Istanbul – Die seit Ende Juni in der Türkei inhaftierte deutsch-kurdische Sängerin mit dem Künstlernamen Hozan Canê ist wegen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften Organisation PKK zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht in Edirne fällte das Urteil zum Prozessauftakt am Mittwoch, teilte die Anwältin der Sängerin, Newroz Akalin, der Deutschen-Presse Agentur mit.

Vom Vorwurf der Volksverhetzung und der Beleidigung des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk sprach das Gericht die Sängerin aus Köln demnach frei. Anwältin Akalin will Berufung einlegen.

Hozan Canê war Ende Juni kurz vor den Wahlen in der Türkei in Edirne festgenommen worden, wo sie eine Wahlkampfveranstaltung der prokurdischen Oppositionspartei HDP unterstützte. Inhaftiert ist sie im Frauengefängnis des Istanbuler Stadtteils Bakirköy, zum Prozess wurde sie per Video zugeschaltet. Die Anklage stützte sich unter anderem auf angebliche Facebook-Postings der Sängerin.

Hozan Canê singt.
Hozan Canê

Es ist das dritte Urteil gegen deutsche Staatsbürger in der Türkei in drei Monaten. Ende September war der Hamburger Ilhami A. wegen angeblich über Facebook verbreiteter Terrorpropaganda für die PKK zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. A. ist auf freiem Fuß, weil das Urteil nicht rechtskräftig ist. Er darf jedoch nicht ausreisen.

Ende Oktober wurde der 29-jährige Gießener Patrick K. wegen Mitgliedschaft in der YPG – dem syrischen Ableger der PKK – zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt. Er ist im osttürkischen Elazığ inhaftiert. Nach Angaben seiner Familie war er zum Wandern in der türkisch-syrischen Grenzregion unterwegs.

Zusätzlich sitzen noch mindestens vier deutsche Staatsbürger wegen Terrorvorwürfen in türkischer Untersuchungshaft. Darunter ist auch der Kölner Adil Demirci, dessen Prozess am kommenden Dienstag beginnt. (APA, dpa, 14.11.2018)