM und Heimturnier sind nicht Buchingers einzige Sorgen. Seit 2016 ist sie Projektpatin für Selbstverteidigungskurse im indischen Bundesstaat Bihar: "Kein Strom, kein Wasser – die Leute kämpfen jeden Tag ums Überleben. Wir versuchen, den Mädchen mit dem Kurs das nötige Selbstvertrauen zu geben und ihnen auch ein anderes Frauenbild zu zeigen."

Das Video zu Buchingers Indien-Projekt.
SonneInternational

Ende des Jahres läuft die Finanzierung aus. Ein Crowdfunding auf respekt.net soll das Projekt nun am Leben halten. Wer hundert Euro spendet, bekommt ein Meet and Greet mit Buchinger, für einen Tausender gibt es ein Karatetraining mit der Weltmeisterin – bald vielleicht sogar schon Doppelweltmeisterin. (Martin Schauhuber, 6.11.2018)

Mehr Informationen zu dem unterstützenswerten Projekt.