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Übung macht den Meister – auch beim Sprechen.

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Eine Pille für brillante Vortragssprache gibt es zwar nicht. Dafür einige Tipps, damit Sie besser sprechen:

· Räumen Sie auf mit Glaubenssätzen und Themenstereotypen: Sie kennen schließlich die Mythen und Annahmen in den Köpfen der Menschen, die üblicherweise mit Ihrem Vortragsthema verbunden sind. Sprechen Sie vorherrschende Meinungen an und holen Sie damit Ihr Publikum ab.

· Zwischenrufe oder Crossfire-Fragen: Bei kontroversen Themen oder Methoden beginnen Sie ruhig einmal mit der Meinung der Gegner. Damit wirken Sie kooperativ. Vorteil: Sie haben alle Ihre Argumente für den Vortragsverlauf noch in Ihrem Köcher, wie Pfeile. "Okay, untersuchen wir einmal ein Argument, das Kritiker gerne verwenden" (kurz zusammengefasst). Nun haben Sie ausreichend Zeit, diese Gegenargumente zu unterwandern. Schon bald können Sie Ihre eigenen Ideen als konstruktive Vorschläge und damit als wahre Alternative gegenüber potenziellen Kritikern präsentieren.

· Kurze statt lange Wörter: Lange Wörter schrecken Zuhörer ab und vernichten Bilder im Kopf. Niemand kann sich etwas unter "Machbarkeitsstudie" vorstellen.

· Weg mit rhetorischen Variablen! Variablen waren schon im Mathematikunterricht Platzhalter. Sie wirken anonym. "Irgendwie (wie genau?) sollten (sollen wir oder was?) wir (wer genau?) langsam (ab wann?) schauen (?), dass wir (wer nun?) in diesem Bereich (wo konkret?) für Verbesserungen (welche? messbar?) sorgen." Bravo! Ein Satz mit mindestens sieben Variablen und einem Konjunktiv. Wer? Macht was? Bis wann? – All diese Fragen bleiben völlig offen.

· Verwenden Sie Ihr Smartphone als Coach! Wir alle tragen kleine Tonstudios in unseren Taschen und verwenden sie meist nur zum Telefonieren und Fotografieren. Wer sich seine Argumente für das nächste wichtige Meeting einmal selbst vorspricht, der hört klar: Wo hapert es noch? Fehlt die Nutzenargumentation für den Chef? Ist die Tonart sympathisch genug?

· Stellen Sie unbedingt Relationen her! Welche "Verhältnisse" gibt es zwischen Dingen, Personen und Zusammenhängen? Nur wer Beziehungen erkennt, kann sie auch benennen. Oft hilft die einfache investigative Frage: "Wem nützt das?"

· Lernen Sie Sprechdenken! Der schlagfertige "Sprechdenker" entwickelt Sichtweisen aus der Livesituation heraus. Der "Entscheidungsdenker" hingegen bildet sich zu Beginn seine eigene Meinung und kann erst danach darüber reden. Damit ist ihm der flexible Sprechdenker jedoch stets einen Schritt voraus, denn er denkt, während er spricht, und entwickelt so das Gespräch live weiter.

· Arbeiten Sie an Ihrer Sprache! Wer holprig redet, darf sich nicht wundern, wenn er nicht gerade zu den Aushängeschildern seiner beruflichen Peergroup gehört. Fachexpertise haben schließlich viele.

· Beweisen Sie Ihr assoziatives Denken! Wer auch mit anderen Disziplinen und Themen Verknüpfungen herstellen kann, beweist inhaltliche Virtuosität. Das eigene Spezialgebiet zu beherrschen ist Pflicht – Analogien und andere Anwendungsgebiete zu finden ist die Kür!

Fazit: "Sprechdenker" oder "Entscheidungsdenker" – Reden lernt man nur durch Reden. (Tatjana Lackner, 19.11.2018)