The Breeders – kultige US-Band in Originalbesetzung. Am Donnerstag tritt sie in Wien auf. Muss man hin.

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Zu den größten Errungenschaften der 1990er-Jahre zählte die Umdeutung der Mode über die Popkultur. Was bis dahin bloß Sportskanonen und andere Langweiler trugen, wurde plötzlich vom musikalischen Underground getragen – also von potenziell coolen Leuten. Das vom Label Sub Pop bis heute verkaufte Loser-T-Shirt brachte diese Vereinnahmung auf den Punkt: von Achselzwicker-Shirts bis hin zu den Tennissocken. Danach wurde alles ein bisschen lockerer.

Als Kim Deal in den 1990ern mit ihrer Band Breeders Million Platten verkaufte, zeigte sie sich meist in Sportklamotten, denen sie eine weibliche Note verpasste: Dieser Hinterland-Schick eroberte via MTV die Welt, Kim Deal war eines der Postergirls dieser Zeit.

Bassistin bei den Pixies

Bevor sie die Breeders anführte, hatte sie bereits mit den extrem einflussreichen Pixies Musikgeschichte geschrieben, doch dort galt noch No Style als Stilpflicht; aber seit damals umweht die Dame eine gewisse Legenden-Aura.

Die Breeders 1993, als sie mit "Cannonball" die Welt eroberten.
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Mit ihrer eigenen Band hatte sie 1993 mit Cannonball einen riesen Hit – doch sie weigerte sich, den Regeln des Verwertungsgeschäfts zu entsprechen und veröffentlichte in 28 Jahren gerade einmal fünf Alben. Ihr jüngstes erschien heuer im Frühjahr, diesen Donnerstag ist die Band live im Wiener Flex zu erleben.

Aufgenommen mit Steve Albini

Neben ihrer Verweigerung dem Business gegenüber stand sie einer größeren Karriere auch selbst im Weg. Deal, heute 57, war Junkie, wurde clean, dann wieder rückfällig – das volle Programm. Die Band aus Ohio zerfiel darob, für das im Februar erschienene All Nerve tat sie sich erstmals in Originalbesetzung wieder zusammen.

Die Breeders 2018 – keine überflüssigen Noten, dennoch durchaus lieblich. Manchmal.
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Aufgenommen hat das Album Deals alter Freund Steve Albini. Es ist also ein schmuck- und tandloser Brocken, dem die Deals (Schwester Kelley ist ebenfalls dabei) kleine hübsche Melodien applizieren. Oder auch nicht. Das Ergebnis ist ein erhabenes Rockalbum voll kleiner quirliger Überraschungen. Man kann sich das Konzert also aus historischer wie aus zeitgenössischer Perspektive anschauen. Nur anschauen sollte man es sich. (Karl Fluch, 12.11.2018)