Den Computer arbeiten zu lassen, um Geld zu verdienen, während man selbst die Freizeit genießt – dieses Wunschszenario hat zur Goldgräberstimmung bei Kryptowährungen beigetragen. Indem sogenannte Miner die Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung stellen, um Transaktionen von Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu verarbeiten und abzusichern, werden sie im Gegenzug mit Bitcoins belohnt. Wie viel sich mit Bitcoin-Mining tatsächlich verdienen lässt, hängt ganz wesentlich vom jeweiligen Stromtarif ab. Denn das Schürfen von Kryptowährungen ist äußerst energieaufwendig, und so übertreffen die Kosten für die erforderliche Hardware samt der Stromkosten mitunter das, was sich beim Mining an Bitcoins verdienen lässt.

Die Kryptowährung Bitcoin kam 2009 auf den Markt.
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Energieintensive Blockchain

Wegen ihres enormen Energiebedarfs stehen Kryptowährungen seit längerem in der Kritik. Forscher des Oak Ridge Institute for Science and Education und der Environmental Protection Agency in Cincinnati, Ohio, haben nun im Fachblatt "Nature Sustainability" eine Berechnungsmethode vorgestellt, mit der sich Energieaufwand und CO2-Ausstoß beim Minen von Kryptowährungen quantifizieren lassen. Dabei werden die vier Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, Monero und Litecoin berücksichtigt. Diese verwenden einen Proof-of-Work-Mechanismus, bei dem Veränderungen in der Blockchain von oftmals tausenden Minern überprüft werden. Genau dieser Vorgang macht die Blockchain vertrauenswürdig – und dermaßen energieintensiv.

Laut den Analysen der Forscher hat das Mining von Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Monero zwischen 1. Jänner 2016 und 30. Juni 2018 bis zu 15 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen verursacht.

Wie funktionieren Krytpowährungen? (Video: Explainity)
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Bitcoins schürfen

Die Forscher haben ebenfalls errechnet, wie viel Energie zum Minen von Kryptowährungen erforderlich ist: Im selben Zeitraum wurden durchschnittlich 17 Megajoule an Energie verbraucht, um durch das Minen von Bitcoins den Geldwert von einem US-Dollar zu erwirtschaften. Beim Schürfen von Ethereum und Litecoin war dafür jeweils ein Energieaufwand von sieben Megajoule notwendig, bei Monero 14 Megajoule.

Zwei Alltagsvergleiche, um die Energieeinheit Megajoule einzuordnen: Der tägliche Energiebedarf eines Menschen beträgt rund zehn bis 13 Megajoule. Beim Verbrennen von einem Kilogramm Rohöl werden rund 42 Megajoule freigesetzt.

Das kanadische Unternehmen Bitfarms in Saint-Hyacinthe betreibt im großen Stil Blockchain-Anlagen.
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Konventioneller Bergbau schneidet besser ab

In ihrer Studie haben die Forscher den Energiegehalt beim Schürfen von Kryptowährungen dem konventionellen Bergbau gegenübergestellt. Dabei zeigt sich: Beim Abbau von herkömmlichen Rohstoffen ist ein geringerer Energieaufwand notwendig, um ebenfalls einen Geldwert von einem US-Dollar zu erwirtschaften. Beim Kupferabbau sind dafür durchschnittlich vier Megajoule notwendig, bei Gold fünf Megajoule, bei Platin sieben Megajoule und bei Metallen der seltenen Erden neun Megajoule.

Es gibt allerdings auch einen Ausreißer unter den konventionellen Rohstoffen, dessen Abbau deutlich energieintensiver ist: Um Aluminium im Wert von einem US-Dollar abzubauen, ist ein Energieaufwand von 122 Megajoule notwendig.

Je nach technischen Grundlagen und Durchführung unterscheidet sich die Energiebilanz von Kryptowährungen. In einer aktuellen Studie sind die Bitcoin (links), Ethereum (2. von links), Litecoin (2. von rechts) und Monero analysiert worden. Ripple (rechts) kann nicht durch Mining erworben werden und entzog sich somit der Berechnungsmethode.
Foto: Imago/photothek/Thomas Trutschel

Kryptowährungen ohne Blockchain

Was die Studienautoren in ihrer Studie nicht berücksichtigt haben, sind Kryptowährungen, die auf einem anderen Prinzip basieren. Etwa kommt die Währung IOTA ohne Blockchain-Technologie aus. Weiters kann die Kryptowährung Ripple nicht durch Mining erworben werden – was möglicherweise dazu beiträgt, dass sie eine bessere Ökobilanz aufweist als Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Monero. Dazu fehlen aber noch genaue Berechnungen. (Tanja Traxler, 6.11.2018)