Da ist sie wieder, als sei nichts geschehen!
Foto: NHM Wien, Heinz Wiesbauer

Wien/Gänserndorf – Eine erstmals im Jahr 1875 beschriebene und in Österreich seit Jahrzehnten als verschollen geltende Bienenart ist wiederentdeckt worden: Exemplare der Kleinen Filzfurchenbiene (Halictus tectus) wurde von Forschern des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien gleich auf zwei Untersuchungsflächen im östlichen Niederösterreich aufgespürt. "Das weist auf eine stabile Population hin", so Dominique Zimmermann vom NHM.

Spezieller Lebensraum

Nachgewiesen wurden die Tiere in den Naturschutzgebieten Sandberge Oberweiden und auf der Erdpresshöhe bei Lassee. Die beiden Fundorte im Bezirk Gänserndorf zählen zu den sogenannten Pannonischen Sanddünen, die zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen Österreichs gehören.

Sie sind zugleich ökologisch besonders wertvoll, da sie die letzten Refugien für zahlreiche hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten sind – darunter auch eine einzigartige Bienenfauna. Von den ehemals ausgedehnten Dünen im Osten Niederösterreichs sind heute nur noch kleine Reste erhalten. Möglicherweise sind die Kleinen Filzfurchenbienen Temperaturen in den vergangenen Jahren aus dem Osten nach Österreich zurückgekehrt.

"Give Bees A Chance"

Zimmermann forscht seit dem Frühjahr im Zuge der von einer Hotelkette (Arcotel) finanzierten Aktion "Give Bees A Chance" über die Wildbienenfauna dieser während der letzten Eiszeit entstandenen Dünen- und Flugsandgebiete des Marchfelds. Bei der nun wiederentdeckten Kleinen Filzfurchenbiene handelt es sich um eine eurasische Steppenart. Die Tiere, deren Hinterleib vollständig mit filzartiger Behaarung bedeckt ist, nisten im Boden und sind nicht auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert.

Im Zuge der Erhebung konnte mit der Großen Sandgängerbiene (Ammobates punctatus) eine weitere Wildbienenart nachgewiesen werden. Diese zählt zu den Brutparasiten oder Kuckucksbienen. Sie baut kein Nest, sondern schmuggelt ihre Eier in die Brutzellen der Dünen-Pelzbiene (Anthophora bimaculata). Auch diese ist auf Sandlebensräume spezialisiert und wurde in großer Zahl nachgewiesen.

Weitere Untersuchungen

Das Projekt geht noch bis Ende kommenden Jahres. Weitere Untersuchungsgebiete sind die Sandberge bei Drösing und Weikendorfer Remise, das älteste Naturschutzgebiet in Österreich. Die Forscher wollen feststellen, ob sich die Bienenfauna in den vergangenen Jahrzehnten qualitativ oder quantitativ verändert hat, wie sich der Klimawandel auf die Artenzusammensetzung auswirkt und welchen Effekt Naturschutzmaßnahmen zeigen. Als Vergleichswert dient eine Untersuchung der gleichen Standorte aus dem Jahr 1997. (APA, red, 16. 11. 2018)