Die Freisprechung von Asia Bibi löste in den vergangenen Tagen Massenproteste in Pakistan aus.

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Islamabad – Das Leben der Christin Asia Bibi ist in Pakistan bedroht. Ihr Ehemann hat mehrere Länder um Hilfe gebeten. Aus Italien und Deutschland kommen positive Signale.

Die in Pakistan freigesprochene Christin Asia Bibi soll nach Ansicht des CDU-Menschenrechtsexperten Michael Brand Schutz in Deutschland finden. "Obwohl die obersten Richter Asia Bibi Freiheit zugesprochen haben, ist ihr Leben jetzt auf das Höchste bedroht", sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag am Dienstag einer Mitteilung zufolge. Sie müsse zum Schutz auch einen Platz in Deutschland finden können. Italiens Innenminister Matteo Salvini sagte, sein Land bemühe sich "diskret" darum, Bibi zu helfen.

"Wir arbeiten mit anderen westlichen Ländern zusammen", deutete Salvini im Radiosender RTL 102.5 an. Salvini, der für einen harten Kurs bei der illegalen Einwanderung bekannt ist, versprach, "alles Menschenmögliche zu tun, um die Zukunft von Bibi zu garantieren". Dies stehe im Einklang mit seiner Haltung, illegale Einwanderung abzulehnen, fügte er hinzu. Im Jahr 2018 könne man in einem hypothetischen Fall von Gotteslästerung basierend auf den Informationen Dritter nicht den Tod riskieren.

Todesurteil wegen Gotteslästerung

Die heute 51 Jahre alte fünffache Mutter war 2010 wegen angeblicher Gotteslästerung im vorwiegend muslimischen Pakistan zum Tode verurteilt worden. Ende Oktober hob der Oberste Gerichtshof des Landes das Urteil auf. Das löste Proteste radikalislamischer Gruppen aus, die erst mit einem Abkommen zwischen der Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan des radikalislamischen Klerikers Khadim Rizvi und der Regierung endeten. Demnach will Islamabad einen Revisionsantrag gegen die Entscheidung des Obersten Gerichts zulassen und Bibi am Verlassen des Landes hindern.

Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte einige westliche Staaten um Asyl gebeten. "Ich bitte und appelliere an die italienische Regierung, mir und meiner Familie zu helfen, Pakistan zu verlassen, denn wir sind in Gefahr", zitierte die vatikanische Organisation Kirche in Not den Mann. Der Leiter der Organisation, Alessandro Monteduro, sagte den Vatikan News, Masih habe Probleme, die Familie zu ernähren, da er aus Angst vor Angriffen sein Versteck nicht verlassen könne. Bibis Anwalt Saiful Mulook war in die Niederlande geflohen. Dort will er um Asyl ansuchen.

Nach Brüssel eingeladen

Der Präsident des Europäischen Parlaments, der Italiener Antonio Tajani, twitterte, er habe Masih und seine Familie nach Brüssel oder Straßburg eingeladen, um zu diskutieren, wie er bei der Freilassung von Bibi konkret helfen könne. "Wir haben die pakistanischen Behörden gebeten, Ihre Sicherheit zu garantieren", schrieb Tajani in einem Brief an Masih und versprach seine persönliche Intervention.

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Dienstag zu dem Fall, von der pakistanischen Regierung werde erwartet, dass sie den universellen Menschenrechten und einem rechtsstaatlichen Verfahren Geltung verschaffe. Das habe Staatssekretär Walter Lindner bei seinen Konsultationen in Islamabad vergangene Woche der pakistanischen Seite auch deutlich gemacht.

Betroffenheit bei Islamischer Glaubensgemeinschaft

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) zeigte sich betroffen über die "hasserfüllten" Ausschreitungen in Pakistan nach der Aufhebung des Todesurteils gegen die Christin und mahnt zu Solidarität mit pakistanischen Bestrebungen im Einsatz für Religionsfreiheit.

"Mit dem Freispruch vom Vorwurf der Blasphemie für Asia Bibi traf der Oberste Gerichtshof in Pakistan eine Entscheidung, die weltweit auf Erleichterung stieß. Die Islamische Glaubensgemeinschaft begrüßt dieses Urteil als wichtigen Schritt im Eintreten für Religionsfreiheit", teilte IGGÖ-Mediensprecherin Carla Amina Baghajati laut Kathpress am Dienstag in einer Aussendung mit. Das nun im Raum stehende Revisionsverfahren müsse genau zum gleichen Ergebnis kommen. (APA, 6.11.2018)