Patienten mit kaputten Aortenklappen oder schwerer Herzinsuffizienz erhalten in Österreich wesentlich seltener die optimale Therapie als in Deutschland. Bei der Implantation künstlicher Aortenklappen per Katheter und bei implantierbaren Herz-Resynchronisationsgeräten stehen die Krankenhäuser aus ökonomischen Gründen auf der Bremse, kritisieren Experten.

"In Österreich werden 107 TAVI-Eingriffe pro Jahr und Million Einwohner durchgeführt. In Deutschland sind es 163 pro Million Einwohner", so Paul Vock, interventioneller Kardiologe am Landeskrankenhaus St. Pölten. Unter TAVI versteht man die Implantation einer künstlichen Aortenklappe über einen durch die Leistenarterie ins Herz eingeführten Katheter. Im Vergleich zur offenen Chirurgie ist ein solcher Eingriff für die Patienten wesentlich weniger belastend, die Mortalität geringer.

"Jede TAVI-Implantation kostet das (Kranken-)Haus etwas", so Vock. Spitäler seien daher angehalten, diese Eingriffe zu beschränken. Tatsächlich führe das aber dazu, dass Patienten in Österreich sterben, während sie auf Wartelisten stehen.

250.000 Betroffene

Ähnlich ist das offenbar auch bei den implantierbaren Schrittmachern zur Resynchronisation des Herzmuskels im Rahmen der Behandlung schwerster Herzschwäche, wie Christian Wollmann, ebenfalls vom Landeskrankenhaus St. Pölten sagt: "In Deutschland werden die Krankenhäuser für die Leistung bezahlt. Bei uns werden sie eher bestraft."

Dabei ist die chronische Herzinsuffizienz – hervorgerufen vor allem durch koronare Herzkrankheit, Hypertonie, Herzklappenschäden und Infektionen – in Österreich ein riesiges Problem. Laut Schätzungen leiden daran rund 250.000 Menschen.

An schwerer Herzinsuffizienz sterben pro Jahr rund 7.000 Menschen, wie Kardiologe Michael Hischl vom Landeskrankenhaus Zwettl sagt. Die Problematik liege aber nicht nur an den Spitälern. So gebe es besonders auch in Niederösterreich sehr wenige Kardiologen in einer niedergelassenen Praxis mit Kassenvertrag. (APA, 19.11.2018)