Törggelen der Signa Holding mit Rene und Nathalie Benko.

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In der Wiener Medienszene soll sich diese Woche einiges getan haben. Ein deutliches Anzeichen dafür war, dass "Falter"-Herausgeber Armin Thurnher von seinem Glauben schrieb, dass manche noch immer glauben, ich würde jede Woche mit dem einen Satz enden, der mich mehr als alles andere bekanntgemacht hat. Es handelt sich dabei um den Satz: "Im Übrigen bin ich der Meinung, der Mediamil-Komplex (vormals ,die Mediaprint') muss zerschlagen werden." Es kommt ja öfter vor, dass man gerade für eine Meinung mehr als alles andere bekannt wird, die nie zu einer Tatsache gerinnen will. Doch jetzt kommen die Dinge vielleicht ins Rutschen, nur anders als er seinerzeit hoffte. Hello, Benkoprint! Goodbye, Mediaprint! überschrieb er seine Kolumne – was den zweiten Teil der Grußformel betrifft, etwas voreilig.

Mit geistiger Beweglichkeit hat die "Kronen Zeitung" noch nie geglänzt, aber dass sie künftig als Immobilie ins Reich eines einschlägigen Investors wandern soll, dürfte viele beschäftigen, die der "Presse" die Nachricht entnehmen mussten: Benko greift nach der "Krone". Der starre Blick, das gierig geöffnete Auge, mit dem der Greifer von der Titelseite blickte, ließ sicher manchen mit dem Blatt ergrauten "Krone"-Leserbriefdichtern das Blut in den Adern gefrieren.

Dabei ist gerade alles so gut gelaufen. Jedenfalls ist vor wenigen Wochen der Streit um das Erbe des "Krone"-Gründers Hans Dichand beigelegt worden, erinnerte "Die Presse". Acht Jahre nach seinem Tod haben sich seine Witwe und die drei Kinder darauf geeinigt, dass jeder von ihnen 12,5 Prozent an der "Krone" erhält. Wie die Zeit vergeht – und jetzt das! Um die "Krone" samt Szepter zu bekommen, braucht Benko die Unterstützung zumindest eines Erben.

Daher in "Österreich" am Mittwoch die spannende Frage: Kommen Dichands heute zu Benkos "Törggelen"? Schon heute kommt es zum ersten spannenden "Showdown": René Benko lädt im Park Hyatt zu seinem alljährlichen "Törggelen"-Netzwerk-Event. Von Bundeskanzler Kurz abwärts ist dort die ganze Republik. In der Vergangenheit waren Christoph und Eva Dichand dort stets dabei.

Eben nicht die ganze Republik. Denn am nächsten Tag musste "Österreich" feststellen: Ganze Republik kam zur Benko-Show. Nur Dichand schwänzte nach "Krone"-Deal Törggelen-Fest. Wahrscheinlich ist er beleidigt. Was das Hochamt um den möglicherweise neuen Jeff Bezos Österreichs - so die "Salzburger Nachrichten" - aber nicht beeinträchtigte. Die Regierung rückte fast in Vollbesetzung an, um Benko die Ehre zu erweisen, denn man kann ja nie wissen, wann er Dichand das Szepter entwindet. Kanzler Sebastian Kurz und Vize Heinz-Christian Strache (in Begleitung mit - wie könnte es anders sein – seiner schwangeren Frau Philippa) führten die türkis-blaue Riege an. Auffällig: Aus der roten Reichshälfte war – neben Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer – ausschließlich die Wiener Stadt-SPÖ vor Ort. Der Wiener Bürgermeister ließ sich weitsichtig mit oe24-Chef Niki Fellner ablichten. Wer weiß schon, wie der Griff nach der "Krone" ausgeht?

Der "Kurier", irgendwie mitbetroffen von Benkos Griff nach dem Szepter, bemühte sich, seine Leser zu beruhigen. Raiffeisen werde im "Kurier" weiterhin "die klare Mehrheitsposition von 51 Prozent" haben – somit werde sich nichts ändern, sagte der Chef der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien und "Kurier"-Aufsichtsratschef Erwin Hameseder zur APA. Und außerdem: Die Zusammenarbeit startet nach Freigabe der zuständigen Kartellbehörden. Die sollen sich trauen, den Jeff Bezos Österreichs an der Verwandlung der Mediaprint in ein Golden Quarter des Journalismus zu hindern, wo doch die ganze Republik zur Benko-Show kam.

Aber die Dichands haben mindestens noch ein Eisen im Feuer. Gericht erlässt erneut einstweilige Verfügung gegen "Österreich"!, konnte "Heute" Donnerstag vermelden. Nächster Etappensieg von "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand gegen die Tageszeitung "Österreich". In der Verfügung, wie gesagt einstweilig, wird Fellner aufgefordert, es ab sofort zu unterlassen, Abbildungen der Klägerin zu veröffentlichen, wenn im Begleittext die wörtlichen und/oder sinngleichen Behauptungen verbreitet werden, die Klägerin sei geldgierig und/oder die Stadt Wien habe der Klägerin ohne jede Gegenleistung Geldbeträge in Millionenhöhe gezahlt.

Millionen ohne jede Gegenleistung? Das wäre in der Tat ein Skandal. (GÜNTER TRAXLER, 17.11.2018)