Undiszipliniert, faul und verfressen – das sind die Klischees, mit denen man konfrontiert wird, wenn man über mehr als nur ein paar sanfte Kurven und einen BMI von über 25 verfügt. Mehr und weniger wohlmeinende und komplett übergriffige Kommentare und Tipps begleiten Übergewichtige in der Kindheit oder im fortgeschrittenen Erwachsenenleben: "Willst du das wirklich noch essen?", "So etwas solltest du nicht anziehen", "Du wärst so hübsch, wenn du nur zehn Kilo abnehmen würdest." Es braucht einiges an Selbstbewusstsein, um sich davon nicht beeinflussen zu lassen und der Negativität etwas entgegenzuhalten. Denn selbst wenn sich in den letzten Jahres einiges getan hat und "Bodypositivity" den meisten ein Begriff ist, ist es nach wie vor negativ besetzt, übergewichtig zu sein – auch wenn ein Covergirl wie Tess Holliday früher undenkbar gewesen wäre:

So bleibt es oft eine Überwindung, sich im Freibad selbstbewusst in Schwimmkleidung zu zeigen oder gar öffentlich eine Mahlzeit zu sich zu nehmen – zu oft wurde man in ähnlichen Situationen schon mit unnötigen Kommentaren bedacht, und zu negativ ist das eigene Selbstbild bei manchen geworden.

Plus-Size-Mode

Die Modeindustrie scheint zumindest teilweise begriffen zu haben, dass eine Entwicklung stattfindet – "Curvy"- oder "Plus-Size"-Kleidung, die gleichzeitig auch modisch ansprechend ist, ist leichter zu bekommen als noch vor einigen Jahren. Doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: Nach wie vor schweben zum Beispiel bei der Victoria's-Secret-Show große, sehr schlanke Models über den Catwalk – nach normal- oder übergewichtigen Frauen mit Engelsflügeln hält man hier vergeblich Ausschau. Anders als beispielsweise bei Rihannas neuer Lingeriekollektion Savage & Fenty, die Plus-Size-Sets ganz selbstverständlich im Programm hat und auf der New York Fashion Week dementsprechend auch von Curvy Models präsentieren ließ.

Repräsentation in TV und Medien

In Film, Fernsehen und Medien gibt es auch noch einiges zu tun. Serien wie "Girls", in denen das geradezu revolutionäre Konzept eingeführt wurde, dass junge Frauen ohne klassische Modelmaße wie Hannah (Lena Dunham) absolut kein Problem mit ihrem Körper – ob nackt oder bekleidet – haben, stehen Serien wie "Insatiable" gegenüber. Hier musste die junge, übergewichtige Protagonistin erst k. o. geschlagen werden, um dann aufgrund eines Kieferbruchs radikal abzunehmen und fortan als schlanker Teenager endlich beliebt und begehrt zu sein. Es gibt zahlreiche Beispiele für problematische oder auch einfach nicht vorhandene Darstellungen übergewichtiger Menschen in Film und Fernsehen, wie auch diese Twitter-Userin erzählt:

Fatshaming im Alltag: Ihre Erlebnisse?

Wie finden Sie Ihren Körpertyp öffentlich repräsentiert? Fühlen Sie sich modisch eingeschränkt? Und wie ist das im Vergleich zu früher? Betonen und lieben Sie Ihren Körper, oder neigen Sie eher dazu, ihn zu verstecken? Und wie reagieren Sie auf Fatshaming? Teilen Sie Ihre Erfahrungen im Forum! (aan, 14.11.2018)