München – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will mit zwei Studien das Dunkelfeld und die Risikofaktoren des sexuellen Missbrauchs in den eigenen Reihen untersuchen lassen. Das kündigte die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, am Sonntag laut Kathpress in Würzburg an. Dabei wolle man mit den einschlägigen Stellen beim Bund zusammenarbeiten.

"Wir arbeiten klar auf der Linie, die die Unabhängige Kommission von der EKD gefordert hat", sagte die ehemalige deutsche Bauministerin Schwaetzer (FDP) zum Auftakt der Synode der EKD. Weitere Details sollen am Dienstag bekannt gegeben werden, wenn die Synode über Missbrauch berät.

Bitte um Vergebung

Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, bekannte vor Journalisten, dass ihm die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im deutschen Protestantismus "nicht schnell genug" gehe. "Wir werden nie glaubwürdig sein, dass wir zu 100 Prozent alles richtig machen", sagte er. Aber die Kirche müsse sich stets daran messen lassen, was sie selbst rede und verkündige.

Die Synode war am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Würzburger Kirche Sankt-Stephan eröffnet worden. Sie hat das Schwerpunktthema "Ermutigung und Zugehörigkeit – der Glaube junger Menschen".

Bedford-Strohm bat die Opfer sexueller Gewalt im Raum der Kirche um Vergebung. Beim Missbrauch im Raum der Kirche gehe es nicht allein um die Zahl der Fälle im Vergleich zu anderen Organisationen. "Wir sind – ganz gleich ob evangelisch oder katholisch oder orthodox oder freikirchlich – als Kirche eine Institution, die sich auf Jesus Christus bezieht, denjenigen, der für radikale Liebe steht", sagte er. (APA, 11.11.2018)