Für Politiker war im "Report" am Dienstag ausnahmsweise kein Platz. Stattdessen lud der ORF drei Angestellte, drei Pensionisten, eine Sängerin, eine Pädagogin, einen Vermögensberater, eine Selbstständige, einen Elektriker und einen Studenten ins Studio, um über Demokratie zu diskutieren. Eine Idee, die der STANDARD in abgewandelter Form mit "Österreich spricht" schon vergangenes Monat durchführte.

Im Vergleich zu so manchem Polit-Talk unter Experten war die Diskussion zivilisierter. Vielleicht, weil die Teilnehmer in einer Sache einer Meinung waren: Sie wollen in der Demokratie alle mehr mitbestimmen.

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Von der wiederum haben die Gäste unterschiedliche Vorstellungen. Der Pensionist Otto Hastik findet es okay, wenn Abstimmungsergebnisse schon bei zehn Prozent Wahlbeteiligung gültig sind. Für Adele Riha, ebenfalls Pensionistin, ist es am wichtigsten, dass eine Regierung nicht streitet – und das schaffe die aktuelle sehr gut. Aber ÖVP und FPÖ seien als Parteiblock zur Nationalratswahl angetreten, ohne das der Bevölkerung mitzuteilen, kritisiert die Pädagogin Gerda Jansky.

"Hausgemachter starker Mann"

Dass die Gesellschaft in Sachen Umgang mit Ausländern gespaltener geworden ist, darüber herrscht Einigkeit im Studio. Allerdings nicht darüber, warum das so ist. Der Populismus komme aus Österreich, meint die Pädagogin, von einem "hausgemachten starken Mann", der den Populismus "mit leeren Themen geschürt" habe. "Der Herr Kurz hat keine leeren Themen", setzt die Sängerin Veronika Schmidt an, aber Jansky spricht ohnehin von Jörg Haider.

Auch die Medien würden ihren Teil dazu beitragen. Wenn der Student Markus Walser etwa einen Artikel auf krone.at liest, könne er mit "70- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen", was User auf Facebook darunter posten. "Hasserfüllt und hetzend" seien diese Kommentare. Das Niveau bei der "Krone" sei zwar tief, bei der "Presse" aber auch, entgegnet die Pensionistin Riha, die dort inzwischen keine Kommentare mehr schreibt. Der Ausweg aus der Blase? "Es wär gescheiter, wenn die Leute wieder rausgehen und mit echten Leuten reden. Am besten so wie hier, mit Leuten, die anderer Meinung sind. Das erweitert den Horizont", meint der Vemögensberater Andreas Petschar. Wie er recht hat! (Philip Pramer, 7.11.2018)