Wien – Bis die Wiener mit der ersten selbstfahrenden U-Bahn auf der Linie U5 unterwegs sein können, wird es etwas länger dauern als erwartet. Das gab der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer, am Freitag bei einer Pressekonferenz bekannt. Um neun bis zwölf Monate wird sich der Bau des neuen Linienkreuzes U2/U5 verzögern.

Der Grund: Die Ausschreibungen für die Arbeiten im schweren Tiefbau sind aufgrund der guten Auftragslage in diesem Bereich und der erfreulichen Wirtschaftslage anders ausgegangen als im Finanzplan der Wiener Linien vorgesehen. Die Angebote der Baufirmem für den U-Bahn-Bau seien "inakzeptabel" und "nicht zu tragen, schließlich bauen wir mit Steuergeldern", erklärte Steinbauer.

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Wiederholung sorgt für Verzögerung

Bei dem Öffi-Betreiber wolle man die höheren Kosten nicht hinnehmen, nur um "stur im Zeitplan zu bleiben". Stattdessen wolle man die Ausschreibung wiederholen und zu überarbeiten. Um welche Summe es genau gehe, wollte Steinbauer aufgrund des laufenden Verfahrens nicht sagen. Nur so viel: Man habe 30 Jahre lang Erfahrung im U-Bahn-Bau und einen Durchschnittswert, was ein Kilometer U-Bahn kosten würde.

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Anfang des Jahres erklärten die Wiener Linien auf Anfrage des STANDARD: Man rechne mit Kosten zwischen 100 Millionen Euro und 200 Millionen Euro pro U-Bahn-Kilometer – abhängig davon, ob die U-Bahn in Hoch- oder Tieflage gebaut wird. Bei der U1-Verlängerung sei man durchschnittlich auf 130 Millionen Euro an Kilometerkosten gekommen. Diese bestand aus einem Mix der beiden Bauweisen. Für das U2/U5-Linienkreuz waren für eine Strecke von neun Kilometern und elf neuen Stationen zwei Milliarden Euro veranschlagt.

Längeres Warten auf U-Bahn

Der U-Bahn-Bau wird bei den Stationen Frankhplatz und Rathaus offen passieren. Die Ergebnisse der Ausschreibung seien "von der Höhe her nicht plausibel und vertretbar" gewesen. Auf der Strecke vom Matzleinsdorfer Platz in Richtung siebenter Bezirk gräbt sich eine Tunnelbohrmaschiene in 30 Metern Tiefe durch. Der Spatenstich für die U-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz erfolgte bereits Anfang Oktober. Die Baustelle soll laut Steinbauer jedoch die einzige sein, die durch die Verzögerung länger für die Wiener sichtbar sein wird.

So sollen die neuen U5-Stationen aussehen. Allerdings erst später als geplant.
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Die U5 hätte nach ursprünglichen Plänen 2024 in Betrieb gehen sollen – 2026 dann das U2-Stück bis zum Matzleinsdorfer Platz. Steinbauer rechnet damit, dass sich die Bauverzögerung auf die Fertigstellung und damit Eröffnung der neuen Teilstrecken niederschlagen wird. Geht man von einer einjährigen Verschiebung aus, würde die U5 erst ab 2025 zum Frankhplatz fahren, die U2 erst ab 2027 zum Matzleinsdorfer Platz.

Auch Vorteile durch Verzögerung

Die Verzögerung des Baus der neuen U-Bahn-Strecken bringt allerdings laut Steinbauer auch einen Vorteil. Sie führe dazu, dass die geplante Sperre der Linien U4 und U2 nicht zeitgleich stattfinden wird. Die Sanierung der U4-Station Pilgramgasse ist weiterhin für kommendes Jahr geplant, während die U2-Sperre nach hinten verschoben wurde.

Mehr Zeit habe man dadurch auch für die neue Streckenfindung der Buslinie 13A während der Bauarbeiten in der Kirchengasse. Bei den Wiener Linien habe man versucht, dem Bezirk "möglichst viel" vorzuschlagen, habe aber zur Kenntnis genommen, dass die vorgeschlagene Doppelführung in der Neubaugasse (Richtung achter Bezirk auch gegen die Fahrtrichtung) vom Bezirk und einigen Unternehmern in der Neubaugasse "nicht gewünscht" wird.

Keine Einigung bei 13A-Strecke

Die Möglichkeit, die die Wiener Linien nun präferieren, wäre die Linienführung des Busses vom Hauptbahnhof kommend erst im sechsten Bezirk am Haus des Meeres vorbei durch die Nelkengasse zur Mariahilfer Straße und im siebenten durch die Zollergasse, bis der Bus wieder seine alte Route übernehmen kann. Aber auch bei dieser Lösung stellt sich der Bezirk quer.

Der grüne Bezirksvorsteher Markus Reiter beharrt auf der Linienführung über die Stiftgasse. Diese ist laut Steinbauer nur die "drittbeste" der drei Möglichkeiten. Das Problem: Der Bus müsste an einer Stelle in die Siebensterngasse einbiegen, die im täglichen Verkehr zu eng für die Gelenkbusse sei.

Diesen Teil könnten die Wiener Linien nur mit einem normalen, kleineren Fahrzeug befahren, während die Busse vom Bahnhof aus mit dem größeren Gelenkbus losfahren. "Eine Teilung ist nicht gewünscht. Wir wollen, dass die Fahrgäste so wenig wie möglich umsteigen müssen", betonte Steinberger. Die Entscheidung über die neue 13A-Route soll jedenfalls, so der Öffi-Chef, in den "nächsten Wochen und Monaten auf politischer Ebene fallen". (Oona Kroisleitner, 9.11.2018)