Angefangen hat alles mit einem Loch, das sich 1953 im Imperial Valley im Südosten Kaliforniens auftat und begann, Schlamm auszuspucken. Im Untergrund der Region am südlichen Ende der San-Andreas-Linie, einer geologischen sehr aktiven Verwerfung, haben Erdbeben in der Vergangenheit Zugänge zu einem tief liegenden Kohlendioxid-Reservoir eröffnet, vermuten Experten. Während des Aufstiegs reißt das Gas Wasser und Sedimente mit sich, die Mischung tritt schließlich als blubbernder, annähernd 30 Grad Celsius warmer Schlammgeysir an der Oberfläche aus. Bis vor wenigen Jahren war das als Niland-Geysir bezeichnete Phänomen kaum mehr als ein lokales kurioses Naturschauspiel.

Selbst umfangreiche Barrieren vermochten der Wandergeysir nicht zu stoppen.
Foto: Union Pacific Railroad

Beschleunigtes Schlammloch

Seit 2007 jedoch ist es vorbei mit der Ortstreue: Das Schlammloch geriet in Bewegung, legte aber zunächst nur geringe Distanzen zurück. Seit Anfang des Jahres hat der Geysir an Tempo zugelegt: In den ersten sechs Monaten wanderte er 18 Meter durch die Landschaft, dann, in ganz kurzer Zeit, noch einmal die selbe Distanz. Mittlerweile hat der Geysir über 70 Meter zurückgelegt und ein Ende seiner Wanderfreude ist vorerst nicht abzusehen.

Im Gegenteil: Das umherziehende Spuckloch droht lokale Infrastruktur zu zerstören. Besonders eine nur wenige Hundert Meter entfernt gelegene Güterzuglinie, ein Highway und eine Ölpipline sind in Gefahr. Problematisch ist dabei nicht nur der Schlammgeysir an sich, auch seine weiträumigen Auswirkungen auf den Untergrund bergen Risiken. Das nur mäßig verfestige Sedimentmaterial dieser Gegend ist stellenweise bis in 12 Metern Tiefe sumpfig geworden und verliert dadurch seine Tragfähigkeit.

Das blubbernde Schlammonster bereitet den Behörden große Sorgen.
Foto: Imperial County

Unter Barriere durchgeschlüpft

"Es ist eine langsam dahinkriechende Katastrophe", erklärt Alfredo Estrada vom Imperial County gegenüber der "Los Angeles Times". Bisherige Maßnahmen der Behörden erwiesen sich als wenig erfolgreich. Weder Drainagen zur Ableitung des Wassers, noch tiefe Schächte, die den Druck im Geysir reduzieren sollten, brachten das erwünschte Ergebnis. Selbst eine große unterirdische Barriere aus Felsgestein und Stahl vermochten den Niland-Geysir nicht aufzuhalten. Er schlüpfte im vergangenen Oktober einfach darunter hindurch und setzte seinen Weg unbeirrt fort.

Inzwischen haben die Behörden das Areal gleichsam zum Notstandsgebiet erklärt. Man befürchtet, die wichtige Bahnlinie bald sperren zu müssen, ein Teil der Züge wurde bereits auf alternative Strecken umgeleitet. Sollte sich der wandernde Schlammgeysir nicht wieder beruhigen, käme nach Angaben des Unternehmens Union Pacific Railroad nur mehr die Errichtung einer Brücke in Frage. (tberg, 10.11.2018)