Los Angeles / San Francisco – Die gewaltigen Brände im Norden und Süden des US-Bundesstaats Kalifornien haben bereits hunderte Quadratkilometer Wald vernichtet und tausende Häuser zerstört. Nach Angaben des kalifornischen Feuerwehrverbands CPF mussten rund 250.000 Menschen fliehen.

In der Gegend um die nordkalifornische Kleinstadt Paradise seien 42 Opfer geborgen worden, teilte die Feuerwehr von Butte County am Montagabend mit. Darüber hinaus waren im von Flammen heimgesuchten Küstenort Malibu zwei Menschen tot aufgefunden worden. Damit sei es das schlimmste Feuer in der Geschichte des Bundesstaats.

Eine Feuerwehreinsatzkraft kämpft im Simi Valley, Kalifornien, gegen die Flammen.
Foto: imago/Xinhua

"Camp"-Feuer erst zu einem Viertel eingedämmt

In Paradise, wo das sogenannte Camp-Fire seit Donnerstag mehr als 6.000 Häuser zerstört hat, wurden weiterhin viele Menschen vermisst. Die Behörden sprachen von 228 Personen. Vermutlich stehen aber auch Personen auf der Vermisstenliste, die sich bereits in Sicherheit bringen konnten. Chaotische Verhältnisse mit abgesperrten Straßen und ohne Telefonnetz erschwerten die Suche nach Angehörigen. Nach Angaben der Einsatzkräfte war das "Camp"-Feuer erst zu rund 25 Prozent eingedämmt.

Mehr als 8.000 Feuerwehrleute kämpften weiter gegen drei große Brände im Norden und Süden des US-Westküstenstaats an. Fast 150.000 Menschen hätten ihre Häuser räumen müssen, teilte die Einsatzleitung im Bezirk Los Angeles mit.

Aktuell wird gegen drei flächendeckende Brände gekämpft – das "Hill"-Feuer konnte zu 80 Prozent eingedämmt werden.
Grafil: Der Standard

"Woolsey"-Feuer erfasste Promi-Häuser

Mit der Rückkehr der heftigen Santa-Ana-Winde blieb die Lage in Südkalifornien angespannt. Für den Prominentenort Malibu und umliegende Gebiete waren Evakuierungsbefehle weiter in Kraft. Das "Woolsey"-Feuer habe dort bisher mehrere Hundert Häuser zerstört. Nach offiziellen Angaben sind 57.000 Gebäude vom Feuer bedroht. In anderen Ortschaften im Los Angeles County konnten erste Menschen in ihre Wohnungen zurückkehren.

Die Villen von Prominenten im hügeligen Umland von Los Angeles wurden nicht verschont. Das Anwesen von Moderator Thomas Gottschalk (68) und seiner Frau Thea in Malibu brannte ab. Auch deren Nachbarin, US-Popstar Miley Cyrus, verlor ihr Haus. "Meine Tiere und die Liebe meines Lebens haben es sicher herausgeschafft & das ist alles, was im Moment zählt", twitterte die 25-jährige Sängerin und dankte den Einsatzkräften.

Hollywood-Star Gerard Butler und "Doctor Strange"-Regisseur Scott Derrickson verloren ebenfalls ihre Häuser. Butler veröffentlichte ein Foto auf Instagram, das ihn vor qualmenden Trümmern zeigt.

Mit privaten Feuerwehrleuten haben Rapper Kanye West und seine Ehefrau Kim Kardashian ihre Villa in Kalifornien einem Medienbericht zufolge vor den verheerenden Waldbränden geschützt – und die Häuser der Nachbarn gleich mit. Die Villa im Wert von 60 Millionen Dollar (53 Mio. Euro) liegt am Ende einer Sackgasse und grenzt an ein Feld. Ein Dominoeffekt hätte gedroht, wenn sie Feuer gefangen hätte.

