Snowden warnt.

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Der im Moskauer Exil lebende ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter und Hinweisgeber Edward Snowden hat vor maßlosen Überwachungspraktiken von Regierung und Privatunternehmen in Israel gewarnt. In einer Videokonferenz bescheinigte Snowden dem Land am Dienstagabend große Fähigkeiten im Bereich der Cybertechnologie. Zugleich forderte er die israelischen Bürger auf, Beteuerungen der Regierung zu misstrauen, die Überwachung diene lediglich ihrer Sicherheit.

"Wenn wir uns von jemandem terrorisieren lassen, der nur mit einem Messer bewaffnet ist, oder wenn wir unsere Gesellschaften zugunsten der Staatsmacht neu ordnen (...) hören wir auf, Bürger zu sein, und beginnen, Untertanen zu werden", sagte Snowden während der von der israelischen PR-Agentur OH! Orenstein Hoschen organisierten Konferenz.

Immer mehr Überwachungsfirmen

Der 35-Jährige äußerte sich zudem zum israelischen Unternehmen NSO Group und seinem Spionageprogramm Pegasus. Experten werfen der Firma vor, dass ihre Spähsoftware auch in Ländern zum Einsatz komme, in denen die Menschenrechte verletzt werden.

Im vergangenen Jahr verklagten mehrere Journalisten und Aktivisten die mexikanische Regierung wegen mutmaßlicher Angriffe mit der Pegasus-Software auf ihre Handys. Derartige Firmen verbreiteten sich "weltweit immer mehr", sagte Snowden.

An Behörden verkauft

Eine internationale Kommission zur Untersuchung des Schicksals von 43 in Mexiko 2014 verschwundenen Studenten war den Experten zufolge ebenfalls das Ziel von Angriffen mit Pegasus. Das Programm wurde demnach an mexikanische Bundesbehörden verkauft. Nach Angaben der Firma darf Pegasus laut Vertrag nur gegen Extremisten und Kriminelle eingesetzt werden.

Snowden hatte als externer IT-Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) Dokumente über die weltweiten Überwachungsprogramme an sich gebracht und 2013 über Journalisten weltweit verbreiten lassen. Damit kam das enorme Ausmaß der weltweiten US-Spähaktivitäten ans Licht. Snowden hält sich seit Jahren in Russland auf, das ihm Asyl gewährte. Die USA fordern seine Auslieferung. Snowden droht in seiner Heimat ein Prozess wegen Spionage und Geheimnisverrats. (APA/AFP, 7.11.2018)