Das Online-Karrierenetzwerk Xing hat die Zahl seiner Mitglieder Anfang November erstmals über die Marke von 15 Millionen geschraubt. Dank 1,4 Millionen Neuanmeldungen in den ersten neun Monaten kletterte der Umsatz in dem Zeitraum um 26 Prozent auf 170 Millionen Euro, wie das Hamburger Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das Betriebsergebnis legte wegen Investitionen lediglich um 17 Prozent auf 53,3 Millionen Euro zu. Auch für das kommende Jahr rechnet Finanzchef Ingo Chu mit Wachstum: "Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft." Xing sei auf "sehr gutem Weg", dass für 2020 ausgegebene Umsatzziel von 300 Millionen Euro zu erreichen. An der Börse kamen die Zahlen gut an: Die Aktie stieg um bis zu 2,8 Prozent.

Profit durch Fachkräftemangel

Das Unternehmen profitiert laut Chu von zwei Trends – dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung. Während sich das Unternehmen in seiner Anfangszeit nach der Gründung 2003 hauptsächlich auf die Vernetzung von Arbeitnehmern und -gebern konzentrierte, hat es sich inzwischen breiter aufgestellt.

Zwar kommt immer noch ein großer Teil der Erlöse von zahlenden Mitgliedern, die sich inzwischen auf fast 1,02 Millionen summieren, aber mehr noch bringt das sogenannte E-Recruiting ein. "Firmen benötigen immer länger, um eine Stelle zu besetzen", sagte Chu im Gespräch mit Reuters. Deswegen biete Xing neben klassischen Stellenanzeigen die Möglichkeit, potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen. "Das ist für die Firmen deutlich schneller und günstiger."

Wachstum durch Zukäufe

Xing ist in der Vergangenheit immer wieder über Zukäufe gewachsen. Zuletzt kamen das Bewerbermanagementsystem Prescreen und das Netzwerk InterNations dazu, das sich auf im Ausland lebende Arbeitskräfte konzentriert. Akquisitionen dürften auch zukünftig eine Rolle spielen: "Wir schauen uns ständig Firmen an."

Im Gegensatz zum weltweit aktiven Netzwerk LinkedIn, das inzwischen zu Microsoft gehört, konzentriert sich Xing nahezu ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum. Allerdings erkundet die auf Arbeitgeberbewertungen spezialisierte Konzerntochter Kununu inzwischen auch die USA. "Das ist ein erster Versuch. Weitere schließen wir für die Zukunft nicht aus", sagte der 47-Jährige.