Laut Onlinemagazin "TMZ.com" war das gefürchtete "Woolsey"-Feuer nordwestlich von Los Angeles am Wochenende auf das Anwesen in Hidden Hills vorgerückt. Ein mit Schläuchen ausgerüstetes Löschteam sei gekommen und habe pausenlos Gräben ausgehoben, um die Feuersbrunst zu bremsen. Nachbarn sagten dem Magazin, sie seien den Wests sehr dankbar für den von ihnen georderten Einsatz. Die Familie selbst sei der Evakuierung des Wohnviertels in ein Hotel gezogen.

"Hill"-Feuer zu 80 Prozent eingedämmt

Bei anhaltender Trockenheit, Wärme und heftigen Winden sei eine baldige Entspannung der Lage nicht in Sicht, warnte die Feuerwehr am Sonntag. Es gab aber auch einen Lichtblick. Dank eines massiven Löscheinsatzes konnte einer der drei Großbrände – das "Hill"-Feuer – zu 70 Prozent eingedämmt werden.

Klimawandel als Verstärker

Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown zeichnete am Sonntag ein düsteres Bild für seinen dürregeplagten Staat. Brown vertritt die Position zahlreicher Forscher, die den Klimawandel mit steigenden Temperaturen für schlimmere Dürren, heftigere Waldbrände und andere Wetterextreme verantwortlich machen. "Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalität", sagte der Demokrat.

Die Waldbrand-Expertin Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erklärte am Montag, dass sich in Kalifornien verschiedene Faktoren gegenseitig versärken würden: Dazu zählten der seit Jahren ausbleibende Regen in Kalifornien, die "ungewöhnlich hohe Zahl von 129 Millionen toten Bäumen als Folge dieser Megadürre" sowie die extreme Trockenheit auf der gesamten Nordhalbkugel in diesem Sommer. Hinzu kämen die extremen Winde, die die Flammen anfachten, und "die geografischen Bedingungen von hohen Bergen und tiefen Tälern, die wie Schlote sind". Es sei bei einem "ungebremstem Klimawandel" mit einer Zunahme extremer Waldbrände zu rechnen, erklärte Thonicke.

Hilfe für die Opfer

Die Betroffenen sollen finanzielle Unterstützung vom Bund bekommen, entschied US-Präsident Donald Trump am Montag, wie das Weiße Haus am Abend (Ortszeit) in Washington mitteilte.

Unter anderem können demnach Menschen, deren Häuser oder Geschäfte abgebrannt sind, finanzielle Hilfen des Bundes beantragen – etwa um eine vorübergehende Unterkunft oder Reparaturen zu bezahlen. Die Unterstützung solle Aufbauhilfen des Bundesstaates und auf lokaler Ebene ergänzen, hieß es.

Kritik an Trumps Reaktion

Zuvor hatte Trump sich am Wochenende mit einem Kommentar zu den Bränden viel Kritik eingehandelt. "Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien außer dem schlechten Forstmanagement", schrieb Trump auf Twitter und holte weiter aus: Dem "groben Missmanagement" sei "sofort Abhilfe" zu schaffen oder es gebe "keine weiteren Zahlungen vom Bund." Trumps Tweets lösten viel Empörung aus – währenddessen kämpften die Einsatzkräfte gegen die Flammen kämpften, Bewohner bangten um ihr Leben.

Trump schrieb auf den Kurznachrichtendienst Twitter, er habe schnell reagieren wollen, um das Leiden der Betroffenen etwas zu mildern. Er stehe alle Betroffenen bei. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, hatte die Unterstützung des Bundes angefordert.

Gouverneur Brown wies diese Darstellung vehement zurück. Auch Kaliforniens Feuerwehrverband bezog am Montag erbost Stellung gegen Trump: Die Aussage des Präsidenten sei "fehlinformiert, schlecht getimt und demütigend sowohl für die, die leiden, als auch die Männer und Frauen an der Einsatzfront", verlautete der CPF am Montag. Die Brände entstünden und verbreiteten sich nicht nur in Forstgebieten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornischen Wälder unter Bundeskontrolle und rund ein Drittel in privater Hand. Nicht Kalifornien, sondern die Bundesregierung selbst habe entschieden, der Forstverwaltung die Ressourcen so aus der Hand zu nehmen. (APA/dpa, 13.11.2018)